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Verätzung



Verätzung bezeichnet eine Verletzung von Haut oder Schleimhäuten durch chemische Stoffe, in der Regel starke Säuren oder Laugen. Der Grad der Schädigung hängt von der Art und Konzentration der ätzenden Stoffe, aber auch von der Menge und Dauer der Einwirkung ab.  

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Säuren führen zu sogenannten Koagulationsnekrosen der benetzten Haut oder Schleimhaut. Dabei gerinnen die Zelleiweiße ähnlich wie beim Erhitzen eines Hühnereis in der Pfanne. Durch die Verklumpung der Eiweißmoleküle wird die ätzende Flüssigkeit daran gehindert, tiefer in das Gewebe einzudringen. Dagegen verursachen Laugen sogenannte Kolliquationsnekrosen, bei denen das geschädigte Gewebe verflüssigt wird. Hierdurch bahnt sich die ätzende Flüssigkeit sozusagen einen Weg in die Tiefe und Verätzungen durch Laugen führen zu weit ausgedehnteren Schädigungen.

Gefahren

Im Rahmen von Verätzungen steht, ähnlich wie bei Verbrennungen, der Flüssigkeitsverlust im Bereich der Kontaktstelle im Vordergrund. Außerdem sind viele ätzende Substanzen zusätzlich für den menschlichen Organismus giftig. Der Flüssigkeitsverlust und starke Schmerzen können zum Schock führen (hypovolämischer Schock). Bei Verätzungen im Bereich des Mund- oder Rachenraumes kann es zu Schwellungen und damit zur Verengung der Atemwege kommen. Ein drohender Atemstillstand bedeutet Lebensgefahr für den Patienten. Zusätzlich können beim Schlucken von Säuren oder Laugen Speiseröhrenvenen verletzt werden und zu starkem Blutverlust in den Magen führen. Verätzungen im Augenbereich (insbesondere durch Branntkalk) führen oft innerhalb kürzester Zeit zur Trübung der Hornhaut und damit zu Erblindung.

Sofortmaßnahmen

Allgemeine Maßnahmen

  • Notruf veranlassen
  • auf Selbstschutz achten (Schutzhandschuhe, Schutzkleidung, Schutzbrille usw. tragen), schnell und umsichtig handeln
  • Retten des Verletzten aus dem Gefahrenbereich, weiteren Kontakt mit der Chemikalie verhindern
  • Proben der Chemikalie für Notarzt sicherstellen
  • ständige Kontrolle der Vitalfunktionen, gegebenenfalls Schocklagerung oder stabile Seitenlage
  • Betreuen und Wärmeerhalt des Patienten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes

Maßnahmen bei Verätzungen der Haut

  • betroffene Kleidungsstücke vorsichtig entfernen
  • die Verätzung sofort mit fließendem Wasser abspülen; das Gemisch aus Wasser und ätzendem Stoff sollte dabei nicht über die unverletzte Haut fließen (sollte es sich um eine hoch konzentrierte Säure handeln, im Besonderen Schwefelsäure, zuerst abtupfen und dann mit Wasser abspülen, da es sonst zu starken Verbrennungen kommen kann!)
  • falls kein Wasser vorhanden ist, die ätzenden Stoffe vorsichtig abtupfen
  • Wunde mit sterilem Brandwunden-Verbandmaterial abdecken
  • Laugen müssen erst abgetupft werden, bevor die Wunde mit reichlich fließendem Wasser gereinigt wird

Verätzungen der Augen

Bei Verätzungen der Augen ist es wichtig, dass das Auge lange und mit viel Wasser gespült wird. Dabei ist darauf zu achten, dass beim Ausspülen der Kopf so gedreht wird, dass die noch immer ätzende Chemikalie nicht ins andere Auge fließen kann. Also wird von der Nase aus zur Seite gespült. Die Lider dabei mit zwei Fingern einer Hand öffnen und das Wasser aus etwa zehn Zentimeter Höhe in die inneren Augenwinkel gießen. Aus diesem Grund ist der Einsatz von sog. "Augenbadewannen" nicht ratsam, da das verletzte Auge nach dem Unfall oft unter einem Lidkrampf leidet und somit die Ausspülung der Schadstoffe nur durch die mechanische Öffnung der Lider wie bereits beschrieben möglich ist. Den Verletzten dabei auffordern, das Auge in alle Richtungen zu bewegen. Mindestens 20 Minuten beziehungsweise bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes spülen. Beide Augen nach dem Spülen mit Mullkompressen abdecken und mit einer Dreiecktuchkrawatte versorgen.

Bei Verätzungen durch ungelöschten Kalk (Zement) darf kein zusätzliches Wasser mit dem Auge in Verbindung gebracht werden. Dieses hätte weitere Verätzungen zur Folge. Ungelöschten Kalk mechanisch aus dem Auge entfernen und einen Augenarzt zur Nachsorge aufsuchen.

Wenn in einem Chemielabor frische, einprozentige Natronlösung (bei Verätzungen des Auges durch Säuren) oder frische, einprozentige Borsäure (bei Verätzungen durch Laugen) für Augenwaschflaschen bereit stehen, können auch diese Lösungen zur Augenspülung eingesetzt werden. In der Regel wird jedoch eine schnelle Spülung mit viel Wasser oder handelsüblichen Augenspüllösungen (Phosphatpufferlösungen) vorzunehmhen sein, zumal bei einem Unfall weder Zeit noch Ruhe bleibt, eine solche Spüllösung frisch und genau augewogen anzusetzen.

Da der Patient mit verbundenen Augen nichts sieht, kommt der Betreuung und dem Führen des Patienten eine besondere Bedeutung zu.

Verätzungen des Verdauungstraktes

Sollte es zu einer Verätzung im Mund- und Rachenbereiches gekommen sein, ist es wichtig Erbrechen zu vermeiden, da sonst die Chemikalie erneut die bereits betroffene Stelle passieren müsste. Der Mund sollte lange und mit viel Wasser ausgespült werden. Einem ansprechbaren Patienten kann man in kleinen Schlucken Wasser zu trinken geben.

weitere Maßnahmen durch den Rettungsdienst

Siehe auch

Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Verätzung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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