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Xylitol
Xylitol, auch Xylit, sind Trivialnamen für Pentanpentaol, einem Zuckeraustauschstoff (E 967). Die Entdeckung geht auf den späteren Nobelpreisträger Emil Fischer zurück. Die Besonderheit an Xylitol ist seine in verschiedenen klinischen Studien nachgewiesene kariostatische und antikariogene Substanz. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Vorkommen, Herstellung und EigenschaftenXylitol befindet sich neben Sorbitol als natürlicher Zuckeralkohol in vielen Gemüsesorten (u.a. Blumenkohl) und Früchten (u.a. Pflaumen, Erdbeeren, Himbeeren), wobei der Anteil kleiner 1% in der Trockenmasse ist[1], sowie in der Rinde bestimmter Holzarten (z. B. Birke). Industriell wird Xylitol durch chemische Modifikation von Xylaneen (Holzgummi) über den Holzzucker Xylose gewonnen. Die industrielle Herstellung ist aufwändig, Xylitol ist ein verhältnismäßig teurer Zuckeraustauschstoff. Heute erfolgt die Gewinnung häufig aus Resten von Maiskolben nach Abernten der Körner. Möglich ist dabei der Einsatz von gentechnisch verändertem Mais.[2] Als Intermediärprodukt werden im menschlichen Körper während des Kohlenhydratabbaus täglich 5-15 Gramm in der Leber hergestellt. Xylitol hat den selben Geschmack und die gleiche Süßkraft wie Zucker, d. h. Saccharose. Löst sich Xylitol im Mund im Speichel, entzieht es der Umgebung Wärme und erzeugt auf der Zunge einen Kühleffekt (endotherme Lösungswärme) von -153.2 J/g, der ähnlich beschrieben wird, wie der erfrischende Geschmack von Menthol. Der bezogene Nährwert von 10 kJ/g (2,4 kcal/g) ist etwa 50 % geringer als bei Haushaltszucker. Der Stoffwechselweg im menschlichen Körper läuft insulinunabhängig ab, beeinflusst den Blutzucker- und Insulinspiegel nur geringfügig und ist somit für Diabetiker geeignet. Xylitol ist hitzestabil und karamellisiert nur, wenn es mehrere Minuten nahe beim Siedepunkt (216 °C) erhitzt wird. Bei normalen Backtemperaturen (ca. 100 °C) findet keine Karamellisierung statt. Xylitol ist ein Molekül, das viel Wasser an sich zu binden vermag. Es wird im Dünndarm nur passiv, also langsam und unvollständig resorbiert. Bei regelmäßiger Einnahme kann die Resorptionsrate im Dünndarm durch Enzyminduktion erhöht werden. Bei Einnahme von mehr als 0,5 g Xylitol pro kg Körpergewicht kann eine abführende Wirkung auftreten, welche nach Adaptation des Organismus verschwinden kann. Es wurden in Studien Einnahmen von 200 g Xylitol täglich problemlos vertragen. Bei Sorbitol besteht diese Anpassung nicht, daher wirkt Sorbitol immer abführend. Im Dickdarm wird das restliche Xylitol (etwa 2/3 der eingenommenen Menge) durch Bakterien zerlegt und zu kleinen Fettsäurebestandteilen abgebaut und resorbiert. Diese werden zu Kohlendioxid (CO2) und Wasser verstoffwechselt. Medizinische BedeutungAnti-kariogene WirkungXylitol wurde Anfang der 70er-Jahre als ein mögliches kariesreduzierendes Kohlenhydrat entdeckt. An der Universität Turku (Finnland) wurden in den Jahren 1972 bis 1975 zwei klinische Studien (bekannt als Turku-Zuckerstudien) durchgeführt, die eine hochsignifikante Reduktion von Karies belegen konnten. In der ersten, einer zweijährigen Ernährungsstudie wurde Zucker (Saccharose) in allen Lebensmitteln durch Fructose bzw. Xylitol ersetzt. Insgesamt 115 Personen in insgesamt 3 Gruppen nahmen teil. Der Verzehr der Süßmittel belief sich auf 50 bis 67 g pro Tag. Nach der Studie konnte eine Kariesreduktion von 30% bei Fructose bzw. über 85% beim Einsatz von Xylitol ermittelt werden. Zum Vergleich wurde der sogenannte DMFS-Index[3] herangezogen. Die Zunahme des Index war 7,2 in der Saccharose-Gruppe, bei 3,8 in der Fructose-Gruppe und 0,0 in der Xylitolgruppe. Die zweite Studie wurde gestartet, als bei verschiedenen Probanden während der ersten Studie eine markante Reduktion der DMFS-Werte festgestellt wurden, d.h. dass sie eine sogenannte Kariesrevision aufwiesen. Rund 100 Personen wurden in Saccharose- und Xylitolgruppen aufgeteilt. Die Süßmittel wurden im Zeitrahmen von einem Jahr in Kaugummis verabreicht, ca. 7 Gramm täglich pro Person. Im Vergleich zur Saccharosegruppe wurde bei den Xylitolprobanden eine Reduktion der Karieszuwachsrate um mehr als 82 % ermittelt. Der Kaueffekt konnte ausgeschlossen werden, da beide Gruppen die gleiche Menge Kaugummi konsumierten. Ein Fazit der Studie ist auch, dass bereits geringe Mengen an Xylitol ausreichen und eine komplette Umstellung des Süßmittels nicht notwendig ist. Diese Effekte werden dadurch erklärt, dass die kariogenen Streptokokkus mutans das Xylitol nicht verstoffwechseln können und damit absterben. Weiterhin werden sie auch daran gehindert, als Plaquebakterien an der Zahnoberfläche anzuheften. Als optimale Xylitolmenge wurden zwischen 5-10 Gramm pro Tag in mehreren Portionen ermittelt. Dies kann mittels Kaugummi oder Lutschpastillen erfolgen, Darüber hinaus regt Xylitol die Speichelproduktion und fördert die Bildung von Komplexen mit Calcium und Speicheleiweißen in der Mundhöhle, was zu einer Remineralisation von Zahnhartsubstanz führt. In einer weiteren Turku-Studie aus dem Jahr 2000 wurden die Wechselwirkungen zwischen Müttern, die regelmäßig xylitolhaltige Kaugummis kauten und ihren Kindern (bis 2 Jahre alt) untersucht.[4] Ergebnis der Untersuchung war, dass der regelmäßige Konsum von Xylitol-Kaugummis den Befall mit Streptokokkus mutans signifikant hemmt. Mittelohrentzündungsvorbeugende WirkungIn einer finnischen Studie wurde nachgewiesen, dass Kinder die täglich Xylitol als Sirup oder in Form von Gummibonbons erhielten, im Vergleich zu Kindern einer Kontrollgruppe die das Süßungsmittel nicht erhielt, 30–40% weniger häufig an einer Mittelohrentzündung erkrankten.[5] Osteoporosevorbeugende WirkungIm Darm bildet Xylitol Komplexe mit Calcium und erleichtert dessen Resorption. Dies könnte ein noch wenig erforschter Weg zur Vorbeugung von Osteoporose sein.[6][7] Quellen
Literatur
Siehe auch
Kategorien: Diabetologie | Zahnmedizin |
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