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Bakterielle Vaginose



Als bakterielle Vaginose (BV) wird die untypische Besiedlung der Vagina (Scheide) v.a. mit Anaerobiern bezeichnet, die zu einer Entzündung im Scheidenbereich (einer Kolpitis) führt, aber auch das weibliche äußere Genitale mitbetreffen kann und damit eine Vulvovaginitis bewirkt.

Die Vagina einer geschlechtsreifen, gesunden Frau wird von einer großen Anzahl von aeroben und anaeroben Keimen besiedelt. Pro Milliliter Scheidenflüssigkeit sind 100 Millionen bis 1 Milliarde dieser Keime nachweisbar. Überwiegend bestehen diese aus verschiedenen Spezies von Laktobazillen, sog. Döderlein-Bakterien, die als Kommensalen eine nennenswerte Besiedlung mit fakultativ pathogenen, d.h. potentiell krankheitsauslösenden Keimen verhindern. Bei der bakteriellen Vaginose ist eben dieses Gleichgewicht jedoch gestört, so dass in vermehrtem Ausmaß eine sog. Mischflora nachweisbar ist, die aus Gardnerella vaginalis bei über 90 % und anderen Anaerobiern (wie Prevotella, früher: Bacteroides spp., bei 50-100 %, Mobiluncus spp. bei 8-85 %, Peptostreptokokkus bei ca. 30 %) sowie genitalen Mykoplasmen bei 60-90 % der untersuchten Frauen besteht. Kürzlich wurde ein neuer Erreger (Atopobium vaginae) beschrieben, der zu 100% bei bakteriellen Vaginosen nachweisbar und Metronidazol resistent ist [1]

Inhaltsverzeichnis

Epidemiologie

Da einerseits die Hälfte der (z. B. im Rahmen einer Vorsorge) untersuchten Frauen tatsächlich beschwerdefrei ist, andererseits bestehende Symptome oft als Soorkolpitis fehldiagnostiziert und behandelt werden, ist die Anzahl der Frauen mit bakterieller Vaginose nur zu schätzen. Bei US-amerikanischen Frauen wird eine Prävalenz von 10-20 Millionen vermutet. Bei zwei Dritteln der Frauen mit verstärktem Ausfluss kann bei entsprechender Untersuchung eine bakterielle Vaginose nachgewiesen werden.

Da Gardnerella vaginalis wohl im Scheidensekret gesunder, sexuell aktiver Frauen (wenn auch in geringerem Maße) angefunden werden kann, andererseits kaum bei Mädchen und Jungfrauen, und auch die Harnröhre der meist symptomlosen männlichen Geschlechtspartner zu 75 % besiedelt ist, kann von einer Übertragung durch den vaginalen Geschlechtsverkehr ausgegangen werden. Die BV ist ein weltweit zu erhebender "Befund".

Krankheitswert

Aus dem Gesagten folgt, dass eine Besiedlung mit den entsprechenden Keimen noch keinen Krankheitswert an sich hat und die früher übliche Bezeichnung "Amin-Kolpitis", der auf eine vaginale Entzündung verweist, tatsächlich besser durch den neutraleren Begriff der Vaginose ersetzt werden soll. Wohl wurde bei einem Nachweis in der Schwangerschaft eine Verbindung zu vorzeitigem Blasensprung, einer erhöhten Frühgeburtenrate und einem niedrigeren Geburtsgewicht der Neugeborenen hergestellt, andererseits konnte dies durch eine prophylaktische Behandlung der BV auch nicht verhindert werden.

Zusammenhänge wurden auch mit Infektionen des oberen Genitaltrakts hergestellt. Deshalb empfiehlt es sich, vor operativen Eingriffen in diesem Bereich, wie Schwangerschaftsabbruch, Einlegen einer Spirale u.a. einen Vaginalabstrich zu veranlassen.

Symptome

Welche Faktoren letztlich für einen Wandel der BV zur bakteriellen Kolpitis entscheidend sind, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Bakterielle Adhäsine und entsprechende Rezeptoren an der Oberfläche der Vaginalepithelzellen sind vermutlich ebenso von Bedeutung wie Art und absolute Menge der vorgefundenen atypischen Keime.

Im Falle einer Erkrankung kommt es nach einer Inkubationszeit von weniger als einer Woche zu einem dünnflüssigen Ausfluss. Seltener sind Beschwerden wie "Trockenheitsgefühl" (trotz Ausfluss), Juckreiz oder Brennen und eine dadurch bedingte Dyspareunie zu nennen. Tatsache ist, dass der von ansonsten oft symptomarmen Frauen bemerkte "fischartige" Geruch als äußerst störend empfunden wird.

Das äußere Genitale (die Vulva) ist selten betroffen und die Scheide selbst weist nur leichte Entzündungszeichen auf. Als (jetzt) sexuell übertragbare Erkrankung findet sich auch beim Partner eine zumeist milde und kurzanhaltende Balanoposthitis.

Diagnose

Mit dem Mikroskop kann nach Färbung mit 1%iger Methylenblaulösung bereits bei geringer Vergrößerung (40x) die Bakterienbesiedlung beurteilt werden. Bei der Untersuchung fallen sog. Schlüsselzellen (engl.: Clue cells) als Hinweis für eine Gardnerella-Infektion und Leukozyten (>10/Gesichtsfeld) auf. Einen Hinweis auf einen Anaerobierbefall (Mobiluncus spp.) liefern die sog. Kommazellen.

Schlüsselzellen sind Zellen der Scheidenhaut (Plattenepithelien vom Intermediärzelltyp), die von dichtgepackten kurzen basophilen Stäbchen bedeckt werden (ein sog. Bakterienrasen). Dadurch erscheinen sie bereits in der Übersichtsmikroskopie dunkelblau. Lactobacillus und Kokken können ein ähnliches Bild verursachen. Der zytologische Befund erlaubt lediglich die Verdachtsdiagnose. Für die Diagnose einer Gardnerellainfektion ist eine bakteriologische Kultur allerdings nicht sinnvoll, da im Zusammenhang mit der Erhöhung des pH-Werts, dem positiven Amin-Test und der Veränderung des Scheidensekrets eine ausreichend genaue Treffsicherheit erreicht wird.

Quellen

  1. http://www.ncbi.nlm.nih.gov
  • "Dermatologie und Venerologie", Fritsch, 2. Auflage, 2004
  • Erich Saling - Institut für Perinatale Medizin e.V. - Früherkennung Bakterieller Vaginose
  • Uniklinik Ulm, Urogenitalinfektionen: Vaginose, bakteriell
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Bakterielle_Vaginose aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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