Gewebeersatz aus der Fruchtblase

Viel versprechendes Material zur Rekonstruktion angeborener Fehlbildungen

03.08.2009 - Deutschland

Angeborene Fehlbildungen wie Gaumenspalten oder Neuralrohrdefekte müssen schnell operiert werden. Leider mangelt es dabei oft an Material: Körpereigenes Gewebe ist nicht ausreichend vorhanden, künstlicher Ersatz ist teuer und schlecht verträglich. Forscher um Prof. Dr. Lars Steinsträßer (Klinik für Plastische Chirurgie, RUB-Klinikum Bergmannsheil) wollen nun eine neue Gewebequelle erschließen: Teile der Fruchtblase, die nach der Geburt weggeworfen werden, könnten sich als praktisch körpereigenes Material gut eignen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Einzelprojekt mit 442.000 Euro für drei Jahre.

Es mangelt an Gewebe

Die operative Behandlung von angeborenen Fehlbildungen erfordert möglichst körpereigenes, und reichlich verfügbares Ersatzgewebe. Meist herrscht daran ein Mangel. Zudem bilden sich in der Spender- und Empfängerregion starke Narbenkontrakturen, die wiederum die rekonstruierte Fehlbildungsregion am wachsen hindert. Außerdem bildet sich dort ein schlecht durchbluteter Bereich, der bei eventuellen Folgeoperationen Schwierigkeiten bereiten kann. Künstliche Ersatzmembranen, die zurzeit eingesetzt werden, sind teuer und nur eingeschränkt biokompatibel.

Teile der Fruchtblase nutzen

Als Erste prüfen jetzt die Bochumer Forscher, ob sich die sonst bei der Geburt verworfene frische mütterliche Amnionmembran (AM), die innere Haut der Fruchtblase, zur Rekonstruktion angeborener Fehlbildungen eignet. Das biologische und mechanische Verhalten des potentiell wertvollen Gewebes wollen sie in mehreren experimentellen Wundmodellen untersuchen. Da es sich praktisch um körpereigenes Material handelt, hoffen die Forscher, dass das kindliche Immunsystem es toleriert. Mögliche Einsatzgebiete wären Defekte wie Spaltbildungen des Gesichtsbereiches, des Neuralrohres und der Bauchwand. Durch die vorgeburtliche Diagnostik kann man solche Fehlbildungen heute früh erkennen, so dass die Gewinnung des Ersatzgewebes gut planbar wäre. Kältekonserviert könnte es auch für spätere Eingriffe als Gewebereserve aufbewahrt werden.

Zusammenarbeit mit Münchner Kollegen

Die Arbeitsgruppe für Molekulare Onkologie und Wundheilung von Prof. Dr. Lars Steinsträßer (Universitätsklinik Bergmannsheil Bochum, Direktor Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau) arbeitet bei dem Projekt eng zusammen mit der Forschungsgruppe "Onkologisch-Rekonstruktive Gesichtschirurgie" um PD Dr. Dr. Marco Kesting aus der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie der Technischen Universität München (Prof. Dr. Dr. Klaus-Dietrich Wolff).

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