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Wanderratte



Wanderratte
 
Systematik
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Langschwanzmäuse (Muridae)
Unterfamilie: Altweltmäuse (Murinae)
Gattung: Ratten (Rattus)
Art: Wanderratte
Wissenschaftlicher Name
Rattus norvegicus
(Berkenhout, 1769)

Die Wanderratte (Rattus norvegicus) ist ein zu den Altweltmäusen zählendes Nagetier (Rodentia) aus der Familie der Langschwanzmäuse und ist der Vorfahre aller Farbratten.

Inhaltsverzeichnis

Abstammung und Verbreitung

Die Wanderratte stammt ursprünglich aus Zentralasien und Nordchina. Sie hat sich wie die Hausratte als Kulturfolger des Menschen in alle Welt ausgebreitet, allerdings erst ca. 1000 Jahre später. Knochenfunde der Wanderratte in Schleswig-Holstein wurden auf das 9. bis 10. Jahrhundert datiert. Ab dem 18. Jahrhundert begann eine starke Verbreitung, die zur Verdrängung der Hausratte führte. Bedingt durch die veränderte Lebensweise der Menschen, den Bau moderner Häuser und die Kanalisation konnte sich die Wanderratte stark vermehren. In weniger modernen Siedlungen von Menschen ist ihr Verbreitungsgebiet dagegen beschränkt. So ist sie auch heute in Afrika nur in Groß- und Hafenstädten anzutreffen. Sie schwimmt sehr gut, klettern ist dagegen nicht ihre Stärke. Gerade in modernen Großstädten findet sie ideale Bedingungen vor. Man schätzt, dass z.B. in New York 16 Millionen Wanderratten leben, also zwei pro Einwohner.

Nahrung

Die Wanderratte ist ein Allesfresser. Sie nimmt mehr tierische Nahrung zu sich als die Hausratte. Sie kann sich aber auch zeitweilig von ausschließlich pflanzlicher Nahrung ernähren, in Kolonien von Seevögeln lebt sie wiederum als reiner Fleischfresser.

Größe

Sie erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 21 bis 28 cm, eine Schwanzlänge von 17 bis 25 cm und ein Gewicht zwischen 250 g und 550 g. Der Schwanz der Wanderratte weist 160 bis 190 Ringe auf, also wesentlich weniger als bei der Hausratte. Die Augen und Ohren sind verhältnismäßig klein, kleiner als bei der Hausratte.

Verhalten

 

Das Verhalten der Wanderratte ist sehr anpassungsfähig. Im Freiland baut sie Erdhaufen mit Gängen, die zu den Nest- und Vorratskammern führen. In einem Nest können mehrere Weibchen gleichzeitig einen Wurf von 6 bis 10 Jungtieren großziehen. Wenn die Mutter ausfällt, übernimmt ein anderes weibliches Tier die Brutpflege. Die Jungtiere haben ein ausgeprägtes Spielverhalten, eine weibliche Ratte kann in ihrem Leben 6 bis 8 Würfe aufziehen. Im Freiland wird eine Wanderratte allerdings kaum älter als ein Jahr. Die Wanderratte ist ein soziales Tier, sie lebt in Gruppen von 50 bis 60 Individuen, die Gruppen bestehen zumeist aus einem Männchen und mehreren Weibchen und Jungtieren. Ihr Revierverhalten ist ausgeprägt. Die Angehörigen einer Gruppe erkennen sich am gruppenspezifischen Geruch. In Gruppen von Wanderratten können Erfahrungen, die einzelne Gruppenmitglieder gemacht haben, an andere Mitglieder weitergegeben werden.

Sie verfügt über ein ausgeprägtes Lernvermögen und lässt sich in Gefangenschaft leicht züchten. Dies hat sie zu einem bevorzugten Versuchstier gemacht. Die experimentelle Psychologie und die Verhaltensbiologie untersucht anhand der Wanderratte unter anderem das Lernverhalten.

Schadwirkung

Die wenig spezialisierten und somit sehr anpassungsfähigen freilebenden Tiere gelten gemeinhin als Nahrungsmittelschädlinge.

Auswirkung auf die Fauna von Inseln

Durch die Schiffe der Europäer wurden Wanderratten auf viele abgelegene Inseln verschleppt. Da viele der dortigen Tiere wie beispielsweise Vögel und Riesenschildkröten sich nicht ausreichend gegen die Wanderratte schützen konnten, wurden sie alsbald von ihr verdrängt.

Die Wanderratte als Krankheitsüberträger

Bei der Pest spielte die Wanderratte in Europa keine große Rolle. Zwar wird sie vom Rattenfloh Xenopsylla cheopsis auch als Wirt angenommen, sie kann somit als Überträger wirken, aber zur Zeit der großen Pestepidemien war sie in Europa kaum verbreitet. Weiterhin kommen freilebende Wanderratten aber auch als mechanische Vektoren für die verschiedensten Krankheitserreger in Betracht. Sie sind eindeutig als Überträger von Typhus, Cholera, Ruhr, Tuberkulose, Trichinose, Leptospirose, Maul- und Klauenseuche und von Fadenwürmern festgestellt [1].

Die Wanderratte als Erregerwirt

Freilebende Wanderratten sind neben anderen kleinen Nagern ebenfalls Reservoirwirte für diverse Borrelienarten (Bakterien), die dann auch von Vektoren wie z.B. Zecken auf Tier und Mensch übertragen werden können. Andere Erreger können durch Urin und Kot der Ratten per Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion übertragen werden.

Erkrankungen der Wanderratte

Die Mykoplasmose der Ratte ist die häufigste Erkrankung der oberen Atemwege.

Die Wanderratte im Gedicht

Heinrich Heine hat die Wanderratte in seinem Gedicht Die Wanderratten verewigt. Es findet sich in seinen nachgelassenen Gedichten.[2]

Einzelnachweise

  1. http://www.baytool.de/d/downloads/hygienebroschuere_lsd.pdf Hygienebroschüre als PDF-Datei
  2. Heinrich Heine: Die Wanderratten (online)

Literatur

  • Horst Bielefeld: Mäuse, Gräfe und Unzer. ISBN 3-7742-1225-2
  • Storch/Welsch: Systematische Zoologie. 6. Auflage, Spektrum, ISBN 3-8274-1112-2
  • Hägermann: Das Mittelalter. Bertelsmann, ISBN 3-570-00582-8
  • Stefan Winkle: Kulturgeschichte der Seuchen. Komet, ISBN 3-933366-54-2
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Wanderratte aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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