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Bluttransfusion
Der Überbegriff Bluttransfusion bezeichnet das Zuführen von (Voll-)Blut oder Blutbestandteilen, was in der Regel als intravenöse Infusion erfolgt. Stammen das Blut bzw. die Blutbestandteile von einem fremden Blutspender handelt es sich um eine Fremdblutspende. Sind Blutspender und Blutempfänger die selbe Person, redet man von einer Eigenblutspende (Autotransfusion). Voraussetzung für eine erfolgreiche Transfusion ist, dass das verabreichte Blut bzw. die Blutbestandteile frei von Infektionserregern ist und dass Immunreaktionen durch sorgfältiges Testen von Spender und Empfänger vermieden werden. Vollbluttransfusionen werden heute nur noch selten durchgeführt. In der Regel wird heute das Blut in seine Komponenten aufgetrennt und komponentenweise transfundiert. Das hat zwei Vorteile: zum einen erhält der Patient nur die Blutbestandteile, die ihm fehlen, z. B. nur Erythrozyten (rote Blutzellen) bei Anämie, nur Plasma bei Mangel von Plasmaproteinen, etc., und nicht noch "überflüssigerweise" noch andere Bestandteile des Blutes. Zweitens lassen sich die Blutkomponenten in getrennter Form wesentlich länger aufbewahren. Vollblut muss i. d. R. bei mindestens 4 °C aufbewahrt werden, da sonst die Erythrozyten und erst recht die Blutplättchen (Thrombozyten) Schaden erleiden. Bei dieser Temperatur verlieren viele Plasmaproteine (insbesondere die Gerinnungsfaktoren) innerhalb von Tagen ihre Wirksamkeit. Trennt man dagegen das Plasma ab, so kann man es einfrieren und monatelang lagern. Transfundiert werden:
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BlutspenderBlutspender müssen bestimmte Bedingungen erfüllen, um bestmöglich sicherzustellen, dass ihr Blut hohen Qualitätsanforderungen genügt. So versucht man, durch Anamnese und Untersuchung der Spender Krankheiten auszuschließen und „riskante Spender“ gar nicht erst zuzulassen bzw. zeitlich zurückzustellen. Bei jeder Fremdblutspende wird das Blut auf die vorgeschriebenen Infektionsparameter z. B. Hepatitis B und HIV getestet. Es gibt zu wenig Blutspender, weshalb es immer wieder zu Versorgungsengpässen kommt. Indikation zur Bluttransfusion
EmpfängerJede Bluttransfusion erfordert die Einwilligung des Patienten nach entsprechender Aufklärung, von der nur in begründeten Notsituationen abgewichen werden kann. Manchmal sind Spender und Empfänger dieselbe Person (Eigenblutspende). Kompatibilität (verträgliche Blutgruppen)
Bei der Transfusion von zellulären Blutprodukten und Blutplasma müssen die verschiedenen Blutgruppenmerkmale beachtet werden. Es darf nur blutgruppenverträgliches (sog. kompatibles) Blut übertragen werden, sonst kommt es zu einer lebensbedrohlichen immunologischen Reaktion auf das fremde Blut. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang das AB0-Blutgruppensystem und der Rhesusfaktor. Während in den meisten anderen Blutgruppensystemen Antikörper gegen fremde Merkmale erst nach einer Transfusion gebildet werden und somit erst frühestens einige Tage später, bei einer erneuten Transfusion, stören würden, sind im AB0-System solche Antikörper grundsätzlich gegen alle AB0-Merkmale vorhanden, die der Empfänger selber nicht hat. Erhält eine Person mit Blutgruppe „A“ eine Spende vom Typ „B“ kann eine hämolytische Reaktion ausgelöst werden, die viele rote Blutkörperchen zerstört. Wird eine Rh-negative Person dem Blut eines Rh-positiven Spenders ausgesetzt, kann sie Rhesus-Antikörper entwickeln, die bewirken, dass Rh-positive rote Blutkörperchen zerstört werden. Aufgrund der hierbei aus den Zellen freigesetzten Substanzen, ist eine Zerstörung von Erythrozyten nachteilig und kann tödlich enden. Wichtig ist, dass die Blutgruppen-Kompatibilität bei Transfusion von Plasma gerade umgekehrt zu der Transfusion von Erythrozyten ist (siehe oben stehende Tabellen). Ein Beispiel: ein Empfänger mit Blutgruppe A besitzt Antikörper gegen B, d.h. er darf nur Erythrozytenkonzentrate der Blutgruppen A oder 0 erhalten, die das Oberflächenmerkmal B nicht haben. Andererseits darf er aber kein Plasma eines Spenders der Blutgruppen B oder 0 erhalten, da dieses ja Antikörper gegen A enthält. Transfusionszwischenfall / Transfusionsreaktion
Wie bei jedem anderen Arzneimittel kann es auch bei Blutprodukten zu unerwünschten Reaktionen und Nebenwirkungen kommen. Die bei weitem häufigste Ursache für einen Transfusionszwischenfall ist die simple Verwechslung von Blutkonserven. Durch Transfusion von AB0-inkompatiblen Blut kann es zur akuten hämolytischen Transfusionsreaktion kommen. Daher ist unmittelbar vor Transfusion der Bedside-Test am Patientenbett zur Testung der (AB0-) Blutgruppe von Empfänger und Blutkonserve auf einer Testkarte vorgeschrieben. Damit schrumpfte das Risiko eines Zwischenfalls in den letzten Jahren auf etwa 1:1 Million. TransfusionsrisikoMit einer Blutkonserve können Bakterien (z. B. Treponema pallidum) und Viren (HIV, Hepatitis-C-Virus (HCV), Hepatitis-B-Virus (HBV)) übertragen werden. Heutzutage ist dank einer sorgfältigen Spenderauswahl und der Einführung von molekularbiologischen Testmethoden die Gefahr der Übertragung von HBV, HCV und HIV allerdings äußerst gering. Bis zur Entwicklung dieser Testverfahren Mitte der 80er Jahre wurden in Deutschland über 1 500 Personen durch Bluttransfusionen mit HIV infiziert. Seit 1985 hat die Zahl der transfusionsbedingten HIV-Übertragungen dank Antikörpertests drastisch abgenommen. Seitdem im Jahre 1999 ein Test auf Basis der höchst spezifischen Polymerase-Kettenreaktion (PCR) eingeführt wurde, wurden nur noch 4 Fälle von Übertragungen berichtet (Stand 2004). Bei Hepatitis C wurde 1991 eine Antikörpertestung eingeführt. Davor war das HCV die hauptsächliche Ursache der nicht seltenen Posttransfusionshepatitis. Seit Einführung der HCV-Testung mittels der PCR-Technik wurden nur noch fünf Übertragungen beobachtet (Stand 2006). Darunter findet sich auch ein Übertragungsfall in der frühen Infektionsphase eines Thrombozyten-Spenders, in dessen Plasmaspende selbst mit empfindlichsten PCR-Methoden kein Virus nachgewiesen werden konnte [1]. Unklar war bislang, ob Blutspenden von Patienten mit einer (subklinischen) Krebserkrankung für den Empfänger ein erhöhtes Risiko bergen, im weiteren Verlauf selbst an Krebs zu erkranken. Eine 2007 in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet publizierten Studie konnte nachweisen, dass dem nicht so ist: Auch wenn der Blutspender zu einem späteren Zeitpunkt an Krebs (Medizin) erkrankt, bringt eine Bluttransfusion für den Empfänger kein erhöhtes Krebsrisiko mit sich[2]. Es muss bei einer Bluttransfusion auch darauf geachtet werden, dass nicht zu viele weiße Blutkörperchen in den Organismus des Empfängers gelangen. Weiße Blutkörperchen können die Bildung von Antikörpern hervorrufen, die bei zukünftigen Transfusionen oder Organtranstransplantationen von Nachteil sein können. Liegen bereits Antikörper vor, so kann die Transfusion von weißen Blutkörperchen Reaktionen wie Fieber und Schüttelfrost hervorrufen. Außerdem verbessert die Entfernung der weißen Blutkörperchen die Lagereigenschaften von Blutpräparaten. Vermehrungsfähige weiße Blutkörperchen können bei der Übertragung an immungeschwächte Patienten auch die in der Regel tödliche Graft-versus-Host-Reaktion (GvH=Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion) hervorrufen, bei der die fremden weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) den Empfängerorganismus angreifen. Das Risiko für eine GvH-Reaktion kann effektiv durch die Bestrahlung von Blutprodukten reduziert werden. Seit dem 1. Oktober 2001 werden in Deutschland ausschließlich solche Vollblutpräparate, Erythrozytenkonzentrate und Thrombozytenkonzentrate in Verkehr gebracht, deren Leukozytengehalt weniger als 1 000 000 pro Einheit (Blutkonserve) beträgt. Siehe auch: Leukozytendepletion. ForschungDas Wissen über unser Blut, seine Zusammensetzung und seine Übertragungsmöglichkeiten auf dem Wege der Transfusion ist inzwischen überaus umfangreich geworden. Dank entsprechender Vorkehrungen von der Spende bis zur Übertragung ist die Bluttransfusion heute ein weitgehend sicherer Eingriff. Doch trotz Forschung auf höchstem wissenschaftlichem Niveau steht die Transfusionsmedizin heute vor Herausforderungen. In Zeitungen und Fernsehen taucht immer wieder die Nachricht auf, dass Forscher bei der Herstellung von "Kunstblut" Fortschritte gemacht hätten. Kunstblut ist genau genommen nicht die richtige Bezeichnung für den Blutersatzstoff, an dem die Wissenschaftler arbeiten. Es geht dabei vielmehr um den Blutfarbstoff Hämoglobin, der dem Blut seine rote Farbe verleiht. Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) transportieren Sauerstoff durch den Blutkreislauf zu den Körperzellen, weil sie Hämoglobin enthalten, der den Sauerstoff chemisch bindet. Was für den Sauerstofftransport benötigt wird, so die Annahme, sind also nicht ganze Erythrozyten, sondern bloß das daraus gewonnene "Hämoglobin". Allein: Hämoglobin ist nicht ohne weiteres als Blutersatzmittel geeignet, denn es hat eine sehr kurze "Halbwertszeit". Seine Verweildauer im Kreislauf ist kurz, sie beträgt nur wenige Stunden. Dann wird der Blutersatzstoff wieder ausgeschieden. Damit eignet sich Hämoglobin höchstens für die kurzzeitige Behandlung von Patienten, die etwa durch einen Unfall viel Blut verloren haben. Für die Behandlung von Langzeitpatienten mit einem Mangel an Sauerstoffträgern im Blut ist es nicht geeignet. Dafür sind weiterhin die bewährten Erythrozyten-Konzentrate notwendig, und das bedeutet: Die freiwilligen Blutspender sind auch künftig durch nichts zu ersetzen. Denn ihr Blut bewahrt jedes Jahr Millionen von Menschen vor dem sicheren Tod und auch wenn ein Restrisiko bleibt, durch den enormen Sicherheitsaufwand auf diesem Sektor konnte es in den letzten 40 Jahren auf ein Minimum reduziert werden.[3] AnämietoleranzOb eine Anämie (Blutarmut) vorliegt, wird am Hämoglobin (Hb) gemessen. Die Hb-Normwerte für Männer sind 8,6-11,2 mmol/l (14-18 g/dl), für Frauen 7,4-10 mmol/l (12-16 g/dl). Es gibt seltene Formen von angeborenen Blutbildungsstörungen, bei denen die Patienten seit Geburt einen sehr niedrigen Hb-Wert haben, damit aber gut im Alltag zurechtkommen. Andererseits können Menschen mit ausgeprägter Herzinsuffizienz (Herzschwäche) schon bei leicht erniedrigten Hb-Werten schwere Symptome im Sinne von Luftnot, Kreislaufschwäche, etc. bekommen (bei Blutarmut muss das Herz schneller pumpen um die Sauerstoffträger durch den Körper zu befördern und kommt dementsprechend schneller an seine Grenzen). Wann eine Transfusion zu erfolgen hat, muss also individuell entschieden werden. Heutzutage gilt 3,7 mmol/l (6 g/dl) oder niedriger allgemein als Grenzwert für eine Transfusionspflicht. In der Literatur finden sich auch Fallberichte über Patienten, die erfolgreich ohne Blut behandelt wurden, obwohl ihr extrem niedriger Hb-Wert nach gängiger Lehrmeinung mit dem Leben unvereinbar war. Oft sind dies Mitglieder der Zeugen Jehovas, die die Übertragung von Blutprodukten jeder Art aus religiösen Gründen ablehnen. Grundsätzlich gilt, dass eine langsam (z. B. über Monate) entstandene Anämie vom Patienten besser toleriert wird als eine, die durch eine massive Blutung innerhalb von Stunden entsteht. Die von der EU-Kommission beauftragte SANGUIS-Studie (1994) stellte fest, dass die Entscheidungen, wann eine Bluttransfusion zu erfolgen hat und wieviel transfundiert werden soll, zwischen einzelnen Krankenhäusern in Europa oft stark unterschiedlich getroffen werden. Die verordnete Menge unterschied sich, je nach Krankenhaus und Region, teilweise um den Faktor 10. Diese Ergebnisse werden als Anzeichen dafür gewertet, dass generell zu viel Blut transfundiert wird. Siehe auch:
RechtlichesDas Transfusionswesen wird auf rechtlicher Ebene durch das Transfusionsgesetz geregelt. Die konkrete Umsetzung der Vorschriften geht aus den Richtlinien und Leitlinien zur Hämotherapie der Bundesärztekammer hervor, die teilweise sehr detailliert festlegen, wie die einzelnen Handlungsschritte von der Auswahl des Spenders bis zur Überwachung des Empfängers zu erfolgen haben. Bluttransfusionen werden von Zeugen Jehovas aus religiösen Gründen abgelehnt, und dürfen dann von einem Arzt (auch bei Lebensgefahr des Patienten) nicht durchgeführt werden. Siehe auch:
GeschichteDie AnfängeDie Schilderung der ersten bekannten Bluttransfusion lässt einem heute noch das Blut in den Adern gefrieren: Im Juli 1492 gaben drei Zehnjährige dem im Sterben liegenden Papst Innozenz VIII. ihr Blut zu trinken. Es handelte sich also nicht um eine Transfusion im eigentlichen Sinne! Man erhoffte sich dadurch die Verjüngung des betagten Kirchenfürsten. Die drei Kinder überlebten das Experiment nicht, und auch der Papst blieb so krank wie zuvor. Historisch wurde die Kompatibilität zwischen Spender und Empfänger durch die Oehlecker-Probe getestet. Blut wurde auch von einem lebenden Hund auf einen anderen übertragen, Tierblut - etwa von Schafen - kranken Menschen verabreicht. Blut hat von je her nicht nur die Fantasie von "Zauberern" und Mystikern angeregt, die ihm magische Wirkung zugeschrieben haben. Noch heute bringen Naturvölker Blutopfer dar. Der rote Lebenssaft hat zu allen Zeiten auch das Interesse der Ärzte geweckt, die ihn zur Behandlung von Patienten einsetzen wollten. Die meisten Experimente, die in den letzten Jahrhunderten durchgeführt wurden, erscheinen uns heute haarsträubend. Die naturwissenschaftliche Erforschung von Blut begann genau genommen erst vor knapp 100 Jahren. Vorher standen den Wissenschaftlern die notwendigen Geräte wie Mikroskope und die erforderlichen Techniken für Experimente nicht zur Verfügung. Erst als der Wiener Arzt Karl Landsteiner in den Jahren 1901 und 1902 die Blutgruppen A, B und 0 entdeckte, war der Grundstein für die moderne Transfusionsmedizin gelegt. Der erste BluttransfusionsdienstDer erste Bluttransfusionsdienst wurde in London im Oktober 1921 gegründet - schon damals mit Hilfe freiwilliger und unbezahlter Spender. Auch damals war das Rote Kreuz schon federführend beteiligt. Die Chamberville Division des Britischen Roten Kreuzes in London erhielt einen dringenden Anruf vom King's College Hospital. Das Krankenhaus fragte an, ob jemand bereit wäre, Blut für einen Schwerkranken zu spenden. Percy Oliver, freiwilliger Sekretär der Division, und sechs weitere Rotkreuz-Mitarbeiter erklärten sich spontan bereit - einer von ihnen hatte die richtige Blutgruppe! Um auf solche Fälle künftig besser vorbereitet zu sein, gründete Oliver den ersten Bluttransfusionsdienst - und stellte schon damals die Bedingung: Die Blutspende musste freiwillig sein und durfte nicht bezahlt werden. Zeitleiste
Siehe auch
Quellen
Kategorien: Transfusionsmedizin | Injektion und Infusion |
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