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Terminale Sedierung



Terminale Sedierung ist ein Begriff aus der Medizin, der noch uneinheitlich definiert ist und kontrovers diskutiert wird. Grundsätzlich handelt es sich um die Gabe stark beruhigender (sedierender) Medikamente bei Sterbenden. Da prinzipiell die Möglichkeit besteht, den Tod der Patienten durch eine solche Sedierung zu beschleunigen, ist die Grenze zwischen terminaler Sedierung und Sterbehilfe unscharf oder strittig. Viele Mediziner bevorzugen aus diesem Grund den Begriff palliative Sedierung.

Inhaltsverzeichnis

In der Palliativmedizin

Palliativmediziner verstehen unter terminaler Sedierung die Verabreichung von Medikamenten, die das Bewusstsein sterbender Patienten dämpfen, um belastende Symptome wie Schmerzen oder Angst in der letzten Lebensphase zu lindern. So soll die Zeit bis zum Eintritt des Todes annehmbarer und erträglicher gestaltet werden, es soll eindeutig dem Leben und nicht dem Tod dienen.

Gemäß dieser palliativmedizinischen Definition ist Symptomkontrolle das einzige Ziel der terminalen Sedierung. Der Berliner Anästhesist und Palliativmediziner Hans-Christof Müller-Busch etwa verweist 2004 in der Zeitschrift für Palliativmedizin auf Studien, nach denen Patienten unter terminaler Sedierung nicht schneller sterben als ohne die beruhigenden und schmerzlindernden Medikamente. Zwei Drittel seiner eigenen Patienten waren unter terminaler Sedierung auch in ihren letzten Stunden noch in der Lage, Flüssigkeit aufzunehmen. 13 Prozent nahmen sogar feste Nahrung zu sich.

In der Palliativmedizin wird terminale Sedierung als selbstverständlicher Bestandteil der Symptomkontrolle gesehen, der bei Beachtung heutiger palliativmedizinischer Standards nicht zur Lebensverkürzung führt und insofern zu Unrecht in die Nachbarschaft von illegalen Patiententötungen gestellt wird.

Von einer internationalen Expertengruppe wurden Richtlinien zur Indikation und zur Durchführung der palliativen Sedierung veröffentlicht (deutsche Zusammenfassung bei Muller-Busch HC, Radbruch L, Strasser F, Voltz R. Empfehlungen zur palliativen Sedierung. Dtsch Med Wochenschr 2006; 131: 2733-6). Dabei werden auch die kritischen Punkte der palliativen Sedierung diskutiert: wird die palliative Sedierung wirklich nur als letzte Möglichkeit in der Symptomlinderung eingesetzt, darf die palliative Sedierung auch bei psychosozialer Belastung ("Leiden am Leben") eingesetzt werden, darf die palliative Sedierung nur am Lebensende oder auch früher im Verlauf schwerer Erkrankungen eingesetzt werden?

In anderem Sprachgebrauch

Heike Faller schreibt 2004 in Die Zeit: „Diese terminale Sedierung ist umstritten, sie kann das Leben verkürzen oder die letzten bewussten Momente rauben. Ohne begleitende Schmerztherapie könnte es sein, dass ein Kranker nur ruhiggestellt wird, aber dennoch Schmerzen hat. Ein Arzt, der selbst solche Beruhigungsmittel bekam, berichtete von entsetzlichen Alpträumen und schwor, sie niemals mehr einem Patienten zu verabreichen.

Die DGHS verweist 2003 in ihrer Verbandszeitschrift Humanes Leben - Humanes Sterben auf die mit dem Begriff terminale Sedierung verbundene Gefahr des Missbrauchs, der Verniedlichung sowie der beschönigenden Darstellung: „Der Trend, auch in Deutschland, läuft auf eine versteckte Euthanasie auch ohne den Willen des Patienten, durch die sogenannte 'terminale Sedierung' (englisch: 'terminal sedation') hinaus. Unter 'Sedierung' versteht man (auch euphemistisch, also beschönigend und verhüllend verwendet) die Dämpfung von Schmerzen und die Beruhigung eines Kranken durch Beruhigungsmittel und Psychopharmaka; ein natürliches Sterben kann auf diese Weise vorgetäuscht werden (wie auch bei der sogenannten 'indirekten Sterbehilfe').

In den Niederlanden, wo aktive Sterbehilfe seit 2002 unter bestimmten Voraussetzungen straffrei ist, steht einer 2004 publizierten Umfrage (Annals of Internal Medicine) zufolge hinter jeder sechsten terminalen Sedierung die Absicht, den Tod des Patienten herbeizuführen. Eine Beschleunigung des Todes wurde in 47 Prozent der Fälle als Teil der Indikationsstellung angegeben und in 17 Prozent war es die explizite Intention der Ärzte.

Durchführung

Die terminale Sedierung erfolgt meist mit dem Benzodiazepin Midazolam, evtl. in Kombination mit Morphium oder ähnlichen stark wirksamen Schmerzmitteln. Die Medikamente werden in der Regel intravenös oder subkutan verabreicht.

Terminale Sedierung kann kontinuierlich oder intermittierend erfolgen und eine eher tiefe (mit Verlust des Bewusstseins) oder flache Sedierung (mit erhaltenem Bewusstsein) zum Ziel haben. Uneinheitlich wird die Zufuhr von Flüssigkeit oder Ernährungslösungen während der terminalen Sedierung gehandhabt.

Literatur

  • Klie, T. & Student, J.-C.: Sterben in Würde. Auswege aus dem Dilemma der Sterbehilfe. Herder, Freiburg i. Br. 2007, S. 131 ff.
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