Schwebendes Skateboard, bessere Krebsdiagnostik und Feinschliff an der Knochenschraube
Steinmeier ehrt «Jugend forscht»-Sieger
(dpa) Beim 54. Wettbewerb «Jugend forscht» sind am Sonntag in Chemnitz die besten Nachwuchsforscher aus Deutschland ausgezeichnet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte den mehr als ein Dutzend Gewinnern. Die Forschungsergebnisse und Entdeckungen könnten dazu beitragen, dass wir die Welt ein Stück besser verstehen und vielleicht sogar in Zukunft ein wenig besser leben und arbeiten können, sagte er.
Felix Sewing und Alex Korocencev (Baden-Württemberg) räumten mit einer Art schwebenden Skateboard den Preis im Fachbereich Technik ab. Inspiriert vom Science-Fiction-Klassiker «Zurück in die Zukunft» konstruierten die beiden ein Gerät mit vier rotierenden Scheiben, die auf einer darunter liegenden Metallplatte ein abstoßendes Magnetfeld erzeugen.
Die 17-jährige Tara Moghiseh aus Rheinland-Pfalz nutzte den Einsatz künstlicher Intelligenz, um verschiedene Typen weißer Blutkörperchen - etwa von Leukämiekranken - automatisch zu erkennen. Sie erhielt dafür den ersten Preis in der Kategorie Arbeitswelt. Paul Kunisch und Thomas Derra aus Bayern gewannen mit ihrem Bindemittel zur Bekämpfung von Ölteppichen aus Gewässern den Bundespreis für Chemie.
Jakob Rehberger und Jonas Münz aus Baden-Württemberg wurden für eine neuartige Ultraschall-Maschine ausgezeichnet, mit der scharfe Kanten und kleinste Verunreinigungen an den Titanschrauben von Knochenimplantaten entfernt werden können. «Bei einem Praktikum musste ich die Kanten mit der Hand abschleifen», sagte Jonas Münz. So sei er auf die Idee gekommen, dafür eine Maschine zu entwickeln. Gut ein Jahr haben die beiden Gymnasiasten für ihre Erfindung gebraucht.
Insgesamt hatten sich 190 Jungforscher mit 111 Projekten für den Bundesentscheid qualifiziert. Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb fördert Talente bis zu einem Alter von 21 Jahren in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Die Auszeichnungen gab es in sieben Fachgebieten wie Biologie, Chemie, Physik und Arbeitswelt, auch Sonderpreise etwa für die originellste Arbeit wurden vergeben.
«Jugend forscht» leiste einen wichtigen Beitrag, um die Fachkräfte von morgen zu sichern, so Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). In den MINT-Fächern werde so viel Nachwuchs gebraucht wie nie. Steinmeier sprach von einem bewährten Instrument zur Förderung junger Talente und einer für moderne Industriegesellschaften unverzichtbaren Nachwuchsförderung. Mit bisher 280 000 Teilnehmern seit der Gründung 1965 sei «Jugend forscht» ein nicht geringer Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands.
Steinmeier dankte auch den ostdeutschen Lehrern, die geholfen hätten, den Wettbewerb erfolgreich gesamtdeutsch zu etablieren. Die wissenschaftliche Suche nach Lösungen für alte Probleme sei ebenso wichtig wie die «Fridays-for-Future»-Bewegung. «Erst ein Verständnis elementarer Vorgänge in Natur und Technik befähigt uns ja, soziale, ökonomische und kulturelle Folgen von wissenschaftlichen und technischen Fortschritten richtig einschätzen zu können.»
Die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) freute sich, dass der Wettbewerb in Chemnitz ausgetragen wurde. Die Stadt habe schwierige Zeiten hinter sich. Sie nahm damit Bezug auf die Ereignisse vom August 2018, als die Stadt nach dem gewaltsamen Tod eines Deutschen mit rechten Demonstrationen und Übergriffen international Schlagzeilen machte. Steinmeier betonte, dass Chemnitz mit seiner Universität für internationalen Austausch stehe, «für die Vorurteilslosigkeit, die jeder Forscher braucht, und für ein Klima der Freiheit und Toleranz.»