Gießener Virologen koordinieren deutsch-israelisch-palästinensische Studie zur Hepatitis-B-Impfung
Forschungsgelder von 912.000 Euro für Impfstudie zum besseren Schutz gegen Hepatitis B bewilligt
Eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) erzeugt akute und chronische Entzündungen der Leber, die langfristig zu komplettem Leberversagen oder Leberkrebs führen können. Weltweit sind 370 Millionen Menschen chronisch mit diesem tückischen Virus infiziert, eine Million verstirbt jährlich an den Spätfolgen. Während in Deutschland nur 0,5 Prozent der Bevölkerung chronisch mit HBV infiziert sind, liegt in Palästina die Häufigkeit bei acht Prozent. HBV wird vor allem während der Geburt von der infizierten Mutter auf ihr Neugeborenes übertragen, das dann fast immer eine chronische Infektion entwickelt und ein hohes Risiko hat, im mittleren Lebensalter an Leberversagen oder Leberkrebs zu versterben. Die momentan verfügbaren Impfstoffe zeigen zwar eine sehr gute Schutzwirkung bei älteren Kindern und Erwachsenen, versagen jedoch in Palästina bei bis zu 25 Prozent der Neugeborenen von infizierten Müttern. Der verbesserte Impfstoff beruht auf Forschungsergebnissen von Prof. Gerlich, die er schon 1984 erarbeitet hat. Jedoch konnte erst in jüngster Zeit durch Arbeiten von Dr. Glebe experimentell bewiesen werden, dass der neue Impfstoff tatsächlich einen besseren Immunschutz bewirkt.
Auf palästinensischer Seite wird die Studie von Dr. Maysa Azzeh an der Al-Quds Universität, Ost-Jerusalem-Abu Dies, geleitet und in sechs Geburtszentren in der Westbank durchgeführt. Frau Azzeh hat bei dem früher in Gießen tätigen Molekularbiologen und Virologen Prof. Gerd Hobom promoviert, und danach noch zwei Jahre am Institut für Medizinische Mikrobiologie bei Prof. Trinad Chakraborty gearbeitet, bevor sie nach Palästina zurückkehrte. Dr. Rifaat Safadi (Hadassah Universität, Jerusalem) ist ein international anerkannter klinischer Hepatologe. Er leitet den israelischen Arm der Studie in vier Geburtszentren in Jerusalem und Nazareth. Bei einem Teil der geimpften Neugeborenen ist trotz der Impfung eine Hepatitis-B-Infektion zu erwarten. Die dabei auftretenden Virusstämme sollen dann am Institut für Medizinische Virologie der JLU charakterisiert werden, um so Rückschlüsse auf das Impfversagen zu erhalten und gezielte Verbesserungen zu ermöglichen.
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