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Wahn
Der Begriff Wahn repräsentiert eine Überzeugung, die
Wahn gilt als Zeichen einer Psychischen Störung. In der Psychiatrie werden Wahngedanken auch als "inhaltliche Denkstörungen" bezeichnet, die unter anderem bei schizophrenen Psychosen, bei (endogenen) Depressionen, bei Manie, bei Demenzen und weiteren psychischen Erkrankungen mit oder ohne diagnostizierbarer organischer Ursache auftreten. Wahn ist also zunächst ein Erkrankungszeichen, dem verschiedene Erkrankungen und Ursachen zugrunde liegen können. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
BeispieleBei einer Depression mit Wahnsymptomen treten zum Beispiel häufig Verarmungswahn, Schuldwahn und Katastrophendenken auf. Bei einer Manie mit psychotischen Symptomen ist Größenwahn typisch: Patienten mit Größenwahn sind entgegen der Auffassung ihrer Umwelt der Überzeugung, sie seien beispielsweise ein hochbegabter Künstler oder eine geniale Musikerin und kaufen daraufhin einen teuren Flügel, obwohl sie noch nie zuvor Klavier spielten, oder mieten ein Atelier, obwohl niemand ihnen jemals ein besonderes künstlerisches Talent zusprach. Personen mit Demenz können ebenfalls Wahnsymptome zeigen. Häufig sind dabei eine wahnhafte Überzeugung, von anderen Menschen bestohlen zu werden bzw. dass sich eine fremde Person in der eigenen Wohnung aufhält oder aufgehalten hat (Phantom-Boarder-Symptom). Auch im Zusammenhang mit der Alkoholkrankheit bzw. allen Suchterkrankungen mit geistiger Beeinträchtigung werden verschiedene Formen des Wahns festgestellt, darunter am häufigsten Eifersuchtswahn. Formen von Wahn
Verschiedene Ausprägungen von WahnAußenstehende nehmen Wahnüberzeugungen teilweise als ausgefeilte und umfassende "Wahngebäude" wahr, in die Betroffene ihr alltägliches Erleben einbeziehen und umdeuten (z. B. "das parkende Auto da draußen dient nur dazu, eine Abhöranlage zu tarnen"). Psychiater sprechen dann auch von systematisiertem Wahn. Manchmal beschränkt sich die Wahnsymptomatik aber auch auf ein einziges und scharf umgrenztes Gebiet ("Frau X ist ein böser Schlangendämon"), und Außenstehende empfinden die Betroffenen von diesem einen Punkt abgesehen als durchaus realitätsbezogen. Für Schizophrenien sind im Allgemeinen solche Wahninhalte typisch, die von anderen als den Betroffenen als besonders bizarr und unlogisch empfunden werden. Man spricht bei Schizophrenien auch von einem "Erklärungswahn", also einer wahnhaften Überzeugung, welche andere, belastende Symptome der Schizophrenie (wie akustische Halluzinationen) für den Betroffenen erklärbar machen soll. Typisch und differentialdiagnostisch relevant ist der sogenannte "Zeiger der Schuld", der beim Schizophrenen nach außen (mit ihm als Zentrum), beim Depressiven nach innen, d.h. zu sich selbst "zeigt". Wenn der Wahninhalt als mit der psychischen Grundstimmung der Betroffenen übereinstimmend erlebt wird, spricht man in der Psychiatrie von einem synthymen Wahn. Von dysthymen Wahneinfällen wird dagegen gesprochen, wenn Psychiater die psychische Gestimmtheit der Betroffenen nicht als mit dem Wahninhalt übereinstimmend empfinden. Bei einer anhaltenden wahnhaften Störung treten in der Regel Wahninhalte auf, die Außenstehende als in sich relativ schlüssig und nicht bizarr empfinden. Reale Ereignisse werden dabei in den Wahninhalt einbezogen. Eine anhaltende wahnhafte Störung gilt als chronisch und kaum behandelbar. Komplexe, in sich geschlossene "Wahnsysteme" nennt man auch Paranoia. In diesem Fall wird nicht von einer schizophrenen Psychose gesprochen, da bei den Betroffenen keine sonst für die Schizophrenie typischen Symptome (Ich-Störungen, formale Denkstörungen, Halluzinationen usw.) festgestellt werden. Als "Paranoiker" werden Menschen bezeichnet, die Psychiater als geordnet, logisch und bis auf den Wahn psychisch völlig unauffällig wahrnehmen. Als typisch paranoisch gilt z.B. eine Überzeugung, dass andere Menschen sich gegen die betroffene Person verschwören, hinter dem Rücken über sie reden und Komplotte schmieden. Dies alles wird mit Argumenten ausgebaut, denen Psychiater einen logischen und realistischen Gehalt zusprechen. Umgang mit WahnDer Umgang mit Wahn ist teilweise von beträchtlichen Ängsten geprägt, denn das Verhalten als „wahnsinnig“ empfundener Menschen erscheint häufig als unkalkulierbar. Es ist für Außenstehende aussichtslos, einen Betroffenen von seiner wahnhaften Überzeugung abbringen zu wollen. Für den Erkrankten besteht eine „Wahngewissheit“, er braucht keine Beweise für seinen Wahn. Gegenbeweise werden unerschütterlich ignoriert oder in den Wahn eingefügt („die haben die Kamera, die mich ausspioniert, jetzt woandershin gebracht“). Es ist ja gerade das Kennzeichen des krankhaften Wahns, dass sich dieser vom Betroffenen nicht rational überprüfen lässt oder die subjektive Wahngewissheit stärker als alle gegenteiligen Belege wirkt. Man sollte im Umgang mit Betroffenen also den Wahn weder angreifen, noch sich auf den Wahninhalt einlassen und so tun, als ob er real sei (dies kann allenfalls zu einer kurzfristigen Entspannung führen). Stattdessen sollte man anerkennen, dass der Wahninhalt für den Betroffenen eine Realität darstellt, und dass dieser dadurch meistens sehr belastet und geängstigt ist. Neuere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass das Herstellen eines Realitätsbezuges im Umgang mit Wahnkranken durchaus zu einer beginnenden Distanzierung vom wahnhaften Erleben beitragen kann. Insofern muss die Definition als „unerschütterliche Überzeugung“ neu gefasst werden. Medizinische BehandlungEine Behandlung ist auf Grund der fehlenden Einsicht nicht immer einfach (Therapieresistenz). Gelegentlich kann ein Patient durch Angehörige oder den Arzt trotz Uneinsichtigkeit dennoch zur Behandlung motiviert werden. Wenn eine Eigen- oder Fremdgefährdung besteht und keine Einwilligung zur Behandlung vorliegt, kann diese zwangsweise erfolgen. Die psychiatrische Behandlung ist je nach diagnostizierter zugrunde liegender Erkrankung (z.B. Schizophrenie, Depression, Manie) unterschiedlich. Von großer Wichtigkeit ist daher die genaue Abklärung der Diagnose mit Differenzialdiagnose. Prinzipiell kommen in der Psychiatrie bei Wahn unterschiedlicher Art Neuroleptika auf Grund ihrer antipsychotischen Wirkung in Frage. Bei Erkrankungen wie Manie oder Depression erfolgt dies dann meist zusätzlich zur antimanischen oder antidepressiven Medikation. Mit Hilfe von Neuroleptika lässt sich oft eine rasche Besserung der Wahnsymptomatik erzielen. Bestimmte Wahnformen, wie z. B. Wahn im Rahmen einer anhaltenden wahnhaften Störung, können aber auch weitgehend therapieresistent sein. Teilweise besteht auch eine so genannte doppelte Buchführung, d. h. der Patient hält am Wahn fest (und meint beispielsweise, er würde von außerirdischen Wesen verfolgt), hat aber gleichzeitig eine gewisse Krankheitseinsicht, begibt sich selbst in Behandlung und nimmt seine Medikamente regelmäßig. Siehe auch
Nicht jeder "Wahn" ist Wahn (Soziologie)Nicht alles "wohlbestätigte Wissen über die reale Welt" ist "wahr". Beispiele: Hexenwahn, Marienwahn, "und sie dreht sich doch!", Kopernikus. Manchmal verbirgt sich hinter "Wahn" etwas, das den anderen nicht oder noch nicht zugänglich oder verständlich ist. Es gibt auch Theorien, dass Verhaltensweisen von "wahnhaften" psychiatrischen Patienten manchmal lediglich durch "dem Diagnostizierenden unbekannte" (oder unverständliche) Erfahrungen zustande kommen, die aber durchaus erklär- und verstehbar, und manchmal auch sinnvoll sind. Siehe auch Antipsychiatrie. Literatur
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- H. Hühn: Wahn in: Historisches Wörterbuch der Philosophie
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