Spritze gegen Herzinfarkt
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Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel: Beim Infarkt wird ein Teil des Herzens von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten. Das umliegende Herzgewebe wird zwar nicht mehr voll versorgt, stirbt aber erst nach einiger Zeit endgültig ab. Dieses Gewebe kann die Neuentwicklung von Univ.-Prof. David Bernhard, Leiter des Zentrums für Medizinische Forschung der JKU, retten. Mit seinem Team hat er den Wirkstoff 5`-Methoxyleoligin entwickelt. Das Besondere: Er schützt nicht nur das mangelversorgte Herzgewebe vor den Auswirkungen des Infarkts, sondern kann auch intravenös verabreicht werden. Eine Spritze vor Ort durch den Notarzt reicht also aus – bisher konnte eine Behandlung des Herzens erst operativ im Krankenhaus erfolgen.
Edelweiß-Wurzel
Der eigentliche Entwickler des Wirkstoffs ist die Natur: Methoxyleoligin stammt aus der Wurzel des Edelweiß‘. „Mittlerweile können wir es aber synthetisch herstellen“, so Bernhard. Die Bedeutung des Wirkstoffs geht noch weiter. Im Falle eines Infarkts versuchen die Zellen, Sauerstoff besonders effizient zu nutzen. Das Problem: Sauerstoff ist eigentlich ein Gift. Wird nun ein Herzkatheder gelegt, gelangt ein Übermaß an Sauerstoff in den Herzmuskel, was durch die besonders effiziente Verarbeitung zusätzlichen Schaden verursacht. Das JKU-Mittel reduziert diesen Effekt deutlich und mildert den Sauerstoff-Schaden deutlich ab.
Der Körper – ein komplexes Ding
Wie schwierig medizinische Forschung ist, hat Bernhard bei diesem Projekt erfahren. Unglaublich viele Wechselwirkungen müssen bedacht werden. So ist bekannt, dass Vitamin A vor Herz-Kreislauferkrankungen schützt. Mittlerweile zeigte sich, dass ein Abkömmling dieses Vitamins im Falle eines Herzinfarkts ins Gegenteil umschlägt und so das Zellsterben beschleunigt. Auch dieser Effekt wird durch das Multitalent Methoxyleoligin verhindert. "Der neue Wirkstoff verhindert, dass der gefährliche Vitamin A Abkömmling von Herzmuskelzellen aufgenommen wird", erklärt Bernhard.
Diese Forschungsergebnisse wurden nun der Fachwelt vorgestellt. Insgesamt haben Experten von sechs österreichischen Universitäten unter Führung der JKU mehrere Jahre an dem Projekt gearbeitet. Das Folgeprojekt ist bereits angelaufen: "Als nächstes wollen wir die neue Akut-Therapie des Herzinfarktes durch Notärzte und Kardiologen zur Verfügung haben", stellt Bernhard ambitionierte Ziele.
Bis das Mittel tatsächlich im Einsatz ist, dauert es aber noch. "Wir müssen weiter testen. Am Menschen können wir das Mittel gemäß Gesetz frühestens in drei Jahren erprobe", so der JKU-Forscher.
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