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Trichterbrust



  Als Trichterbrust (Pectus excavatum sive infundibulum) bezeichnet man eine krankhafte Veränderung des Brustkorbs. Durch Veränderungen in den Knorpelverbindungen zwischen Brustbein und Rippen sinkt der vordere Teil des Thorax ein.

Inhaltsverzeichnis

Häufigkeit

Die Inzidenz beträgt etwa 1:300 bis 1:400 Geburten.[1] Jungen sind dreimal häufiger betroffen als Mädchen. Eine familiäre Häufung wird in 35 % beobachtet. Die Trichterbrust tritt ebenfalls gehäuft beim Marfan-Syndrom, dem Poland-Syndrom und dem Fetalen Alkoholsyndrom auf.[2]

Ursache

Die Ursache ist noch unbekannt. Aufgrund der familiären Häufung ist eine genetische Komponente wahrscheinlich. Eine sekundäre Trichterbrust kann nach Verschwartung der Pleura oder nach Operationen am Zwerchfell auftreten.[3]

Folgen

Je nach Grad der Ausprägung können die Funktion von Herz und Lunge beeinträchtigt werden.

Auch werden körperliche Fehlhaltungen der betroffenen Menschen beobachtet. Hierbei sind die Schultern meist nach vorne geneigt, der Rücken weist eine rundliche Form auf, der Bauch tritt hervor.

Ein eventuell erhöhter intrabdomineller Druck auf die Cardia, bedingt durch eine Fehlhaltung im Bauchbereich, kann eine chron. Refluxösophagitis zur Folge haben.

Durch die Fehlhaltung kommt es häufig zu einer starken Belastungen der Bandscheiben, was Schmerzen im gesamten Bereich der Wirbelsäule mit sich bringt (u.a. Lumbalgie, Ischialgie, Dorsalgie).

Diagnostik

Die Deformität ist äußerlich sichtbar. Meist tritt sie bereits im 1. Lebensjahr auf.

Das komplette Ausmaß kann mittels CT sichtbar gemacht werden. Nach Folgeschäden wird mittels Lungenfunktionstest und EKG / Echokardiographie gesucht. Zudem sollte die Wirbelsäule untersucht werden (z.b. durch Röntgen), um andere Krankheitsbilder auszuschließen.

Behandlung

Mittels Krankengymnastik kann die Fehlhaltung korrigiert werden, die Trichterbrust jedoch nicht. Jedoch kann man Folgeschäden eingrenzen oder gar verhindern, indem die Rückenmuskulatur in einer Weise traniert wird, die der Fehlbelastung der Bandscheiben entgegenwirkt.

Die Indikation zur operativen Korrektur der Trichterbrust ergibt sich aus der psychischen und körperlichen Beeinträchtigung durch die Fehlbildung. Die Operationen werden in der Regel durch Kinderchirurgen oder Thoraxchirurgen ausgeführt.


Minimalinvasive Technik

  Bei der sogenannten „Nuss-OP“, die erstmals 1998 von Donald Nuss beschrieben wurde[4][5], wird durch zwei kleine Schnitte an den Seiten unter den Achseln ein individuell ausgemessener und vorgebogener Metallbügel unter das Sternum geschoben. Dieser drückt das eingesunkene Brustbein und die betroffen Rippen nach außen. Der Bügel wird seitlich fixiert. In manchen Fällen werden auch zwei oder drei Bügel eingebracht. Das Ergebnis ist sofort sichtbar.

Meist bleibt der Bügel für zwei Jahre im Körper und wird dann operativ entfernt; bei älteren Patienten ist eine längere Zeit erforderlich. Seit 1999 wird die Methode auch in Deutschland durchgeführt. Aufgrund der kleinen Narben ziehen viele Patienten diese Methode der offenen Methode nach Mark Michael Ravitch vor.[6]

Offene Operation

Die Techniken gehen auf Ravitch[7] oder Fritz Rehbein und Hans Hellmut Wernicke[8] zurück.

Bei der Operation wird der Brustkorb durch einen mehrere Zentimeter langen vertikalen Schnitt (bei Männern) oder horizontalen Schnitt (bei Frauen) geöffnet. Anschließend werden die deformierten Rippen vom Brustbein abgetrennt. Knorpelanteile der deformierten Rippen werden entfernt. Das Brustbein wird angesägt, dananch angehoben und mit Metallbügeln fixiert. Danach wird der Brustkorb wieder geschlossen. Die in Erlangen weiterentwickelte Operation (Erlanger Methode[9]) verzichtet weitestgehend auf das vollständige Abtrennen der Rippen. Statt dessen werden die Rippen am Ansatz zum Brustbein nur angekerbt und die Spannung, die zur Hebung des Brustbeins mit dem sog. Tensiometer[10]) gemessen. Dies ermöglicht ein wesentlich schonenderes Vorgehen, sodass die postoperative Liegezeit im Vergleich zu anderen Operationen verkürzt werden kann. Es ist die einzige der derzeit angewandten Therapieverfahren, die Langzeitergebnissen mehrerer Jahrzehnte vorweisen kann und ist sowohl bei symmetrischen, als auch asymmetrischen Brustwanddeformitäten anwendbar.

Saugglocke

Mittels einer Saugglocke wird durch regelmäßiges Anwenden der Brustkorb langsam angehoben. Diese Methode ist relativ neu eine Langzeitstudie wird momentan in der Universitätsklinik in Jena durchgeführt.[11]

Quellenangaben

  1. P. Puri, M. Höllwarth: Pediatric Surgery, Springer 2006, S.97
  2. Hebra, A.: Pectus excarvatum in http://www.emedicine.com/ped/topic2558.htm, aufgerufen 5. Oktober 2006
  3. Leitlinien Kinderchirurgie zur Trichterbrust / Kielbrust: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/006-085.htm aufgerufen am 5.10.06
  4. Nuss D, Kelly RE Jr., et al: A 10-year review of a minimally invasive technique for the correction of pectus excavatum. J Pediatr 33: 545-552, 1998
  5. Nuss D, Kelly RE Jr., et al: Repair of pectus excavatum. Ped Endosurg & Innovat Techn 2:205-221, 1998
  6. Trichterbrustinfo.de FAQ: Bis zu welchem Alter kann man die Nuss-Korrektur durchführen lassen? aufgerufen am 19. August 2007
  7. Ravitch MM: The operative treatment of. pectus excavatum, Ann Surg 129:429–444, 1949
  8. Rehbein, F., Wernicke, HH The operative treatment of the funnel chest. Arch. Dis. Child. Lond. 32:5−8; 1957
  9. Hummer HP, Klein P, Simon S. Techniques and experiences in funnel chest operations. Langenbecks Arch Chir Suppl Kongressbd. 1992:401-9
  10. Weber, P. Heute macht man's schonend. Der Allgemeinarzt. 20/2005: 39-42
  11. Schier, F., Bahr, M., Klobe, E.: The vacuum chest wall lifter: an innovative, nonsurgical addition to the management of pectus excavatum, Journal of Pediatric Surgery, 40 (3), 2005, S. 496-500
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