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Vibrationstraining



Die Ursprünge des Vibrationstrainings, auch Whole Body Vibration (WBV) oder (bio-) mechanische Stimmulation (BMS) bzw. (bio-) mechnaische Oszillation genannt, gehen zurück bis ins antike Griechenland. In den 1970ern und 1990ern wurde die Methode wesentlich verbessert und ist heute sogar für den Einsatz auf der Internationalen Raumstation (ISS) vorgesehen, um Muskel- und Knochenschwund aufgrund der Schwerelosigkeit bei längeren Aufenthalten im Weltraum entgegenzuwirken.

Zunächst wurde die Vibration aber nur lokal an einzelnen Körperteilen angewendet (sogenannte: Biomechanische Stimulation, BMS). Erst als 1996 in Deutschland ein seitenalternierendes System patentiert wurde auf dem der Anwender stehen kann, und somit sein gesamter Bewegungsapparat stimuliert werden kann, begann die breite Anwendung von Vibrationstrainingssystemen (sogenannte Whole Body Vibration, WBV).

Mittlerweile hat sich das Vibrationstraining so auch in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen (Leistungssport, Fitness, Rehabilitation, Medizin, Vorsorge) etabliert und wird hauptsächlich zur Leistungssteigerung der Muskulatur und zur Verbesserung von Koordination und des Gleichgewichts eingesetzt.


Inhaltsverzeichnis

Geschichte

  • antikes Griechenland: Bereits im antiken Griechenland wurden spezielle Sägen mit einem Baumwolltuch umhüllt um Schwingungen auf Körperteile, welche trainiert werden sollten zu übertragen.
  • 1880er: Jean-Martin Charcot, ein französischer Neurologe untersuchte Berichte über erstaunliche Effekte bei Parkinson-Patienten deren Zustand sich nach einer Pilgerreise nach Salpêtrière deutlich verbesserte. Er führte die Verbesserungen auf die Vibrationen der Pferdekutschen und Eisenbahnwagons zurück und entwickelte einen elektrisch angetriebenen vibrierenden Stuhl, den er erfolgreich in seinem Wartezimmer betrieb. Aufgrund des Erfolges entwickelte er auch eine portable Version, die "casque vibrant", einen vibrierenden Helm, der 1892 im ‚Scientific American’ beschrieben wurde. Interessant ist auch, daß eben dieses Anwendungsgebiet erst in den letzten Jahren von der Forschung wiederentdeckt wurde.
  • 1960er: Der Ostdeutsche Dr. Biermann publiziert erstmals den Effekt von sog. "zyklischen Oszillationen" auf den menschlichen Körper[1].
  • 1970er: In Russland wird das Vibrationstraining einzelner Muskeln als effiziente Trainingsmethode für Spitzensportler entwickelt. Dabei wird ein deutlicher Anstieg an Flexibilität und Kraft beobachtet. Dem russische Wissenschaftler Prof. Vladimir Nazarov, seines Zeichens selbst Mitglied des sowjetischen Turnerteams, wird dabei die Übertragung der Biermannschen Ideen in für Sportler praktikable Trainingsmethoden zugesprochen. Wenig später wird dieses lokale Vibrationstraining auch eingesetzt um die Auswirkungen der Schwerelosigkeit nach Langzeitaufenthalten im All bei russischen Kosmonauten effizient zu Therapieren.
  • 1990er: Nach dem Fall der Mauer macht Prof. Nazarov das Vibrationstraining am Muskel (sogenannte Biomechanische Stimulation, BMS) auch in Westeuropa publik weshalb er hier mit Vibrationstraining assoziiert wird.
  • 1996: In Deutschland wird die weltweit erste Vibrationsplattform patentiert. Diese seitenalternierende Platte erlaubt es erstmals, das der Anwender ‚auf’ dem Vibrationstrainingsgerät steht und somit durch die patentierte seitenalternierende Wippbewegung der menschliche Gang simuliert wird. Im Selben Jahr wird dieses seitenalternierende System vermarktet.
  • 1998: Die ersten Konkurrenzprodukte, erscheinen auf dem europäischen Markt. Im Unterschied zum ersten, patentierten, seitenalternierenden System schwingen diese Platten jedoch rein vertikal (Siehe auch Abschnitt Gerätevarianten).

Erst die Einführung der Vibrationstrainingssysteme auf denen der Benutzer stehen konnte führten zum heutigen Siegeszug der Trainingsmethode. Durch das Stehen auf dem Gerät werden nicht nur einzelne Muskelgruppen separat, sondern die gesamte Muskelkette welche für alltägliche Bewegungen wie beispielsweise das Gehen benötigt wird gleichzeitig trainiert und in zusätzlich ihrem Zusammenspiel optimiert.


Hintergrund

Die Wirkungsweise und Effekte von Vibrationstraining ist mit weit über 100 internationalen wissenschaftlichen Studien bereits sehr umfassend untersucht wenngleich auch Deren Ergebnisse teilweise widersprüchlich ausfallen. Ein Grund für diese Widersprüche mag die ungenügende Abstimmung und Anpassung des Trainings auf den zu trainierenden Anwender bzw. die Zielsetzung des Trainings sein (siehe auch Abschnitte: Erfahrungsberichte und Studien sowie Trainingsparameter).

Folgende allgemeine Zusammenhänge und Grundlagen lassen sich jedoch aus Literatur und Studien ableiten:

Wirkungsweise

Die Wirkungsweise ist wie folgt: Die zu behandelnde Person steht auf einer vibrierenden Platte, die in einem Frequenzbereich von ca. 5Hz bis 30Hz (je nach mechanischem Prinzip des Trainingsgerätes auch bis zu 60 Hz) vibriert. Durch Vibrationen oberhalb einer Frequenz von ca. 12Hz wird dabei der sog. Dehnreflex ausgelöst und somit Muskelkontraktionen hervorgerufen. Diese reflexbedingten Muskelkontraktionen trainieren die Leistungsfähigkeit der Muskulatur (hauptsächlich Typ II Fasern (FT-Faser), auch "schnelle Muskulatur" genannt) und können bei geeigneter Anwendung durch Aufbau der Muskulatur indirekt einem Knochenabbau entgegenwirken[2][3][4]. Bei entsprechedem optimiertem Training konnte beispielsweise bei Volleyballspielern[5] oder bei Feldhockeyspielerinnen[6] innerhalb von drei Monaten eine Steigerung der Sprunghöhe von bis zu 10% erreicht werden. Bei Frequenzen unterhalb von ca. 12Hz wird hingegen das postulare System angeregt (Siehe auch Abschnitt: Trainingsparameter).

Nicht zu verwechseln ist das Vibrationstraining mit dem Begriff der Vibration, wie sie im Bereich des Arbeitsschutz verwendet wird [vipguide]. Hierbei wird meist von stoßartigen Bewegungen (z. B. Arbeit am Presslufthammer) oder höherfrequenten (>100Hz) Vibrationen (z. B. Motorvibrationen) ausgegangen. Gerade stoßartige Bewegungen setzen sich aber physikalisch betrachtet aus einer Vielzahl unterschiedlicher Frequenzkomponenten zusammen (siehe Fourieranalyse). Gerade diese hohen Frequenzkomponenten führen jedoch zu den aus dem Arbeitsschutz bekannten negativen Effekten. Gute Vibrationstrainingsgeräte arbeiten jedoch mit einer sinusförmigen (harmonische) mechanischen Anregung in der exakt eine (niedrige) Frequenzkomponente enthalten ist. Somit ist sichergestellt, dass potentiell schädliche höhere Frequenzkomponenten nicht in den Körper eingeleitet werden können[7].

Typische Kontraktions- wie auch Relaxationszeiten der Muskelkraft liegen bei etwa 15ms bis 25ms (s. Muskulatur). Eine zyklische Bewegung, wie sie beispielsweise beim Vibrationstraining erfolgt, setzt sich aus einer Kontraktions- und einer Relaxationsphase zusammen. Ein solcher Konreaktions- Relaxationszyklus benötigt also insgesamt 30ms bis 50ms, woraus sich eine Wiederholfrequenz von kleiner als ca. 30Hz ergibt. Frequenzen kleiner 30Hz entsprechen somit dem physiologischen Frequenzbereich, wie sie auch bei der "normalen" Muskelkontraktion auftreten.

Einfluss auf Muskel und Knochen

Geeigneten Übungen auf einem Vibrationstrainingsgerät (z. B. Übungen auf dem Vorderfuß) führen zu kurzzeitigen Maximalkräften die wiederum zu einer leichten elastischen Verformung des Knochens führen. Wenn diese Verformung über einen gewissen Schwelle liegt wird der Knochen zu einem leichten Wachstum (auf der Außenseite, im Wesentlichen also in die Breite) stimuliert was zu einer Erhöhung der Knochenfestigkeit führt (Mechanostat) [8][9][10][11]. Diese Verformung wird in μStrain gemessen (1000μStrain = 0,1% Längenänderung). Für die Tibia liegt diese Schwelle bei ca. 1500μStrain (= 0,15% Längenänderung), am Schädelknochen hingegen liegt die Schwelle etwa um den Faktor 6 bis 8 niedriger[8][9].

Diese Maximalverformungen müssen dabei nur wenige Male pro Woche erfolgen um den Knochen ausreichend zu stimulieren. Der Prozess des Knochenwachstums erfolgt jedoch äußerst langsam. Während Beispielsweise nach einer Immobilisation schon nach 8 Wochen ca. 30% der Muskelkraft und ca. 4,5% der Knochenmasse verloren wird [Berliner BedRest-Studie], erfolgt ein Aufbau der Knochenmasse mit ca. 1-3% pro Jahr. Der Effekt des Vibrationstrainings in Bezug auf Knochenaufbau ist daher erst nach einem oder zwei Jahren deutlich feststellbar. Die Berliner BedRest-Studie[2][3][4][12] zeigte aber auch, daß ein geeignetes Vibrationstraining von etwa 5 Minuten täglich ausreichend ist, um dem Bed-Rest bedingten Knochen- und Muskelschwund beinahe vollständig zu verhindern (0,6% anstatt 4,6% Verlust an Knochenmasse). Zudem wurde seitenalternierendes Vibrationstraining nach dem Ende dieser Studie erfolgreich zum Wiederaufbau der Muskulatur im Rückenbereich der nicht-trainierten Probanden eingesetzt[13].


Gerätevarianten

Vibrationstrainingsgeräte lassen sich prinzipiell in zwei Gruppen unterteilen: Seitenalternierende (Funktion ähnlich einer Wippe) und nicht-seitenalternierende Systeme (vertikal vibrierende, die gesamte Trittfläche bewegt sich auf und ab)[14][15].

Seitenalternierende Systeme, mit denen die überweigende Zahl aller internationalen Studien durchgeführt wurde, unterstützen einen Frequenzbereich von ca. 5 bis 35Hz, verikal schwingende Systeme einen Frequenzbereich von 20Hz bis 60Hz, wobei eine physiologisch sinvolle Anwendung des Frequenzbereichs oberhalb von 40Hz umstritten ist[16][15]. Der direkte Vergleich beider Gerätevarianten zeigt auch, dass bei gleicher Amplitude des Trainingsgerätes die Kräfte und Beschleunigungen im Wirbelsäulen- und Kopfbereich bei gleicher Körperhaltung bei seitenalternierenden Systemen deutlich geringer und damit Rückenschonender sind[17][18][19][15][14].

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind mechanisch geführte Systeme, bei denen die Amplitude (Auslenkung) der Platte mechanisch vorgegeben und somit die Trainingssituation sehr gut kontrollierbar und reproduzierbar ist[20][21], und Systeme, bei denen eine exzentrische Masse die gummi- oder federgelagerte Trittfläche antreibt. Letzteres System hat den Nachteil, dass die Auslenkung der Platte stark vom Gewicht und der Steifigkeit des Trainierenden abhängig ist und somit die Trainingssituation deutlich schlechter reproduzierbar ist. Diese Systeme arbeiten in der Regel nur ab einem Frequenzbereich oberhalb von 20Hz was die mögliche Zielsetzung des Trainings stark einschränkt (siehe auch Abschnitt Trainingsparameter).

Günstige Systeme hingegen schwingen jedoch meist nur in der Horizontalen oder aber mit äußerst geringen Amplituden, was aufgrund der fehlenden Maximalkräfte zu keinem nennenswerten Effekt im Bezug auf Muskeln und Knochen führt und allenfalls einen Druchblutungsfördernden Effekt ähnlich einer Massage hat.

Anwendung

Wie bei den meisten Trainigsgeräten sollte der Anwender zunächst durch geschultes Personal zumindest eine Einführung in die Anwendung und Funktionsweise des Trainingsgerätes erhalten. Prinzipiell läßt sich sagen, daß durch Variation der Körperhaltung (Fußstellung, Kniewinkel, Beckenhaltung, Haltung des Oberkörpers) gezielt unterschiedliche Muskelgruppen im Körper trainiert werden können. Vereinfacht gesprochen kann jeder Muskel der im Körper durch Ko-Kontraktion vorgespannt wird mittels des Dehnreflexes gezielt trainiert werden.

Das Training erfolgt dabei im Gegensatz zu den meisten anderen Trainingsgeräten, bei denen die Freiheitsgrade der Bewegung des Körpers oft bewußt stark eingeschränt werden, immer auf die gesamte Muskelkette die zur gerade trainierten Bewegung benötigt wird. Insbesondere bei seitenalternierenden Geräten, welche also in schneller Folge abwechselnd das linke und dann das rechte Bein stimmulieren und somit den menschlichen Gang immitieren, wird durch die Vibration ein physiologisches Bewegungsmuster stimmuliert und trainiert.

Dies legt auch nahe, weshalb das Anwendungsspektrum des Vibrationstrainings äußerst breit gestreut ist, denn der menschliche Gang und die dabei benötigten Muskel- und Bewegungsabläufe sind evolutionsbedingt eine der entscheidensten mechanischen Funktionen des menschlichen Körpers. Die Erfolge des Vibrationstrainings sind somit nicht etwa das Resultat eines Wunderinstruments sondern schlicht Ausdruck der zentralen Bedeutung von Bewegung im allgemeinen für unseren Körper und unser Leben.

Erfahrungsberichte und Studien

Das Vibrationstraining ist eine Physiotherapie, bei der eine passive Ganzkörpervibration (mechanische Oszillation) auf den menschlichen Körper einwirkt und dadurch Muskelaufbau bewirkt werden kann. Ähnliche Geräte werden mittlerweile auch in Fitnessstudios eingesetzt (-> Vibrationstraining).

Zunehmend wird Vibrationstraining auch im medizinischen Umfeld angewendet. Obwohl bisher noch wenige Ergebnisse von Studien mit großen Teilnehmerzahlen veröffentlicht wurden, existieren gerade im Bereich von kleineren Pilotstudien viele positive Erfahrungsberichte bei den unterschiedlichsten Krankheitsbildern wie beispielsweise die folgenden:

    • Bei einem 12 wöchigen Vibrationstraining konnte der sog Langzeit Blutzuckerspiegel (HbA1c-Wert) bei Diabestes melitus Typ II Patienten (sog. Altersdiabetes) verringert werden[22] was die Wahrscheinlichkeit von Langzeitfolgen des Diabetes verringert bzw. deren Auftreten verzögert.
    • Erste positive Erfahrungen wurden am Universitätsklinikum Köln bei der Behandlung von Patienten mit spinaler Muskelatrophie gesammelt.
    • Erste positive Erfahrungen bei Patienten mit Cerebral-Parese beispielsweise zur Verringerung von Spastik und verbesserung der Motorik[23].
    • Im Rahmen eines Pilotprojekts an der Charité Campus Virchow-Klinikum soll die Anwendbarkeit bei Patienten mit Amyotropher Lateralsklerose untersucht werden. Bislang sind jedoch noch keine Studienergebnisse publiziert worden.
    • Positive Ergebnisse zum Muskelaufbau im Rückenbereich insbesondere Interessant für Patienten mit Rückenschmerzen bzw. zur Prävention von Rückenschmerzen zeigen verschiedene Studien die seitenalternierende Vibrationstraininggeräte verwendeten[13][24][18].
    • Eine kürzlich veröffentliche Studie bei Schlaganfallpatienten kam zu dem Ergebnis, dass tägliche Ganzkörpervibration bei hohen Frequenzen von 30 Hz über einen Zeitraum von sechs Wochen im Vergleich zu gewöhnlicher Übungstherapie keinen Vorteil im Hinblick auf Gleichgewichtssinn und Aktivitäten des täglichen Lebens brachte [25]
    • Bei älteren Menschen (Geriatrie) im allgemeinen wurde jedoch von vielen Arbeitsgruppen hauptsächlich bei Einsatz von seitenalternierenden Vibrationstrainingsgeräten eine Steigerung der Leistungsfähigkeit und Koordination erreicht: Kawanabe et al[26] und Bautmans et al[27] erreichten bei einer Trainingsdauer von sechs bis acht Wochen und Trainingsfrequenzen zwischen 12Hz und 20Hz positive Wirkung auf den Gleichgewichtssinn (Tinetti Body Balance) und die frei gewählte Schrittgeschwindigkeit bei älteren Menschen zeigten. Bogaerts et. al. zeigte zudem, dass Vibrationstraining über einen Zeitraum von 12 Monaten die Sturzhäufigkeit und damit das Frakturrisiko bei älteren Menschen senkt[28]. Runge et al erreichte bei postmenopausalen Frauen nach zweimonatigem Vibrationstraining eine Steigerung der Leistungsfähigkeit im Aufstehtest (Chair Rising Test) von 18%[29]. Russo et al zeigten bei der selben Zielgruppe eine Steigerung der Muskelleistung bei einem sechsmonatigen Training zweimal pro Woche[30]. Cheung et.al. zeigte sehr deutliche Vebesserungen bei Bewegungsgeschwindigkeit und Gleichgewichtsparametern von bis zu 200% bei einem Training von dreimal drei Minuten pro Wochen bei 20Hz über einen Zeitraum von drei Monaten[31].

Insgesamt ist zu betonen, dass für der hier genannten Erkrankungen keine umfangreichen Studien vorliegen, die eine positive Auswirkung der Ganzkörpervibration bei großen Probandenzahlen untermauern. Die bisherigen Untersuchungen zur mechanischen Oszillation betreffen sehr kleine Patientengruppen und erfüllen nicht die Kriterien der sog. Evidenz-basierten Medizin. Wegen dieser bisher fehlenden Wirksamkeitsnachweise werden die Kosten der Behandlung von den meisten gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Die Barmer Ersatzkasse ist bislang die einzige Krankenkasse, die diese Form der Physiotherapie unterstützt.

Vibrationstraining wird zunehmend auch im sportlichem Umfeld erfolgreich eingesetzt, sei es zur Erhöhung der Sprunghöhe[5][6][32] zur Erhöhung der Kraft und der postularen Kontrolle beispielsweise bei Skifahrern[33] oder für effizientere Dehnübungen und zur Erhöhung der Beweglichkeit[34][35].

Trainingsparameter

Die wie im obigen Beispielen teilweise zunächst widersprüchlichen Ergebnisse der weltweit über hundert wissenschaftlichen Studien rund um das Thema Vibrationstraining legen nahe, dass Vibrationstraining wie jede Trainingsart gemäß der sog. Trainingslehre auf den aktuellen Trainingszustand des Anwender sowie der Zielsetzung des Trainings kontinuierlich abgestimmt sein muss, da sonst das Potential der Trainingsmethode nicht ausgeschöpft werden kann. Auch ist es wichtig abhängig vom angestrebten Trainingsziel den geeigneten Frequenzbereiche zu wählen. Zudem müssen die unterschiedliche Gerätetypen und deren unterschiedliche Wirkungsweise unterschieden werden (höherfrequente, rein vertikal schwingende Systeme, in weitem Frequenzbereich einsetzbare seitenalternierend schwingende Systeme oder spezielle, rein niederfrequent anwendbare Trainingssysteme, siehe auch Gerätevarianten).

Vereinfacht lassen sich aber für alle Vibrationstrainingsgeräte folgende Trainingsparameter unterscheiden:

  • Amplitude (bzw. Hub): je größer die Amplitude desto stärker ist prinzipiell der Trainingsreiz. Eine höhere Amplitude bedeutet dabei zum Einen eine stärkere Dehnung des Muskel/Sehenen-Komplexes aufgrund der größeren Auslenkung, zum anderen steigt aber bei gegebener Frequenz und steigender Amplitude auch die maximale Bewegungsgeschwindigkeit der Platte. Somit kann mittels der Amplitude sowohl der Grad der Dehnung als auch die maximale Bewegungsgeschwindigkeit beeinflusst werden. Zu Beachten ist, dass der Anwender nicht überfordert werden darf: heben die Füße beispielsweise bei jeder Schwingung kurzzeitig von der Trittfläche ab (deutliches rappelndes Geräusch), oder kann die Fußposition nicht gehalten werden (die Füße 'schwimmen' zur seite oder nach vorne bzw. hinten), so ist der Anwender Neuromuskulär überfordert und sollte zunächst bei einer geringeren Amplitude trainieren.
  • Frequenz: Der Gewählte Frequenzbereich definiert weniger die Trainingsstärke als vielmehr die Zielsetzung des Trainings (bzw. die Trainingsart). Anhand der Muskelphysiologie und der Reizleitung sgeschwindigkeit der Nerven lassen sich folgende Frequenzbereiche unterscheiden (die im folgenden aufgeführten Schwellen variieren leicht je nach Veranlagung und Trainingszustand des Anwenders):
    • unter ca. 10-12 Hz: Die Übertragung eines Reizes beispielsweise von der Fußsohle zum Kleinhirn, dessen Verarbeitung im Kleinhirn und die Rückleitung eines Reizes zur Aktivierung einzelner Muskeln beispielsweise in der Wade benötigt ca. 100ms. Daraus folgt, dass unterhalb einer Frequenz von ca. 10Hz das posturale System (Gleichgewichtssinn) aktiv in die Bewegung eingreift und der Körper somit versucht der Bewegung des Trainingsgerätes aktiv zu folgen bzw. es zu kompensieren. In diesem Frequenzbereich kann daher primär das posturale System bzw. unser Gleichgewichtssinn trainiert werden. Oberhalb einer Frequenz von ca. 10Hz bis 12Hz ist demnach das posturale System zu langsam um adäquat auf die Bewegung reagieren zu können weshalb dann die Reflexbasierte Regelung über das Rückenmark die Bewegung koordinieren muss (sog. Dehnreflex).
    • zwischen ca. 12Hz und ca. 20Hz: ein Muskel benötigt mindestens in etwa 25ms zur Kontraktion und 25ms zur Relaxation ein kompletter Zyklus benötigt also mindestens ca. 50ms was einer Frequenz von 20Hz entspricht (siehe auch Wirkunsgweise). Im Bereich zwischen ca. 12Hz und ca. 20Hz kann die Muskulatur also dehnreflexbasiert bei einem Vibrationstrainingsreiz abwechselnd Anspannen und Entspannen. Somit eignet sich dieser Frequenzbereich zum Einen optimal zum Dehnen und Lockern verspannter Muskulatur (Beispiel: Rückenschmerz) zum Anderen aber auch um die Intra- und Intermuskuläre Koordination zu trainieren - also die optimale Funktion des Muskels in der Kette aller Muskeln die für die gerade trainierte Bewegung benötigt wird.
    • oberhalb ca. 20Hz: Oberhalb einer Frequenz von ca. 20Hz ist der Zeitraum pro Einzelbewegung (Periodendauer: also einmal Heben und Senken der Platte) zu kurz um eine komplette Relaxation des Muskels zu erlauben. Dementsprechend wird bei steigender Frequenz der Muskeltonus gesteigert, der Muskel muss sich also immer weiter anspannen bzw. bleibt zunehmend dauerhaft angespannt. Dieser Frequenzbereich eignet sich somit hervorragend um Muskelleistung und somit Muskelmasse der schnellen Muskulatur (FT-Fasern) zu trainieren. Bei normal fitten Menschen ist eine Steigerung der Frequenz über 30Hz jedoch nur bedingt sinnvoll, da der Muskel mit den zusätzlichen Reizen i.d.R. überfordert wird. Bei Spitzensportlern (beispielsweise Sprintern) kann diese Grenze jedoch auch bei 35Hz oder gar 40Hz liegen. Nur in diesem Frequenzbereich (über ca. 20Hz) kann der Trainingsreiz also nicht nur durch Steigerung der Amplitude der Platte sondern auch durch Erhöhung der Vibrationsfrequenz gesteigert werden. Beispiel für ein solches Training ist der Einsatz bei Volleyballspielern zur Steigerung der Sprunghöhe[32]. Bei höheren Frequenzen ist zudem noch zu beachten, daß die maximale Bewegungsgeschwindigkeit der Platte von Frequenz und Amplitude (siehe oben: Amplitude) abhängig ist. Die maximale Bewegungsgeschwindigkeit des Trainierenden ist von seiner Veranlagung und seinem Trainigszustand abhängig weshalb gerade bei höheren Frequenzen und Amplituden der Proband leichter überfordert werden kann und das Training auf seinen aktuellen Trainingszustand kontinuierlich abgestimmt werden sollte.

Quellen

Wissenschaftliche Artikel

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Literatur

  • Marco Beutler: Handbuch Vibrationstraining. Grundlagen - Wirkungsweisen - Trainingssteuerung, Leipzig: Draksal Fachverlag, ISBN 978-3-93290-818-7
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