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Tonsillektomie



Tonsillektomie bezeichnet die vollständige chirurgische Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsilla palatina).

Die Tonsillektomie erfolgt in Deutschland stets stationär mit einem Klinikaufenthalt von fünf bis acht Tagen. Üblicherweise wird der Eingriff unter Vollnarkose vorgenommen. Die Operation selbst dauert rund 20 - 30 Minuten. Die Mandeln werden mittels chirurgischer Instrumente aus ihrem Bett entfernt, auftretende Blutungen während der Operation gestillt, teils durch Elektrokoagulation, teils durch chirurgisches Unterbinden oder Umstechen. Sänger oder andere Personen, die ihre Stimme beruflich einsetzen, sollten den Arzt vor der Operation darauf hinweisen, damit die Mandeln streng an ihren Kapseln entfernt werden, umliegendes Gewebe so wenig wie möglich beeinträchtigt wird und die Wunde mit überstehenden Schleimhautresten vernäht werden kann, um die Wundbetten zu verkleinern. Zur ersten Schmerzstillung der Wunde wurde früher vor allem bei Kindern Speiseeis, insbesondere wegen seines neutralen Geschmacks Vanilleeis verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Indikation

  Die Tonsillektomie ist erforderlich, wenn es zu regelmäßigen antibiotikapflichtigen Mandelentzündungen kommt (drei bis sechs Mal im Jahr), oder wenn die Mandeln aufgrund einer chronischen Entzündung einen Infektionsherd bilden. Ferner kann bei stark vergrößerten Mandeln, welche die Atmung behindern, eine Tonsillektomie erforderlich sein. Bei Kindern zwischen dem 4. und 10. Lebensjahr, die nur wegen übergroßer Tonsillen mit Atembehinderung operiert werden sollen, ist alternativ zur vollständigen Tonsillektomie auch eine sogenannte Tonsillotomie möglich, die mit dem Laser durchgeführt wird.

Während in den 1960er Jahren die Gaumenmandeln bereits im Kindesalter beinahe routinemäßig entfernt wurden, wird die Indikation heute wesentlich strenger gestellt. Es ist inzwischen gesicherte Erkenntnis, dass die Tonsillen ein hilfreicher Bestandteil des Immunsystems sind, wobei diese Funktion im Erwachsenenalter deutlich eingeschränkt ist. Es sollte daher eine Tonsillektomie möglichst nicht vor dem 6. Lebensjahr durchgeführt werden, auch unter dem Aspekt der möglichen Nachblutung.

Komplikationen

Eine häufige Komplikation nach einer Tonsillektomie ist die Nachblutung. Sie trifft in 1-6 % der Fälle auf, am häufigsten am 1. oder 2. Tag nach der Operation, sowie am 5. oder 6. postoperativen Tag. Meist sind die Blutungen an sich nicht übermäßig gefährlich, müssen aber, da sich die Blutungen in den Atemwegen abspielen, rasch und zuverlässig - meist operativ in Narkose (3,9% der von Nachblutung betroffenen Patienten) - versorgt werden. Deswegen wird in den meisten Fällen ein sechstägiger Klinikaufenthalt nach dem Eingriff empfohlen. Das Risiko sollte vor einer Operation mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Es gibt in äußerst seltenen Fällen auch heftigste und lebensgefährliche Blutungen, selbst Wochen nach dem Eingriff. Auch diese Blutungen können in der Regel beherrscht werden. Trotzdem sind auch heute noch Todesfälle zu beklagen.

Nachsorge

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ist mit einer Arbeitsunfähigkeit von ein bis zwei Wochen zu rechnen. Während dieser Zeit sollte der Patient sich schonen und auf körperliche Betätigung verzichten, da diese den Blutdruck steigern und somit die Gefahr einer Nachblutung erhöhen würde.

Innerhalb der ersten zwei postoperativen Wochen sollte auf jegliche Art von sauren, scharfen, harten und heißen Speisen verzichtet werden, da diese starke Schmerzen verursachen können. Auch Fruchtsäuren sollten gemieden werden, besonders aggressiv sind Tomaten(!). Apfelmus und anderes Konservenobst ist im allgemeinen gut verträglich, auch geriebene Birne und Mango werden gut vertragen. Bei Getränken sollten kalte Getränke bevorzugt werden, kohlensäurehaltige Getränke können ebenfalls ein starkes Brennen an der Wunde verursachen. Trotz starker Schmerzen ist jedoch das regelmäßige Einnehmen von Speisen unbedingt notwendig, damit sich die Verkrustungen abschürfen können und die Heilung schneller einsetzen kann. Vordringlich ist allerdings die Flüssigkeitsaufnahme, um einer Austrocknung des Körpers zu begegnen.

Duschen wird auch bis zu einer Woche nach der Operation nicht empfohlen. Es soll auch danach darauf geachtet werden, dass das Wasser nicht zu warm ist, um eventuelle Nachblutungen zu vermeiden, die durch die vermehrte Körperdurchblutung beim Duschen entstehen könnten. Beim Zähneputzen sollte man darauf achten, dass keine Zahnpasta den Rachen hinabläuft, da dies durch den Mentholgehalt vieler Zahnpasten zu Schmerzen führen kann.

Schmerzen

Die Beschwerden werden von den meisten Erwachsenen als sehr bis extrem schmerzhaft empfunden, die bis zu zwei Wochen, in seltenen Fällen drei bis vier Wochen nach Entfernung der Tonsillen anhalten können. Starke Schluckbeschwerden sind die häufigsten Schmerzen (Odynophagie), die sich weitaus stärker als eine akute Mandelentzündung (Tonsillitis) anfühlen. Sehr oft kommt es weiterhin zu Rachen-, Hals-, Ohren-, Kopf-, Kiefer- und Zungenschmerzen, in manchen Fällen sind auch Zahnschmerzen zu berichten. Müdigkeit, depressive Stimmung sowie Lustlosigkeit können ebenfalls Nachfolgen einer Tonsillektomie sein; einerseits durch die Beanspruchung der körpereigenen Reserven, andererseits durch die Nebenwirkungen der Schmerzmittel. Die Intensität der Schmerzen ist hauptsächlich abhängig von der Heftigkeit und Häufigkeit präoperativer Mandelentzündungen und der mit diesen einhergehenden Verkrustungen und Verwundungen im Rachenbereich. Die Schmerzen können mit Wirkstoffen wie Metamizol (z. B. Novalgin) oder Diclofenac (z. B. Voltaren) gelindert werden, auf keinen Fall sollten allerdings acetylsalicylsäurehaltige Schmerzmittel (wie Aspirin) eingesetzt werden, ebenso ist Ibuprofen (z. B. Seractil, Nurofen, Nureflex) als ungünstig einzustufen, da auch diese Wirkstoffe durch ihre gerinnungshemmende Wirkung die Gefahr einer Nachblutung deutlich erhöhen können. Weiters ist zu erwähnen, dass man viel trinken sollte, auch wenn es durch die Schmerzen schwer fällt. Voltaren ist nicht gut für die Nieren. Allerdings ist die Einnahme eines solchen Medikaments von ca. zehn Tagen unbedenklich. Es wird empfohlen Schmerzmittel regelmäßig einzunehmen, und nicht nur dann, wenn Schmerzen entstehen, um einerseits die Wirksamkeit zu erhöhen, und um andererseits die Menge der Schmerzmittel gering zu halten.

Alternativen

Es existieren auch alternative moderne Operationsverfahren teils mit Laser, teils mit verschiedenen thermischen Schneideverfahren, wobei wesentliche Vorteile - insbesondere eine erniedrigte Nachblutungsrate - bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden konnten. In medizinischen Fachblättern wird dies kontrovers diskutiert.

Von der Tonsillektomie, also der Entfernung der gesamten Gaumenmandel, muss man die Tonsillotomie abgrenzen, bei der die Mandeln nur verkleinert werden. Bei chronisch entzündeten Mandeln ist diese Operation in der Regel nicht zu empfehlen. Bei nur vergrößerten Mandeln im Kindesalter, die ein mechanisches Problem wegen ihrer Größe darstellen, kann diese Alternative in Betracht gezogen werden.

Die Tonsillektomie ist der häufigste Routineeingriff im operativen HNO-Bereich, und eine der am häufigsten durchgeführten geplanten Operationen überhaupt.

In Österreich sollen aufgrund von mehreren Todesfällen nach einer gemeinsamen Empfehlung der Österreichischen Gesellschaften für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie und Kinder- und Jugendheilkunde Tonsillektomien bei Kindern unter sechs Jahren nur noch in Ausnahmefällen durchgeführt werden.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gemeinsame Empfehlung der Österreichischen Gesellschaften für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie und Kinder- und Jugendheilkunde zur Entfernung der Gaumenmandeln


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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Tonsillektomie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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