Pharmakonzerne ziehen wegen Schweinegrippe Interesse auf sich

30.04.2009 - Deutschland

(dpa-AFX) Meldungen über ein Auftreten der Schweinegrippe in Europa haben in den vergangenen Tagen den Pharmakonzernen eine erhöhte Aufmerksamkeit beschert. Am Mittwoch erreichte die Erkrankung nun auch Deutschland. Roche und Glaxo sind die Hersteller der Grippemittel Tamiflu und Relenza. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wirken beide Medikamente auch gegen die neuartige Infektionskrankheit des Typs H1N1. "Impfstoffe sind die beste Investition, die Gesundheitsämter machen können" sagte Sanofi-Aventis-Chef Chris Viehbacher am Mittwoch in Paris mit Blick auf die Schweinegrippe.

Neben Roche und GlaxoSmithKline haben auch Novartis und Sanofi-Aventis mit der Impfstofftochter Sanofi Pasteur unterstrichen, ihre Bestrebungen zur Entwicklung eines H1N1-Impfstoffes weiter voranzutreiben.

Unternehmen stehen in den Startlöchern

Nach Angaben des Pharmakonzerns Novartis gibt es gute Chancen, einen Impfstoff gegen die Schweinegrippe zu entwickeln. "Unsere Forscher sind sehr zuversichtlich, es ist alles nur eine Frage der Zeit", sagte ein Sprecher des Konzerns, Eric Althoff, Anfang der Woche. Der Konzern geht von einer Entwicklungszeit von drei bis sechs Monaten aus.

"Forschende Pharma-Unternehmen stehen in den Startlöchern, um Impfstoffe gegen den Erreger zu entwickeln", sagte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des vfa, dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Berlin. Einige Hersteller benötigten heute weitaus weniger Virenmaterial pro Impfspritze, weil Zusatzstoffe - sogenannte Adjuvantien - die Schutzwirkung wesentlich verstärken. Dadurch ließen sich die für große Impfaktionen nötigen Mengen an Impfstoff schneller verfügbar machen als noch vor wenigen Jahren.

Während Relenza von GlaxoSmithKline inhaliert werden muss, kann das Grippemittel Tamiflu von Roche als Kapsel eingenommen werden. Roche profitierte vor allem in den Jahren 2006 und 2007 von der Pandemie-Vorsorge von Gesundheitsbehörden und Unternehmen, da diese Vorräte des Grippemittels anlegten. 2008 gingen die Verkäufe dann von zeitweise 2,6 Milliarden Franken auf 600 Millionen Franken zurück.

WHO arbeitet auf Hochtouren

Im Genfer Hauptquartier der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herrscht seit Tagen der Ausnahmezustand. Seit Bekanntwerden der ersten Todesfälle durch ein mutiertes Virus der Schweinegrippe wird dort rund um die Uhr daran gearbeitet, wie man eine weltweite Ausbreitung, eine Pandemie, vermeiden kann. In der Nacht zum Dienstag setzte die Behörde die geltende Alarmstufe 3, die nach Ausbruch der Vogelgrippe SARS eingeführt wurde, auf 4 heraufgesetzt.

Nach dem Ausbruch der Krankheit in Mexiko steigt die Zahl der infizierten Menschen auch in den USA und Kanada. In Deutschland sind zwei Menschen in Bayern und einer in Hamburg an der Schweinegrippe erkrankt, wie das Robert Koch-Institut am Mittwochvormittag in Berlin mitteilte.

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