Alzheimer-Medikamente huckepack ins Gehirn
Die Pathobiochemie der Universitätsmedizin Mainz koordiniert neuen Forschungsverbund "NanoBrain"
In Deutschland sind ca. 1,2 Millionen Menschen an Alzheimer erkrankt. Bis heute ist die Ursache der Alzheimer-Erkrankung nicht vollständig geklärt. Charakteristisch für diese Erkrankung ist eine zunehmende Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit, die in der Regel mit einer Abnahme der täglichen Aktivitäten, mit Verhaltensauffälligkeiten und neuropsychologischen Symptomen einhergeht. Bereits viele Jahre, bevor erste klinische Symptome sichtbar werden, bilden sich im Gehirn des Betroffenen Ablagerungen. Diese zugrunde liegenden Veränderungen sind jedoch bislang nicht behandelbar.
"Das, was die Schlüsselloch-Medizin für die moderne Herzchirurgie bedeutet, können in Zukunft möglicherweise die Therapiekonzepte bei Alzheimer auf Basis von Nanopartikeln sein. Mit Nanopartikeln kann es erstmals gelingen, den Grundstein für eine effektive Therapie der Alzheimer-Erkrankung zu legen und damit eine zentrale Fragestellung im wissenschaftlichen Schwerpunkt Neurowissenschaften aktiv anzugehen", ist der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban, überzeugt.
"Die Idee ist, dass wir Strukturen herausfinden, die es ermöglichen potentielle Medikamente zur Prävention der Alzheimer-Erkrankung ins Gehirn zu transportieren. Denn bisher scheitert eine Therapie dieser Krankheit unter anderem daran, dass die meisten diskutierten Präparate den Wirkungsort im Gehirn nicht erreichen. Dabei spielt die im Gehirn vorhandene physiologische Barriere zwischen Blutkreislauf und Zentralnervensystem (ZNS), die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, eine besondere Rolle. Diese zu überwinden soll mittels Nanopartikel passieren. Die Partner des Forschungsverbunds versuchen nun diese so zu modifizieren, dass sie spezifisch über die Blut-Hirn-Schranke transportiert werden und zusätzlich im Huckepack-Verfahren die gewünschten Medikamente mitnehmen", erklärt Univ.-Prof. Dr. Claus Pietrzik von der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Der am Institut für Physiologische Chemie und Pathobiochemie tätige Pietrzik koordiniert das internationale "NanoBrain"-Team, welches Partner aus drei europäischen Ländern vereint. Im Rahmen des europäischen ERA-Net "Neuron" des 6. Forschungsrahmenprogramms der EU wird das Projekt in den kommenden drei Jahren mit mehr als einer Millionen Euro gefördert. Die Forschungsförderung der deutschen Gruppen wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) übernommen. Neben dem Team von Univ.-Prof. Dr. Claus Pietrzik sind auch Wissenschaftler des deutschen Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik (St. Ingbert), der JSW Life Sciences GmbH (Grambach) und der Medizinischen Universität Graz aus Österreich sowie der israelischen Bar Ilan University (Ramat Gan) beteiligt.
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