Erfolgreiche Kombinations-Therapie bei aggressiver Leukämie
Heilung durch ursprünglich palliativ eingesetzte Therapie
Zeiser/Nat Med
Die Akut Myeloische Leukämie ist die häufigste Leukämieform bei Erwachsenen. Rund jeder vierte Betroffene hat eine Genveränderung, die den Krebs resistent gegen Chemotherapie macht. Eine Transplantation von Immunstammzellen gesunder Spender führt bei knapp der Hälfte dieser Patienten zur Heilung. Doch bei fast 60 Prozent der Betroffenen kehrt der Krebs zurück und endet dann – bislang – schnell tödlich. Diese Patienten könnten jetzt von der neuen Therapie profitieren.
„Ursprünglich wurde Sorafenib Patienten nur gegeben, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Wir haben dann festgestellt, dass der Krebs bei den Patienten verschwindet, die zuvor eine Transplantation gesunder Immunzellen bekommen hatten. Das hat uns extrem überrascht“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Robert Zeiser, Oberarzt und Leiter der Sektion für Tumorimmunologie an der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Freiburg.
Vom Krankenbett ins Labor und zurück
Das Team um Prof. Zeiser stellte die klinischen Befunde im Labor nach und zeigte, dass Sorafenib in Leukämiezellen die Produktion des Botenstoffs Interleukin-15 ankurbelt. Das hebelt die Tarnmechanismen der Krebszellen aus und macht sie für das Immunsystem sichtbar. „Die transplantierten, gesunden Immun-T-Zellen erkennen so die Krebszellen und töten sie ab. Außerdem leben die transplantierten Zellen durch den Botenstoff länger und können mehr Krebszellen zerstören“, sagt Erstautorin der Studie Nimitha Mathew, Biotechnologin im Team von Prof. Zeiser an der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Freiburg.
Zusätzlich zu den Labordaten koordinierten die Freiburger Forscher eine großangelegte Analyse von 409 Patienten aus 39 Studienzentren in Europa, den USA, Australien und Asien. Die Patienten wurden alle aufgrund eines AML-Leukämierückfalls mit verschiedenen Medikamenten behandelt. „Die Kombination von Sorafenib und T-Zell-Übertragung führte eindeutig zur besten Überlebenswahrscheinlichkeit“, sagt Prof. Zeiser.
Sorafenib ist bereits für die Behandlung von Leber-, Nieren- und Schilddrüsenkrebs zugelassen. Bislang war bekannt, dass es die Vermehrung bestimmter Krebszellen stoppt und die Blutversorgung des Tumors hemmt. Bei Leukämiezellen hat es diese Wirkung allerdings nicht. „Weil Sorafenib bereits zugelassen ist, können Betroffene sofort damit behandelt werden“, sagt Prof. Zeiser.
„Die Studie ist ein Paradebeispiel für die so oft geforderte Translation in der medizinischen Forschung: Der Anstoß kam von Beobachtungen an Patienten, wurde im Labor untersucht und dann wieder in der Klinik überprüft“, sagt Prof. Dr. Justus Duyster, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Freiburg.