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William D. HamiltonWilliam Donald „Bill“ Hamilton (* 1. August 1936 in Kairo, Ägypten; † 7. März 2000) war ein englischer Biologe, der Forschungen auf dem Gebiet der Ethologie, Evolutionsbiologie, Zoologe und Genetik betrieb. Er wurde berühmt für seine theoretische Arbeit, welche die genetische Grundlage für die Existenz der Verwandtenselektion (kin selection) lieferte. Er kann als ein Vorläufer der Soziobiologie angesehen werden, die von Edward Osborne Wilson begründet wurde. Hamilton wird – neben Ronald Fisher – als einer der größten Evolutionstheoretiker des 20. Jahrhunderts betrachtet. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
LebenFrühe JahreHamilton wurde 1936 in Kairo als zweitältestes von sechs Kindern geboren. Sein Vater, A. M. Hamilton war ein in Neuseeland geborener Ingenieur, und seine Mutter, B. M. Hamilton, war eine Ärztin. Die Familie Hamilton zog nach Kent als Bill ein Junge war. Während des Zweiten Weltkrieges war er nach Edinburgh evakuiert. Er interessierte sich früh für Naturkunde und verbrachte seine Freizeit damit Schmetterlinge und andere Insekten zu sammeln. 1946 entdeckte er das Buch Butterflies (Schmetterlinge) von E.B. Ford, welches ihn in die Prinzipien der Evolution einführte. Er wurde an der Tonbridge Schule erzogen, wo er im Schulhaus wohnte. Als 12-Jähriger wurde er ernsthaft verwundet, als er mit Sprengstoff spielte, den sein Vater übriggelassen hatte, als er Handgranaten für die Heimatverteidigung während des Zweiten Weltkrieges herstellte. Der Unfall hätte ihm wahrscheinlich das Leben gekostet, wäre seine Mutter nicht Ärztin gewesen. Man musste ihm Finger an der rechten Hand amputieren und es benötigte sechs Monate bis zu seiner Genesung. Während seiner ersten Studienjahre am St John’s College, Universität Cambridge mit Abschluss (B. S.) 1960, wurde er wesentlich beeinflusst von Ronald Fishers Buch The Genetical Theory of Natural Selection, welches eine mathematische Grundlage für Evolutionsgenetik lieferte. In der Hauptsache wandte es sich gegen die Vorstellungen der Gruppenselektion. Hamiltons RegelEr machte seine Doktorarbeit 1968 während er am University College London und an der London School of Economics and Political Science immatrikuliert war, über die Grundsätze, die später als 'Hamiltons Regel' der Gesamtfitness bekannt wurden. Seine Arbeiten über dieses Thema werden heute weltweit zitiert. Die Gesamtfitness eines Lebewesens kann gemessen werden als die Anzahl der eigenen Gene, die an die nachfolgende Generation weitergegeben wird. Sie setzt sich zusammen aus a) der direkten Fitness, den eigenen Genen in den eigenen Nachkommen, die es ohne fremde Hilfe produzieren konnte und b) der indirekten Fitness, den eigenen Genen, die durch seine Hilfe zusätzlich an fremde Nachkommen weitergegeben wurden. Nach John Maynard Smith existiert neben der Weitergabe der Gene durch die eigene Fortpflanzung (direkte Fitness) außerdem die Möglichkeit, Verwandten bei deren Nachkommenproduktion zu helfen (indirekte Fitness). Da diese Lebewesen zum Teil dieselben Gene besitzen wie das helfende Individuum, fördert dieses durch sein Helferverhalten die Weitergabe des eigenen Erbguts (Verwandtenselektion, „kin selection“). Dieser Altruismus ist nur dann erfolgreich und breitet sich aus, wenn der Nutzen für denjenigen, der das altruistische Verhalten zeigt, größer ist als die Kosten, die er dafür investieren muss (Hamiltons Regel). Mathematisch ausgedrückt muss das Verhältnis von Nutzen (B) zu Kosten (C) größer sein als eins dividiert durch den Verwandtschaftsgrad.
mit B: Nutzen (benefit); C: Kosten (cost); r: Verwandtschaftskoeffizient (relatedness) Beispiel: Ein Tier, das durch seine Hilfe auf zwei eigene Nachkommen verzichtet (C = 2), dafür aber einem Geschwister (Verwandtschaftsgrad zwischen Geschwistern bei diploiden Organismen (r = 0,5) hilft, fünf zusätzliche Nachkommen (B = 5) zu produzieren, hat eine höhere Gesamtfitness als ein Tier, das „egoistisch“ nicht hilft. Unter Einbeziehung der verschiedenen Verwandtschaftsgrade zum Empfänger und zu den eigenen Nachkommen ergibt sich folgende Formel: rB: Verwandtschaftsgrad des Gebers zum Empfängers; rC: Verwandtschaftsgrad des Gebers zu den eigenen Nachkommen Die obige Formel trug wesentlich zum Verständnis des Altruismus bei sozialen Insekten bei. Aufgrund der ungewöhnlichen Haplodiploidie sozialer Insekten (Ameisen, Bienen und Wespen) ergibt sich bei Vollschwestern eines Nestes ein Verwandtschaftskoeffizient von 0,75 miteinander, mit ihren Vollbrüdern 0,25. Mit ihren eigenen Nachkommen sind diese Arbeiterinnen jedoch nur zu 50 % (r = 0,5), also weniger als mit den Schwestern, verwandt. Als Folge ist es für Arbeiterinnen sozialer Insekten, wenn die Königin sich nur einmal gepaart hat, genetisch vorteilhafter, eigene Schwestern als Töchter aufzuziehen. Außergewöhnliche GeschlechterverhältnisseZwischen 1964 und 1978 war Hamilton Dozent am Imperial College London. Dort veröffentlichte er einen Aufsatz in Science über 'Außergewöhnliche Geschlechterverhältnisse'. Ronald A. Fisher hatte 1930 ein Modell vorgeschlagen, warum das normale Geschechterverhältnis beinahe immer 1 : 1 ist und dass ungewöhnliche Verhältnisse wie bei den Wespen einer Erklärung bedürfen. Dies eröffnete ein ganz neues Forschungsgebiet. Der Aufsatz führte das Konzept der unschlagbaren Strategie ein, welches John Maynard Smith und George R. Price zur evolutionär stabilen Strategie ESS weiterentwickelten, einem Konzept der Spieltheorie, das nicht nur auf die Evolutionsbiologie beschränkt war. Hamilton wurde als schlechter Dozent betrachtet. Dieser Mangel beeinträchtigte nicht die Popularität seiner Arbeit, da sie durch Richard Dawkins 1976 in Dawkins Buch Das egoistische Gen bekanntgemacht wurde. 1976 heiratete er Christine Friess, sie hatten drei Töchter, Helen, Ruth und Rowena. Später ließen sie sich scheiden. Er war Gastprofessor an der Harvard Universität und verbrachte später neun Monate bei der Royal Society und der Royal Geographic Society 'Xavantina-Cachimbo Expedition' als Gastprofessor an der Universidade de São Paulo. Von 1978 an war er Professor für Evolutionbiologie an der University of Michigan. Gleichzeitig wurde er als ausländisches Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences gewählt. Seine Ankunft löste Proteste und Sitzstreiks unter Studenten aus, die seine Ansichten in der Soziobiologie nicht teilten. Jagd der Roten KöniginEr veröffentlichte ebenfalls die Rote Königin-Theorie der Evolution der Geschlechtlichkeit. Dies wurde nach einer Figur in Alice hinter den Spiegeln von Lewis Carroll benannt. Hamilton sagte voraus, dass Geschlechtlichkeit sich deshalb herausgebildet habe, weil dadurch immer neue Gen-Kombinationen entstanden - die geschlechtlichen Organismen waren immer wieder ihren Parasiten gegenüber im Vorteil. Zurück in EnglandIm Jahre 1980 wurde er zum Mitglied der Royal Society gewählt, und 1984 wurde er Royal Society Research Professor am New College, Universität Oxford, Abteilung Zoologie, wo er bis zu seinem Tode blieb. Von 1994 an lebte er mit Maria Luisa Bozzi, einer italienischen Schriftstellerin, zusammen. Zur Entstehung von AIDSWährend der 1990er Jahre wurde Hamilton zunehmend überzeugt davon, dass die Herkunft der AIDS-Epidemie in verseuchtem Serum bei der Polio-Schluckimpfung (engl. Oral Polio Vaccines, abgekürzt OPV) in Afrika während der 1950er Jahre lag (die OPV-AIDS-Hypothese). Briefe von Hamilton an Science wurden von der Zeitschrift zurückgewiesen, unter der Klage, dass das medizinische Establishment gegen die OPV-AIDS-Hypothese vorgehen würde. Um Beweise für die OPV-AIDS-Hypothese zu erhalten, wollte man den natürlichen Pegel des Simian Immunodeficiency Virus (SIV) in Primaten feststellen. Dazu wagte sich Hamilton mit zwei anderen Kollegen in die kriegszerrissene Demokratische Republik Kongo, wo er sich mit Malaria ansteckte. Er wurde nach Hause gebracht und verbrachte sieben Wochen im Krankenhaus, bevor er starb. PostscriptEine weltliche Gedenkfeier (er war ein Atheist) wurde am Samstag 1. Juli 2000 in der Kapelle von New College Universität Oxford abgehalten, organisiert von Richard Dawkins. Auszeichnungen
Zur Zeit (2004) wird eine biografische Denkschrift für die Royal Society vorbereitet.[1] Werke
Einzelreferenzen
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- Obituaries and reminiscences
- Centro Itinerante de Educação Ambiental e Científica Bill Hamilton (The Bill Hamilton Itinerant Centre for Environmental and Scientific Education) (in Portuguese)
- Non-mathematical excerpts from Hamilton 1964
- W.D. Hamilton's work in game theory
- polio vaccines and AIDS
Personendaten | |
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NAME | Hamilton, William Donald |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Biologe |
GEBURTSDATUM | 1. August 1936 |
GEBURTSORT | Kairo, Ägypten |
STERBEDATUM | 7. März 2000 |
Kategorien: Genetiker | Evolutionsbiologe