Bessere Identifizierung von Weichteiltumoren

05.11.2009 - Deutschland

Krebs kann sich in jeder Stelle des Körpers bilden. Selbst in Muskeln, Fett- und Nervengewebe können Tumoren entstehen. Solche Weichteiltumoren oder Sarkome zählen jedoch zu den seltenen Krebserkrankungen und werden deshalb oft nur schwer erkannt. An einer verbesserten Diagnostik arbeiten jetzt die Universitätsinstitute für Pathologie am Universitätsklinikum Erlangen und der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie zwei Firmen in Bremerhaven und Berlin gemeinsam in einem aktuellen Forschungsprojekt, das vom Bundesforschungsministerium mit 644.000 Euro gefördert wird.

Institut für Pathologie

Für die chromogene in-situ Hybridisierung (CISH) reichen normale Durchlichtmikroskope aus.

Rund 4.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an bösartigen Weichteiltumoren. Bei vielen Sarkomen sind genetische Veränderungen zu finden. Über solche charakteristischen Abweichungen im Erbgut ihrer Zellen sollen die Krebsgewebe besser und schneller identifiziert werden. Neben einer generell besseren Diagnostik für Weichteiltumoren könnte damit der Tumor jedes Patienten individuell bewertet und die Therapie entsprechend genau darauf abgestimmt werden.

Tausend Proben bei einer Analyse

Die Wissenschaftler in der Pathologie liefern dazu die diagnostische Expertise und erstellen sogenannte Gewebe-Chips, während die Firmen ihr Knowhow einerseits in Form von speziell markierten DNA-Sonden zur sogenannten chromogenen in-situ Hybridisierung (CISH) und andererseits über DNA-Chips (sogenannte LCD Arrays) zur Verfügung stellen. "Ich erwarte, dass am Ende des Projekts Produkte vorliegen, die auch in der täglichen Routinediagnostik in der Pathologie eingesetzt werden", sagt Prof. Dr. Arndt Hartmann vom Universitätsklinikum Erlangen. Der Direktor des Instituts für Pathologie glaubt an einen erfolgreichen Knowhow-Transfer ohne überhöhte finanzielle Belastungen, da die beteiligten Firmen ihre Entwicklungskosten zur Hälfte selbst tragen.

Das Pathologische Institut in Erlangen hat bereits in zahlreichen Studien an der Entwicklung neuer DNA-Sonden in der Molekularen Pathologie mitgewirkt. Die Pathologie in Jena verfügt über eine Gewebebank von mehreren tausend Tumorproben, da sie seit langem das Referenzzentrum für Sarkomdiagnostik in Deutschland ist. Diese Fälle sollen jetzt in ein sogenanntes Gewebs-Mikroarray gebracht werden. In einem nur zwei Zentimeter großen Paraffinblock haben so bis zu 1.000 Sarkome von unterschiedlichen Pa­tienten Platz und können mit den neuen Techniken automatisiert analysiert werden.

Fluoreszenz versus normales Licht

Typisch für genetische Veränderungen, die bei Weichteiltumoren häufig auftreten, ist der Austausch von Genabschnitten unterschiedlicher Chromosomen. Diese so genannten chromosomalen Translokationen sind als Biomarker verwendbar. Zwei Nachweismethoden sind dazu gut geeignet. Ein klassisches Verfahren ist die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH), bei der die Chromosomenveränderungen durch Farbabweichungen sichtbar werden. Die Farbstoffe sind allerdings relativ teuer und können nur mittels Fluoreszenzmikroskopie analysiert werden.

Bei der CISH werden dagegen Chromogene verwendet, die in normalen Durchlichtmikroskopen sichtbar sind. Damit ist diese Technik viel besser in den Arbeitsablauf des klinischen Pathologen integrierbar. In der zweiten geplanten Methode werden die Fusionsgene - Neukombinationen, die beim Austausch zwischen den Chromosomen entstehen - über spezielle DNA-Chips detektiert, die über einen einfachen Scanner ausgelesen werden. Jede der beiden beteiligten Firmen, Chipron GmbH und ZytoVision GmbH, entwickelt für einen dieser Diagnosewege passende und preiswertere Sonden bzw. Arrays, die am Ende insgesamt zwölf spezifische Veränderungen bei zehn Weichteiltumorarten nachweisen sollen.

Die neuen Verfahren, da sind sich alle Projektbeteiligten einig, werden die Diagnostik der Weichteiltumoren weiter verbessern. Dies werde dabei helfen, dass die Pathologie ein noch engerer Partner bei der zielgerichteten Tumortherapie wird.

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Alle FT-IR-Spektrometer Hersteller

Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten

Themenwelt Fluoreszenzmikroskopie

Die Fluoreszenzmikroskopie hat die Life Sciences, Biotechnologie und Pharmazie revolutioniert. Mit ihrer Fähigkeit, spezifische Moleküle und Strukturen in Zellen und Geweben durch fluoreszierende Marker sichtbar zu machen, bietet sie einzigartige Einblicke auf molekularer und zellulärer Ebene. Durch ihre hohe Sensitivität und Auflösung erleichtert die Fluoreszenzmikroskopie das Verständnis komplexer biologischer Prozesse und treibt Innovationen in Therapie und Diagnostik voran.

5 Produkte
1 White Paper
5 Broschüren
Themenwelt anzeigen
Themenwelt Fluoreszenzmikroskopie

Themenwelt Fluoreszenzmikroskopie

Die Fluoreszenzmikroskopie hat die Life Sciences, Biotechnologie und Pharmazie revolutioniert. Mit ihrer Fähigkeit, spezifische Moleküle und Strukturen in Zellen und Geweben durch fluoreszierende Marker sichtbar zu machen, bietet sie einzigartige Einblicke auf molekularer und zellulärer Ebene. Durch ihre hohe Sensitivität und Auflösung erleichtert die Fluoreszenzmikroskopie das Verständnis komplexer biologischer Prozesse und treibt Innovationen in Therapie und Diagnostik voran.

5 Produkte
1 White Paper
5 Broschüren

Themenwelt Diagnostik

Die Diagnostik ist das Herzstück der modernen Medizin und bildet in der Biotech- und Pharmabranche eine entscheidende Schnittstelle zwischen Forschung und Patientenversorgung. Sie ermöglicht nicht nur die frühzeitige Erkennung und Überwachung von Krankheiten, sondern spielt auch eine zentrale Rolle bei der individualisierten Medizin, indem sie gezielte Therapien basierend auf der genetischen und molekularen Signatur eines Individuums ermöglicht.

Themenwelt anzeigen
Themenwelt Diagnostik

Themenwelt Diagnostik

Die Diagnostik ist das Herzstück der modernen Medizin und bildet in der Biotech- und Pharmabranche eine entscheidende Schnittstelle zwischen Forschung und Patientenversorgung. Sie ermöglicht nicht nur die frühzeitige Erkennung und Überwachung von Krankheiten, sondern spielt auch eine zentrale Rolle bei der individualisierten Medizin, indem sie gezielte Therapien basierend auf der genetischen und molekularen Signatur eines Individuums ermöglicht.