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Tigerschecken-Komplex



    Der Tigerschecken-Komplex umfasst mehrere durch das selbe Gen hervorgerufene Scheckungsmuster beim Pferd sowie völlig weiße Farbe und Varnisch Roan. Bei den Scheckungsmustern tauchen oft kleine runde dunkle Flecken auf weißem Hintergrund auf.

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

            Es gibt Pferde ohne sichtbares Scheckungsmuster, die nur die dunklere Grundfarbe zeigen. Andere haben einen unterschiedlich großen ovalen, von der Kruppe ausgehenden weißen Fleck (Schabracke), der sich bei den hellsten Pferden über das gesamte Pferd ausgebreitet hat. Normalerweise ist die Haut unter weißem Fell weiß und unter dunklem Fell dunkel, doch die dunkle Haut erstreckt sich oft ein Stück weit vom dunklen Fell aus in die Bereiche, wo das Fell schon weiß ist. Oft tauchen in der weißen Schabracke kleine, pfennig- bis über apfelroße runde dunkle Flecken auf hellem Hintergrund auf. Umgekehrt gibt es auch kleine helle Punkte auf den dunklen Fellarealen. Die Hufe sind wegen weißer und schwarzer Flecken am Hufrand häufig gestreift. Dunkle Fellbereiche werden oft im Laufe des Lebens heller, da immer mehr weiße Stichelhaare in ihnen auftauchen. 7

Folgende Farben gehören zum Tigerscheckenkomplex:

Weißgeborene

Das Pferd ist ganz weiß und wird auch bereits weiß geboren. Weißgeborene sind immer homozygot für das Gen. 8

Volltiger

Als Volltiger (engl. leopard) bezeichnet man Pferde, die auf weißem Hintergrund viele durchschnittlich etwa apfelgroße dunkle Flecken haben.

Schabrackentiger

Als Schabrackentiger (blanket) werden Tigerschecken bezeichnet, bei denen ein erheblicher Teil des Pferdes die normale Grundfarbe zeigt, während ein abgerundeter Bereich über der Kruppe weiß mit (blanket with spots) oder ohne (Snowcap) runde farbige Flecken ist.

Schneeflockentiger

Der Schneeflockentiger (snowflake) hat kleine weiße Flecken (wie Schneeflocken) über den Körper verteilt.

Varnish roan

Ähnlich wie beim Schimmel tauchen auch beim Varnisch Roan mit den Jahren immer mehr weiße Haare im Fell auf. Dunkel bleiben nur die Hautareale, wo Knochen dicht unter der Haut liegen. Das sind die Vorderbeine bis zum Knie. Die Dunkle Farbe läuft vorne in einer Spitze aus. An den Hinterbeinen reicht die dunkle Farbe bis zum Sprunggelenk. Außerndem gibt es dunkel bleibende Stellen am Beinansatz vorne und hinten (Ellenbogengelenk und Kniegelenk). Im Gesicht vorne bleibt ein dunkles V bestehen, während Stirn und Kopfseiten weitgehend weiß werden. Mähne und Schweif bleiben ebenfalls etwas dunkler. (Für die Bezeichnungen der Körperteile siehe Exterieur (Pferd))

Verwechslungsmöglichkeiten:

  • Schimmel in der Phase des Ausschimmelns: Das Gesicht wird als erstes hell, besonders in dem Bereich, wo beim Varnish Roan das dunkle V bestehen bleibt.
  • Stichelhaariges Pferd: Das Gesicht bleibt vollständig dunkel, die dunkle Farbe reicht bei den Beinen bis zum Ellenbogen- bzw. Hüftgelenk. Sie bleiben im gesamten Verlauf ihres Lebens in etwa gleich gefärbt, wenn man davon absieht daß die Menge der Stichelhaare mit den Jahreszeiten wechselt.
  • Rabicano: Die stichelhaarigen Bereiche sind weniger ausgedehnt als beim Stichelhaarigem Pferd und liegen vorwiegend im Bereich des Brustkastens. Die Pferde werden im Verlauf ihres Lebens nicht heller.

Einfarbige Tiere

Nicht bei jedem Pferd wirkt sich das Gen auf das Aussehen aus.

Übergangsformen

Da alle diese Farben von einem einzigen Gen hervorgerufen werden, gibt es fließende Übergänge zwischen ihnen. Tigerschecken mit dunklen Fellbereichen können immer auch wie der Varnisch Roan im Laufe ihres Lebens heller werden.

Pintaloosas

Pferde die neben dem Appaloosa-Gen noch ein Tigerschecken-Gen haben, werden als Pintaloosas bezeichnet.

Rassen

Appaloosas, Knabstrupper und Colorado Ranger haben immer die typischen Tigerscheckenmuster, allerdings tritt das Gen auch beim Welsh-Pony, Noriker und dem Pony of the Americas auf. 5

Genetik

Das Gen für den Leopard-Komplex liegt auf Chromosom 1 des Pferdes, und wird mit LP (LP für engl. leopard spotting) abgekürzt. Es ist aber noch nicht bekannt, welchem Gen es bei anderen Tierarten entsprechen würde. Die bekannten Leuzismus-Loci Mitf, Steel und Kit sowie die Pink eye dilution (OCA2) sind als Ursache ausgeschlossen. 1 2 3 4

Pferde, die nur ein Allel des Gens haben, haben gewöhnlich weniger weißes Fell als reinerbige Tiere. Dennoch kann man am Aussehen nicht sicher ablesen, ob ein Tier ein oder zwei Allele des Gens hat, da die Ausprägung der Farbe sehr variabel ist. 5

Geschichte

In einer Höhlenmalerei, die etwa vom Jahr 18.000 vor unserer Zeitrechnung stammt, ist ein Pferd abgebildet, daß aussieht wie ein typischer Tigerschecke. Heute wird jedoch angenommen, daß die Punkte des Pferdes eventuell nur symbolisch gemeint sein könnten.

In China wurden Tigerschecken aus Ferghana als Himmlische Pferde bezeichnet und spielen eine große Rolle in der chinesischen Kunst.

Eine Abbildung der Lippizanerzuchtstuten von 1727 zeigt nicht überwiegend Schimmel, wie wir es heute gewohnt sind, sondern Pferde unterschiedlichster Farben, zu denen auch ein Tigerschecke gehörte.

In Frankreich wurden Adelige, Könige und Heilige oft auf Tigerschecken dargestellt. Ähnlich war das seit dem 12. Jahrhundert in England.

In Dänemark, Norwegen und Schweden sind viele Kunstwerke, auf denen Tigerschecken abgebildet sind, bekannt. Dänemark bekam im 17. Jahrhundert Tigerschecken von Österreich, hatte jedoch, was aufgrund der genetischen Varianz des Gens logisch ist, Probleme die Farbe rein zu züchten. Deshalb wurde die Zucht aufgegeben. Von ihnen stammen die heutigen Knabstrubber ab.

Die Spanier exportierten Pferde nach Nordamerika, von denen vermutlich die Pferde abstammten, die die Nez Perze züchteten. Von ihnen wiederum stammen die Appaloosas ab.

Quelle: 6

Siehe auch

Quellen

  • 1 R. B. Terry, E. Bailey, T. Lear, E. G. Cothran (2002): Rejection of MITF and MGF as the genes responsible for appaloosa coat colour patterns in horses. Animal Genetics 33 (1), 82–84. doi:10.1046/j.1365-2052.2002.0742h.x http://www.blackwell-synergy.com/doi/abs/10.1046/j.1365-2052.2002.0742h.x
  • 2 Terry RR, Bailey E, Bernoco D, Cothran EG.: Linked markers exclude KIT as the gene responsible for appaloosa coat colour spotting patterns in horses. Anim Genet. 2001 Apr;32(2):98-101. PMID: 11421946
  • 3 R. B. Terry, S. Archer, S. Brooks, D. Bernoco, E. Bailey (2004): Assignment of the appaloosa coat colour gene (LP) to equine chromosome 1. Animal Genetics 35 (2), 134–137. doi:10.1111/j.1365-2052.2004.01113.x
  • 4 Bellone R, Lawson S, Hunter N, Archer S, Bailey E.: Analysis of a SNP in exon 7 of equine OCA2 and its exclusion as a cause for appaloosa spotting. Anim Genet. 2006 Oct;37(5):525. No abstract available. PMID: 16978190
  • 5 Sponenberg DP, Carr G, Simak E, Schwink K.: The inheritance of the leopard complex of spotting patterns in horses. J Hered. 1990 Jul-Aug;81(4):323-31. PMID: 2177073
  • 6 History of the Appaloosa. http://www.appaloosamuseum.org/cms/default.asp?contentID=521
  • 7 Anna Stachurska, Anne P. Ussing, Ryszard Kolstrung: TOBIANO AND LEOPARD ALLELES IN FELIN PONY POPULATION. Electronic Journal of Polish Agricultural Universities, Animal Husbandry, Volume 5, Issue 1. 2002
  • 8 Gene Carr and Robert A. Lapp Homozygous Appaloosa Coat Patterns http://www.equinecolor.com/articles/article1.html
 
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