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Totmanneinrichtung



Eine Totmanneinrichtung (auch Totmann, Totmannwarner, Totmannschalter oder Totmannknopf genannt) überprüft, ob ein Mensch anwesend und handlungsfähig ist und lösen andernfalls ein Signal oder eine Schalthandlung aus.

Bei Fertigungsanlagen stellen doppelte Totmanneinrichtungen (auch: Sicherheitstaster oder Sicherheitsschalter) sicher, dass der Bediener keine Hände mehr in beweglichen Teilen der Maschine hat, was zu Verletzungen führen könnte. Die einfachste Vorrichtung dafür sind zwei in Reihe geschaltete Tasten, die den Mechanismus oder Stromkreis erst freigeben, wenn beide gleichzeitig betätigt werden. Eine andere Schaltung unterbricht den Motor, wenn die Abdeckung geöffnet oder eine Lichtschranke durchbrochen wird.

Totmannschaltungen dienen der Arbeitssicherheit und sind zumeist gesetzlich, zumindest aber versicherungstechnisch vorgeschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

Neben der sinn-orientierten Herleitung von „Toter Mann“ gibt es im englischen Sprachraum die volksetymologische Erklärung, dass ein Erfinder namens Totmann oder „Totman“ diese Vorrichtung erfunden habe.

Im Englischen gibt es daher neben der Bezeichnung „Dead Man's Switch“ auch die Variante „Totman Switch“. Gegen diese Eigennamen-Theorie spricht, dass nirgendwo Angaben zum vollen Namen des angeblichen Erfinders zu finden sind.

Patentschriften [1] aus den 1930er Jahren belegen, dass die Vorrichtung damals bereits gebräuchlich war. Jedoch beziehen sie sich nur auf spätere Verbesserungen, nicht auf die ursprüngliche Einrichtung.

Das „Turret Manual“ (Geschützstand-Handbuch) der USAAF vom 1. Oktober 1942 beschreibt einen Totmannknopf, der ein Weiterdrehen eines elektrisch angetriebenen Abwehrstandes bei Loslassen der Bediengriffe verhindert, bereits sinn-orientiert als „dead man's switch“.

Funktionsweise

    Totmannwarner sind eine Art Bewegungsmelder. Wenn sich eine Person einige Zeit nicht bewegt oder (in manchen Fällen) bestimmte Bewegungen ausführt, wird eine programmierte Aktion ausgeführt, die zumeist durch das Betätigen einer Taste am Totmannwarner oder durch dessen Bewegen unterbrochen werden kann (Quittierung des Voralarms). Je nach Art des Gerätes, ob fest eingebaut, in Fahrzeugen oder Mobil an einer Person befestigt, unterscheidet sich die auszuführende Aktion.

Stationär

Stationäre Systeme werden beispielsweise als Sicherheitsfahrschaltung in Eisenbahnfahrzeugen (Triebfahrzeug, Steuerwagen, aber auch bei Straßenbahnfahrzeugen) eingesetzt. Dort muss der Triebfahrzeugführer in einem bestimmten Intervall einen Knopf oder ein Fußpedal drücken und dem System damit signalisieren, dass er noch wach ist. Bleibt dieser Knopfdruck aus, gibt das System eine optische und akustische Warnung aus. Wird auch diese Warnung ignoriert, geht das System davon aus, dass der Lokführer nicht mehr handlungsfähig ist und führt automatisch eine Zwangsbremsung aus, um ein Unglück zu verhindern.

Bei Jetskis und Rennbooten ist in den meisten Fällen eine abgewandelte Form des Totmannschalter-Prinzips zu finden. Dabei muss der Boot- oder Jetski-Fahrer vor dem Start ein Plastikkabel um sein Handgelenk legen, welches an einem Knopf am Lenker des Jetskis befestigt ist. Fällt der Fahrer nun während der Fahrt vom Jetski, zieht er automatisch den Knopf am Lenker heraus und der Motor schaltet sich ab. Damit soll eine unkontrollierte Weiterfahrt (und ggf. damit verbundene Schäden Dritter) vermieden und dem Fahrer die Möglichkeit zum Wiederaufsteigen gegeben werden. Für den Betrieb auf deutschen Gewässern einschließlich der deutschen Küsten ist diese Art der Sicherung zwingend vorgeschrieben. Eine solche Vorrichtung ist auch an Außenbordern zu finden.

Bei einzelnen Flugzeugtypen hilft eine ähnliche Schaltung dem Piloten, im Ernstfall zu überleben. Die F-117 wurde nach einigen Vorfällen mit einer Schaltung nachgerüstet, die nachts verhindert, das der Pilot aus Desorientierung direkt in den (schlecht sichtbaren) Boden fliegt. Bei der Mig-29 gab es Berichten zufolge im Cockpit eine Vorrichtung, die auf Knopfdruck oder bei Bewusstlosigkeit des Piloten die Maschine wieder in eine stabile und waagerechte Fluglage brachte.

Mobil

Mobile Totmanneinrichtungen (nach FwDv7 Notsignalgeber genannt) werden zum Beispiel von Atemschutzgeräteträgern bei der Feuerwehr eingesetzt. Das Warngerät wird dabei fest an der Atemluftflasche befestigt, so dass sich der Warner beim Anlegen der Ausrüstung automatisch aktiviert. Alternativ gibt es auch Geräte, die an der Schutzkleidung befestigt und dort manuell aktiviert werden können. Die Totmanneinrichtung reagiert auf Bewegungen des Feuerwehrmannes. Bleibt dieser eine gewisse Zeit (meist 20 bis 30 Sekunden) regungslos, wird ein kurzer Voralarm ausgegeben. Bewegt sich der Träger nach der Warnung nicht, wird der optische und akustische (etwa 100 dB) Hauptalarm ausgelöst. Dadurch können Helfer den Bewusstlosen einfacher lokalisieren. Teurere Totmannwarner verfügen zusätzlich über einen Temperaturalarm: Übersteigt die Umgebungsluft einen vorher eingestellten Wert, ertönt ebenfalls der Hauptalarm.

Für Einzelarbeitsplätze mit einem Gefährdungspotenzial gibt es Geräte, die am Gürtel befestigt werden und auf Neigung reagieren. Geraten sie etwa aufgrund eines Unfalles in die Waagerechte, geben sie zunächst einen Signalton ab. Bleiben sie weiter waagerecht, setzen sie über ein Funksignal und einen Wählempfänger einen Telefonruf an eine Rettungsstelle oder eine andere einstellbare Telefonnummer ab.

An gefährlichen Elektrogeräten sind oft Totmannschalter oder Totmanngriffe angebracht. Sie stoppen das Gerät, sobald man Griff oder Schalter loslässt. Das Einschalten erfordert jedoch eine zusätzliche Schalthandlung, um den Totmannschalter zu entriegeln. So wird verhindert, dass das Gerät versehentlich durch bloßes Aufnehmen oder durch Herunterfallen einschaltet.

Beispielsweise ist am Orthopantomographem, einem Röntgengerät, das für eine Aufnahme 15 Sekunden aktiv ist, ein Totmannschalter als Auslöser vorgeschrieben.

Einsatzgebiete

Mobile Warner

  • in Bergwerken
  • bei Feuerwehren
  • beim THW in Katastrophenregionen
  • Elektrowerkzeuge
  • Gartengeräte
  • Justizvollzugsanstalten
  • im Wachdienst der Bundeswehr
  • Einzelarbeitsplätze mit Gefährdungen

Stationäre Warner

  • in Zügen, U-Bahnen und O-Bahnen (Sicherheitsfahrschaltung)
  • Testsysteme in modernen PKW (Erkennen von Ermüdung des Fahrers)
  • Leitwarten die (vor allem nachts) nur von einer Person besetzt sind (etwa in kleineren Wasser- oder Stromwerken)
  • Passivalarm bei Rufhilfesystemen

Maschinen

  • Elektrowerkzeuge
  • Gartengeräte
  • Gastankstellen

Quellen

  1. Patent DE383547 vom 13.04.1922: Sicherheitsvorrichtung für elektrische Fahrzeuge
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Totmanneinrichtung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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