Wie gefährlich sind Luftschadstoffe wirklich?
Die Luft bringt unseren Körper mit einer Vielzahl chemischer Substanzen in Berührung. Wie Haut und Schleimhäute, Bronchien und Lungen auf den erzwungenen Kontakt mit Fremdstoffen reagieren, lässt sich am besten an Zellkulturen untersuchen, die aus den jeweiligen Geweben stammen. »Dazu kultiviert man die Zellen auf einer porösen Kunststoffmembran, die von unten mit einer Nährlösung umspült wird und leitet dann von oben Luft mit der Prüfsubstanz über die Zellen«, erklärt Detlef Ritter vom Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM in Hannover. Theoretisch ganz einfach. Praktisch bereitet dieses Prüfverfahren, das schon in den 1970er Jahren erdacht wurde, allerdings bis heute Probleme: »Bei den herkömmlichen Testsystemen ist die Atmosphäre über den Zellen oft nicht sauber genug von der Nährlösung getrennt, vor allem an den Membranrändern. Deshalb reagieren die Prüfsubstanzen teilweise direkt mit der Lösung statt mit der Zelloberfläche - und das verfälscht die Messungen«, so Ritter. Ein weiteres Manko derzeit verfügbarer Systeme: Will man die mit Luftschadstoffen behandelten Zellen mit dem Mikroskop untersuchen, dann muss man sie zuvor in ein neues Gefäß umsetzen - was ebenfalls die Ergebnisse beeinflusst.
Das neue Testsystem, das am Fraunhofer ITEM entwickelt und zum Patent angemeldet wurde, überwindet diese Mängel: Das PRIT® Air/Liquid Interface Kultur- und Expositionssystem besteht aus mehreren Komponenten. Kernstück ist die Kulturplatte im Format handelsüblicher Multiwell-Platten. Sie wird ergänzt durch einen Expositionsaufsatz, die Gaszuleitung und eine Heizplatte. »Das Kulturgefäß ist so konstruiert, dass das einströmende Gas - und somit auch die darin mitgeführte Prüfsubstanz - keinen Kontakt zur Nährflüssigkeit hat. Die Trägermembran mit den anhaftenden Zellen bildet eine geschlossene Barriere zwischen den beiden Medien«, erläutert Detlef Ritter. Mit dem System lassen sich außerdem erstmals alle wichtigen physikalischen Parameter - zum Beispiel Zusammensetzung, Temperatur, Druck und Strömungsgeschwindigkeit von Luft und Nährlösung - exakt definieren und kontrollieren. »Das erhöht die Robustheit, Reproduzierbarkeit und Empfindlichkeit der Untersuchungen«, so der Fraunhofer-Forscher.
Ein weiterer Vorteil des PRIT®-Systems: Die Zellen lassen sich direkt während des Kontakts mit den Luftschadstoffen beobachten. Dazu färbt man das Gewebe vor dem Test mit bestimmten Fluoreszenzfarbstoffen an, die verschiedene Wachstumsprozesse, Vergiftungs- und Stressreaktionen oder schädliche Veränderungen am Erbgut innerhalb kürzester Zeit durch kräftiges Leuchten anzeigen. Das Fluoreszenzlicht dringt durch den transparenten Boden der Kulturplatte nach außen und kann mit dem Mikroskop erfasst und ausgewertet werden. Durch dieses Life-Imaging lässt sich die Wirkung bestimmter Luftschadstoffe auf das untersuchte Gewebe ohne weitere Störung oder Zeitverzögerung sofort beurteilen.
Meistgelesene News
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Diese Produkte könnten Sie interessieren
DynaPro Plate Reader III von Wyatt Technology
Screening von Biopharmazeutika und anderen Proteinen mit automatisierter dynamischer Lichtstreuung
Hochdurchsatz-DLS/SLS-Messungen von Lead Discovery bis Qualitätskontrolle
Eclipse von Wyatt Technology
FFF-MALS System zur Trennung und Charakterisierung von Makromolekülen und Nanopartikeln
Neuestes FFF-MALS-System entwickelt für höchste Benutzerfreundlichkeit, Robustheit und Datenqualität
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.