Neue Waffen gegen chronische Wunden

Forschungspreis für „Wundforschung in der Dose“

17.07.2009 - Deutschland

Neue Waffen gegen infizierte chronische Wunden schmieden Bochumer Mediziner um Prof. Dr. Lars Steinsträßer (RUB-Klinikum Bergmannsheil) aus kurzen Eiweißketten, die Fremdkörper erkennen und sofort unschädlich machen können. Die „Waffenschmiede“ ist dabei eine Metalldose, die so genannte Wundkammer, in der man Wundinfektionen kontrolliert hervorrufen, lokal begrenzt ablaufen lassen und experimentell behandeln kann. Für seine Arbeit "Antibakterielle Aktivität des Designer Host Defense Peptides Novispirin G10 im infizierten Bochumer Wundkammermodell" wurde Steinsträßer jetzt von der Fondation Le Lous mit dem Forschungspreis Medizin 2009 ausgezeichnet. Der erste Preis ist dotiert mit 7.000 Euro.

Tödliche Wundinfektionen

Wunden, die nicht heilen wollen, sind für die Medizin schwierige Gegner: Einmal besiedelt mit Keimen, denen kein übliches Antibiotikum mehr etwas anhaben kann, werden sie zum Dauerproblem für Patienten und in der Masse auch für das Gesundheitssystem. Für immungeschwächte Patienten wie Schwerbrandverletzte kann eine Wundinfektion tödlich sein. Forscher suchen daher neue Gegenmittel. Viel versprechendes Ausgangsmaterial dafür sind antimikrobielle Peptide: kurze Eiweißketten des angeborenen Immunsystems, die Fremdkörper erkennen und sofort unschädlich machen können. Stattet man gesunde Hautzellen mit dem genetischen Bauplan für diese Peptide aus, können sie sie für den Rest ihrer Lebensdauer selbst herstellen und so die Heilung chronischer Wunden beschleunigen. Für den Einbau der genetischen Information in die Hautzellen machen sich die Forscher Viren zunutze.

Wundkammer ermöglicht standardisierte Tests

Um die Wirksamkeit verschiedener solcher Peptide untersuchen zu können, greifen die Forscher auf ein von Prof. Steinsträßer entwickeltes und patentiertes Wundkammermodell zurück. In einer solchen Wundkammer aus Titan lassen sich Infektionen lokal begrenzt auslösen und unter natürlichen Bedingungen behandeln. Die sog. BO-Chamber besteht aus einem Titanring, der binnen einer Woche in eine zuvor passgenau präparierte Wunde in der Haut einheilt. Die Wundkammer ist mit einem Schraubverschluss luftdicht und keimfrei abgeschlossen, so dass keine unerwünschte Infektion entsteht. Durch ein Schlauchsystem können die Forscher Wundflüssigkeit entnehmen oder Medikamente in die Wunde bringen.

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