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Unfruchtbarkeit



Unfruchtbarkeit (auch Sterilität oder Infertilität) bezeichnet in der Biologie die Unfähigkeit, gesunde Nachkommen hervorzubringen.

Unfruchtbarkeit beim Menschen beschreibt die Unfähigkeit eines Paares, ein gesundes Kind zu zeugen, auszutragen oder zur Welt zu bringen. Ein Paar gilt als unfruchtbar, wenn nach "einem Jahr ungeschützen Verkehrs" keine Empfängnis zustande kommt oder die Frau nicht fähig ist zu gebären. Diese Auffassung orientiert sich an der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO. Seit einiger Zeit gewinnt auch die Auffassung der ESHRE (Europäische Gesellschaft für Humane Reproduktion und Embryologie) zunehmend an Bedeutung, die erst nach zwei Jahren von Sterilität sprechen will und damit den veränderten Lebensbedingungen in den westlichen Industrienationen Rechnung trägt, zum Beispiel der größeren Mobilität der Partner.

Inhaltsverzeichnis

Epidemiologie

10% der Paare benötigen länger als 2 Jahre, um Kinder zu bekommen. 3-4% der Paare bleiben ungewollt kinderlos.

50% der Unfruchtbarkeit beruht auf rein weiblichen Ursachen, 30% auf rein männlichen Ursachen und in 20% der Fälle sind kombinierte Ursachen zu finden.

Je später der Wunsch zur Familiengründung, desto höher die Unfruchtbarkeit. [1] [2]

Unfruchtbarkeit bei Frauen

Faktoren die zur Unfruchtbarkeit führen können:

Bei Frauen, die bereits schwanger waren und es später nicht wieder werden, besteht eine sekundäre Sterilität, dahingegen bezeichnet die primäre Sterilität das Nichteintreten einer Schwangerschaft nach einem Jahr regelmäßigen Geschlechtsverkehrs ohne Verhütungsmittel.

Unfruchtbarkeit bei Männern

Der Hauptfaktor ist hier die Qualität des Spermas; der Mann kann zu wenige oder keine Spermien produzieren, oder die produzierten Spermien können zu unbeweglich sein oder aufgrund verschlossener Samenleiter nicht nach außen gelangen. Alkohol- und Drogenmissbrauch können genau wie Umweltschadstoffe oder die berufsbedingte Schadstoffexposition die Samenqualität beeinflussen. Auch Krankheiten wie Bauchhoden, Leistenhoden oder Mumps können zu lebenslänglich verminderter Samenqualität führen. Temporär kann die Qualität der Spermien durch den Besuch von Sauna oder Whirlpool beeinträchtigt werden, da die Hitze die Spermien zerstören kann. Nach der Hitzeeinwirkung gebildete Zellen werden davon jedoch nicht beeinflusst.

Andere Ursachen können Körperfunktionsstörungen oder retrograde Ejakulation sein, d.h. das Sperma wird bei der Ejakulation in die Harnblase anstatt zur Penisöffnung geleitet.

Untersuchungen zeigen ferner, dass die Samenqualität mit dem Alter abnimmt.

Außerdem kann ionisierende Strahlung eine Unfruchtbarkeit verursachen. Zum Schutz tragen sowohl Patienten als auch Personal die Röntgenstrahlen ausgesetzt werden, eine Schürze aus Blei, die die Geschlechtsorgane vor der Strahlung schützt.

Immunologische Inkompatibilität der jeweiligen Partner

In wenigen Fällen kann der Vaginaltrakt eine immunologische Reaktion gegen Bestandteile des Spermas - nicht gegen die Spermien selbst - aufweisen.

Für das weibliche Immunsystem ist es nicht selbstverständlich, einen Embryo, der zur Hälfte aus fremden Genen besteht, im eigenen Körper zu dulden. Im Extremfall verhindert eine Immunreaktion die Befruchtung, in seltenen Fällen kann eine immunologische Inkompatibilität der Gene Unfruchtbarkeit verursachen. Auch im Vorfeld der Fortpflanzung kann es zu weiblichen Immunreaktionen gegen Teile von männlichen Sexualsekreten kommen. Forscher haben herausgefunden, dass bestimmte Sexualpraktiken helfen können, die für eine Befruchtung notwendige Immuntoleranz der Frau aufzubauen (vergl. untenstehenden Weblink).

Behandlungsmöglichkeiten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Unfruchtbarkeit zu behandeln, abhängig von der Ursache:

  • Künstliche Insemination, dabei wird der Frau aufbereitetes Sperma des Partners in den Gebärmutterhals eingeführt.
  • Hormonell herbeigeführter Eisprung, z.B. durch das Medikament Clomifen
  • Chirurgische Maßnahmen in Fällen blockierter Eileiter
  • chirurgische und evt. hormonelle Behandlung von Endometriose, häufig gefolgt durch
  • Künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation, IVF), dabei werden der Frau, nach einer durch eine Hormonbehandlung hervorgerufenen Hyperovulation (das gleichzeitige Heranreifen mehrerer Eizellen), mehrere reife Eizellen entnommen, außerhalb des Körpers (in vitro) befruchtet (maximal vier Eizellen) und wieder in die Eileiter der Frau eingesetzt (Embryonentransfer, ET).
  • Blastozystentransfer, wie IVF, nur dass Blastozysten eingepflanzt werden, d.h. Embryonen nach 5 - 7 Tagen Entwicklung. Während in Ländern wie Österreich, Belgien, den Niederlanden und anderen alle entnommenen Eizellen befruchtet werden und fünf bis sieben Tage heranwachsen, von denen dann die besten (d.h. die sich am regelmäßigsten entwickelt haben) eingepflanzt werden, ist dies in Deutschland und der Schweiz nur eingeschränkt möglich. Es werden nur höchstens drei Eizellen befruchtet - die übrigen werden unbefruchtet eingefroren, wenn das Paar will, was die Qualität verringert, die Embryonen dürfen nur zwei bis drei Tage wachsen, eine Qualitätskontrolle vor dem Transfer ist nicht erlaubt.
  • Eileiter-interner Keimzellentransfer (Intratubarer Gametentransfer), hier werden Eizellen und Sperma in die Eileiter gepflanzt, was die Befruchtung der Eizelle im Körper der Frau ermöglicht
  • Der Transfer einer befruchteten Eizelle, ähnlich wie bei der künstlichen Befruchtung, nur im Eileiter statt in der Gebärmutter
  • Eizellenspende einer anderen Frau (in Kombination mit künstlicher Befruchtung)
  • Das direkte Einführen von Spendersamen in die Gebärmutter
  • Intracytoplasmatische Spermieninjektion, wobei ein einzelnes Spermium direkt in eine Eizelle injiziert und diese dann per künstlicher Befruchtung in die Gebärmutter gepflanzt wird (ICSI).
  • Eine Leihmutter, die das Kind austrägt. (In Deutschland und der gesamten EU strafrechtlich verboten!)

Moralische Aspekte

Es gibt viele moralische Debatten, die sich mit Unfruchtbarkeit und ihrer Behandlung beschäftigen, mit besonderer Rücksicht auf beteiligte Embryonen. Manche Religionen missbilligen einige oder sogar alle Fruchtbarkeitsbehandlungen, andere Religionen haben keinerlei Probleme damit.

Eine Nebendiskussion beschäftigt sich damit, ob die Behandlung durch gesetzliche Krankenkassen finanziert werden sollte - und wenn ja, wie oft.

Tiefenpsychologie

Im tiefenpsychologischen Sinn steht die Unfruchtbarkeit einer Person oder eines Volkes (eines Landes) für einen Mangel an Schaffenskraft, Kreativität und Stärke, wie in Genesis 16,1, wo die Unfruchtbarkeit Sarais beschrieben wird.

Quellen

  1. Manski, D.: Online Lehrbuch der Urologie. http://www.urologielehrbuch.de/infertilitaet.html
  2. Der Brockhaus multimedial 2006 premium. Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim 2006
  3. Online Ausgabe von "Human Reproduction", zitiert nach "Direkter Schaden", Süddeutsche Zeitung, 4. Januar 2007, S. 18

siehe auch

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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Unfruchtbarkeit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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