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Wilde Malve
Die Wilde Malve (Malva sylvestris), auch Große Käsepappel (auch: Käslikraut, Pappel, Hasenpappeln, Hanfpappel, Poppeln, Algier-Malve, Eibisch, Feld-Malve, Hasenpappel, Johannispappel, Katzenkäse, Mauretanische Malve, Mohren-Malve, Pappelblume, Pissblume, Ross-Malve, Roßpappel, Schwellkraut, Stockrose, Wald-Malve, Chäslichrut) genannt, zählt zu den ältesten bekannten Nutzpflanzen und wurde schon in der Antike als Gemüse- und Heilpflanze angebaut. Der Name hat nichts mit der Pappel zu tun, sondern bezieht sich auf die käseförmigen Früchte, sowie den "Brei", der aus den stark schleimhaltigen Blättern kommt. Die Wilde Malve gehört zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
BeschreibungHabitus und BlätterEs handelt sich um eine (selten ein-) zwei- bis mehrjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 120 cm erreicht. Der mit zahlreichen Büschelhaaren besetzte Stängel kann aufrecht stehend oder flach liegend wachsen. Er verholzt im unteren Bereich in den äußeren Teilen, innen besitzt er ein lockeres Mark. Die ebenfalls behaarten Stängelblätter stehen wechselständig, sind fünf- bis siebenfach gelappt und weisen am Blattrand eine deutliche Kerbung auf. Die oberen Stängelblätter sind regelmäßig beinahe bis zum Blattgrund handförmig eingeschnitten. Blüte und BlütenbiologieZwischen Mai und September entwickelt die Pflanze gestielte fünfzählige rosaviolette Blüten. Feine Längsnerven, im Farbton etwas dunkler als die Blütengrundfarbe (Strichsaftmale) verleihen den fünf verkehrt-eiförmigen und deutlich ausgerandeten Kronblättern ihre charakteristische Musterung. Die violette Farbgebung beruht auf wasserlöslichen Anthocyanen, die sich im Saft der Zellvakuole befinden. Die Blüten wachsen meist zu Büscheln (6, selten bis zu 10) in den Laubblattachseln, sie können jedoch auch einzeln stehen. Bei den Blüten handelt es sich blütenbiologisch um vormännliche Scheibenblumen. Sie werden von einem zwei- bis dreiblättrigen Außenkelch eingeleitet. Dieser besteht aus schmalen grünen Blättern. Hierauf folgen fünf innere Kelchblätter, welche bis zur Mitte miteinander verwachsen sind. Sowohl der Kelch als auch der Außenkelch weisen, ähnlich wie der Stängel, eine zottelige Behaarung auf. Gewöhnlich überragen die Kronblätter den Kelch um das drei- bis vierfache. Die wilde Malve bildet zahlreiche Staubblätter aus, deren lange Staubfäden zu einer Art Säule verwachsen sind. Diese ist mit dem Kronblättern verwachsen, umgibt vollständig den Griffel -lediglich die Narbe wird zur Spitze freigegeben- und verdeckt den oberständigen Fruchtknoten. Die vielen Staubblätter, die mit dem Stempel zu einer Röhre verwachsen sind (Androgynophor) ist charakteristisch für die Unterfamilie Malvoideae. Der Fruchtknoten setzt sich aus zahlreichen, miteinander verwachsenen Fruchtblättern zusammen. An den Verwachsungsstellen bildet er Scheidewände aus, so dass kammerartige Fruchtfächer entstehen. FruchtDer Fruchtknoten entwickelt sich zu einer scheibenförmigen Spaltfrucht, die etwa 1 cm groß wird und rings um die Längsachse gleichmäßige Linien aufweist. Der Außenkelch wird im Zuge des Reifeprozesses abgeworfen, wohingegen die fünf Kelchblätter sich verlängern und schließlich die reife Frucht vollständig einhüllen. Nach abgeschlossener Reifung zerfallen die Spaltfrüchte an den Scheidewänden in einsamige Teilfrüchte - kleine Nüsschen- von harter Konsistenz und grubiger netzartiger Struktur AusbreitungDie wilde Malve wird von Insekten bestäubt, wobei den Hummeln eine zentrale Rolle zukommt. Auch Selbstbestäubung kommt vor. Die Verbreitung der Samen ist eng an Regenwetter gebunden. Bei Nässe quillt der Kelch aufgrund von Wasseraufnahme regelmäßig auf, öffnet sich und setzt die reife Frucht dem Regen aus. Durch die Kraft der herunterfallenden Regentropfen werden die Teilfrüchte voneinander getrennt und mit dem Wasser verbreitet (Ombrochorie). Da auch die Nüsschen bei Nässe aufquellen und hierdurch eine schleimig-klebrige Konsistenz annehmen, können sie auch über Tiere, an deren Fell sie sich heften, verbreitet werden. VerwechslungsmöglichkeitenDie wilde Malve kann vor allem mit dem Echten Eibisch und der Weg-Malve, beides Malvengewächse, verwechselt werden. VorkommenUrsprünglich kommt diese Pflanzenart aus Asien und Südeuropa. Heute ist sie in ganz Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet. Ihr Vorkommen erstreckt sich bis Mittelschweden und Südnorwegen. Diese Art gedeiht auf trockenen, stick- und nährstoffreichen Böden bis in Höhenlagen von 1800 m Seehöhe. Man findet sie vor allem an Wegrändern und Zäunen, auf Ödland und in lichten Wäldern. Nutzen/WirkungVerwendet wird meist nur Blätter und Stängel, die man üblicherweise kurz vor der Blüte sammelt. Aber auch Blüten und Wurzeln werden u.a. für den Malventee genutzt. Wirksame Bestandteile sind Gerbstoffe, Schleim, Flavonolglykoside und Malvin. Die Droge wird wegen ihrer Heilwirkung auch in der Pflanzenheilkunde eingesetzt. Sie wirkt entzündungshemmend, reizlindernd und zusammenziehend. Außerdem findet sie als Unterstützungsmittel bei Entzündungen des Mundes, des Rachens und der Atemwege mit Verschleimung, sowie bei eitrigen Verletzungen und Geschwüren (Nagelbettentzündungen, Furunkel, Unterschenkelgeschwüren usw.) Verwendung. Ihre krampflösende Wirkung entfaltet die Pflanze auch bei Magen- und Darmkoliken sowie bei leichten Durchfällen. Die Aufnahme anderer Arzneistoffe kann durch Malvenpräparate herabgesetzt werden. Deshalb sollte zwischen der Einnahme malvenhaltiger Drogen und anderer Arzneimittel mindestens eine Stunde Abstand liegen. Von der Lebensmittelindustrie werden die Blüten zum Färben diverser Produkte genutzt.
Die wilde Malve im Aberglauben und BrauchtumWollte man die Fruchtbarkeit einer Frau testen, so wurde empfohlen, mit deren Urin die Pflanze zu begießen. Wenn nach drei Tagen keine Anzeichen für Verdorrung erkennbar waren, konnte mit Kindersegen gerechnet werden. Verbreitet war auch der Aberglauben, dass man nach überreichlichem Genuss der Früchte Läuse bekommen würde. In manchen Gegenden (z.B. fränkische Schweiz) werden zum Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August von der Bäuerin heilende, schön anzusehende und gut duftende Kräuter für sogenannte Wurzbüschel gesammelt. Neben der wilden Malve besteht ein Wurzbüschel z.B. aus Dost, Teufelsabbiß, Feldstiefmütterchen, Gänsefingerkraut, Ringelblume, Silberdistel, Odermenning, Kamille, Pfefferminze, Schafgarbe oder auch Königskerze. Diese Wurzbüschel werden stellvertretend für Gold, Weihrauch und Myrrhe, die Geschenke der Heiligen drei Könige, geweiht. Nach der Weihe werden die Büschel getrocknet und beispielsweise im Wohnzimmer aufgestellt. Sie sollen die Bewohner des Hauses vor Blitzschlag, Krankheit und anderem Ungemach beschützen. Um die segensreiche Wirkung auch Gästen und dem Vieh zuteil werden zu lassen, wird zu besonderen Anlässen das Essen mit Kräuterprisen des Büschels gewürzt und an die Tiere das Wurzbüschel des Vorjahres verfüttert. Unterarten
SynonymeEs existieren eine große Zahl von Synonymen: Althaea godroni Alef., Althaea vulgaris Alef., Malva ambigua Guss., Malva elata Pemel, Malva elata Salisb., Malva equina Wallr., Malva erecta C.Presl., Malva glabra Desr., Malva gymnocarpa Pomel, Malva hirsuta Presl., Malva longelobata Sennen, Malva longepedunculata Sennen, Malva mauritiana L., Malva obtusa Moench., Malva orientalis Mill., Malva plebeia Stev., Malva polymorpha Guss., Malva racemosa Presl., Malva recta Opiz, Malva ruderalis Salisb., Malva simpliuscula Steud., Malva sinensis Cav., Malva sylvestris var. oxyloba Post, Malva tetuanensis Pau, Malva tomentella Presl., Malva vivianiana Rouy, Malva vulgaris Ten., Malva vulgaris S.F.Gray GalerieWilde Malve: Literatur
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