Schmucke Bakterien

Stadtgoldschmied inspiriert von Mikroorganismen aus dem Hans-Knöll-Institut

30.07.2009 - Deutschland

Eine Art „Erfurter Münzkette“ und das bekannte Mainzer Rad aus dem Wappen der Landeshauptstadt – beides Schmuckgegenstände, die mit Hilfe von Bakterien entstanden. Volker Atrops, der Erfurter Stadtgoldschmied des Jahres 2009, stellte diese ungewöhnlichen Kreationen jetzt erstmals der Öffentlichkeit vor.

Auf der Suche nach neuen Gestaltungsideen besuchte Volker Atrops beim Tag des offenen Landtags im Juni auch den Stand des Leibniz-Instituts für Naturstoff- Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut Jena. Sofort fiel ihm der außergewöhnliche Farb- und Formenreichtum der dort präsentierten Mikroorganismen ins Auge. Mit dem Pressesprecher des Instituts, Dr. Michael Ramm, war er sich schnell einig, dass man da gemeinsam etwas ganz Neues machen müsse. Die Jenaer Mikrobiologen suchten daraufhin einige besonders repräsentative Vertreter aus ihrer Sammlung. Nach Anzucht auf geleeartigem Agar-Nährboden sollten sie sich möglichst lange von ihrer attraktivsten Seite zeigen. Die Assistentin Christiane Weigel experimentierte nur kurz und „schrieb“ mit einer Impföse Bakterienmasse in kleine Petrischalen. Nach kurzer Zeit entwickelten sich die Bakterienkolonien in Buchstabenform. Volker Atrops fertigte daraus anschließend den lebenden Schmuck.

Die verwendeten Bakterien gehören zur formenreichen Gruppe der Actinomyceten. Deren bizarre Ästhetik wurde von den Wissenschaftlern bereits früher registriert, ebenso der intensive Duft nach frischer Wald- oder Komposterde. Die Mikroben leben genau dort und sorgen durch Ausscheidung von Aromastoffen für den typischen Erdgeruch. Eigentliches Ziel der Wissenschaftler sind jedoch andere Fähigkeiten: Viele dieser Bakterien bilden Antibiotika, die in der Medizin unschätzbare Dienste leisten. Da Krankheitserreger jedoch immer neue Resistenzen entwickeln sind auch ständig neue Antibiotika erforderlich, um Infektionskrankheiten bekämpfen zu können. Die Mikrobiologen des Hans-Knöll-Instituts haben seit den 1950er Jahren eine international geachtete Sammlung von Mikroorganismen angelegt, die heute 34.000 Stämme umfasst. Ein Schatz, der neben vielen biochemischen Geheimnissen auch ein großes ästhetisches Potential birgt.

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