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Symptothermale Methode



Die symptothermale Methode (STM) ist eine Methode zur Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Phasen des weiblichen Zyklus. Dabei werden zwei Körperzeichen ausgewertet: Die Basaltemperatur und die Veränderung des Zervikalschleims. Optional können auch die Veränderungen des Muttermundes untersucht werden.

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Der Menstruationszyklus besteht aus mehreren Phasen. Einige Tage nach Abklingen der Regelblutung folgt eine hochfruchtbare Phase. In dieser Phase erfolgen Veränderungen im weiblichen Körper, die eine Befruchtung begünstigen. Am Höhepunkt dieser Phase kommt es zum Eisprung. Nach der kurzen Lebensdauer der Eizelle von wenigen Stunden folgt eine sicher unfruchtbare Zeit.

 

Die symptothermale Methode vermag die Zeit des Eisprungs einzugrenzen und ermöglicht damit die Vermeidung einer ungeplanten Schwangerschaft mit ähnlicher Sicherheit wie die Antibabypille, oder alternativ das Ausnützen der Empfängnisbereitschaft bei Kinderwunsch. Die symptothermale Methode kombiniert die Ansätze der Temperatur-Methode, der Kalendermethode und der Billings-Methode. Dabei wird die Tatsache genutzt, dass der steigende Östrogenspiegel zum Eisprung hin für eine verstärkte Produktion des Zervikalschleims sorgt, während das nach dem Eisprung vermehrt ausgeschüttete Hormon Progesteron die Körpertemperatur ansteigen lässt. Durch die kombinierte Beobachtung dieser Zeichen ist eine doppelte Kontrolle gegeben, ob ein Eisprung tatsächlich stattgefunden hat. Die symptothermale Methode ist damit zurzeit die sicherste natürliche Methode, um die fruchtbare Zeit der Frau festzustellen.

Sicherheit

Die Methodensicherheit der symptothermalen Methode liegt bei einem Pearl-Index von 0,3. [1] Die Gebrauchssicherheit liegt bei 2,2 (PI), wobei es keinen signifikanten Unterschied gibt zwischen Mix-Anwendern (Kombination mit Barrieremethoden) und solchen, die Enthaltsamkeit in der fruchtbaren Zeit bevorzugen. Damit gehört sie zu den sehr sicheren Verhütungsmethoden.

Die Sicherheit wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Da die Methode selbst nur die ungefähre Bestimmung der fruchtbaren Tage ermöglicht, muss in dieser Zeit zusätzlich verhütet oder auf Geschlechtsverkehr konsequent verzichtet werden. Das Verhalten in der fruchtbaren Zeit schlägt sich auf die Verhütungssicherheit nieder. Da sich mittlerweile verschiedene Ausprägungen der symptothermalen Methode mit jeweils leicht abweichenden Regeln entwickelt haben, hängt die Sicherheit auch von der jeweils angewendeten Variante ab.

Die Methode wird in Form von Literatur oder in speziellen Kursen, die etwa vier Veranstaltungen umfassen, vermittelt. Der Besuch eines Kurses oder die Beschäftigung mit Literatur und Übungsmaterialien ist für ein sicheres und erfolgreiches Anwenden der Methode unerlässlich.

Die Entwicklung der symptothermalen Methode

 

Vorstellungen über fruchtbare und unfruchtbare Phasen im weiblichen Zyklus hat es schon in vorgeschichtlicher Zeit gegeben.

In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckten der japanische Gynäkologe Kyūsaku Ogino und der Österreicher Hermann Knaus gleichzeitig, dass der Eisprung etwa 12-16 Tage vor der folgenden Menstruation stattfindet. Auf dieser Erkenntnis basiert ihre Knaus-Ogino-Verhütungsmethode, deren Nachteil darin besteht, dass sie individuelle Zyklusschwankungen nicht berücksichtigt.

Die Untersuchungen des Holländers Van de Velde zu Zusammenhängen zwischen Körpertemperatur und Zyklusphase legten den Grundstein für die Temperaturmethode. Die Tatsache, dass die Temperatur um den Eisprung herum erkennbar ansteigt, nutzte um 1935 der deutsche Pfarrer Wilhelm Hillebrand zur Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage. Einige Jahre später, 1940, publizierte der Schweizer Rudolf Vollmann, die Grundlagen der Temperaturmethode. Weitere Verbreitung fand die damit wissenschaftlich belegte Methode durch den deutschen Gynäkologen Gerhard Döring.

Die Ovulations- oder Billings-Methode, die auf der Beobachtung der Zervixflüssigkeit basiert, geht auf den australischen Neurologen John Billings zurück. Er erkannte, dass sich der Schleim am Muttermund kurz vor dem Eisprung verändert und damit zur Bestimmung der fruchtbaren Zyklusphase herangezogen werden kann. Während der unfruchtbaren Phase ist der Zervikalschleim klumpig oder dickflüssig und bildet einen Pfropfen im Muttermund. Wenn der Schleim sehr zäh ist, ist er äußerlich gar nicht zu beobachten und die Scheide wirkt "trocken". Je näher der Eisprung rückt, desto flüssiger und klarer wird der Schleim. In der hochfruchtbaren Phase wird er "spinnbar", d.h. er lässt sich zwischen zwei Lagen von Toilettenpapier oder zwischen den Fingern zu Fäden ziehen. Hat der Eisprung stattgefunden, wird der Schleim wieder zäh bzw. verschwindet ganz. Aufgrund von Schwankungen des Hormonspiegels, der wiederum die Schleimproduktion beeinflusst, kann es aber wiederholt zu verstärkt auftretendem, "fruchtbar" wirkendem Schleim kommen, ohne dass der Eisprung folgt. Solche einzelnen Schübe können zur falschen Annahme führen, ein Eisprung habe bereits stattgefunden und setzen damit die Verlässlichkeit der Methode herab. Ebenfalls geht die Ovulationsmethode davon aus, dass nur Trockenheit ein Zeichen für Unfruchtbarkeit und sichere Tage ist. Da viele Frauen aber während des ganzen Zyklus Schleim beobachten können, ist die Schleimbestimmung für sie keine befriedigende Bestimmungsmethode von unfruchtbaren Tagen.

Da Kalender-, Temperatur- und Ovulationsmethode für sich keine ausreichende Sicherheit der Empfängnisverhütung gewährleisten, bietet es sich an, die drei Methoden zu kombinieren.

Die Methode nach Rötzer (NER)

Im deutschsprachigen Raum wurde die symptothermale Methode zunächst von dem österreichischen Arzt Prof. Dr. Josef Rötzer geprägt. Ausgehend von wissenschaftlichen Beobachtungen seit 1951 entwickelte er die von ihm NER (Natürliche Empfängnisregelung) oder eben "symptothermal" benannte Methode. Seine Ergebnisse bildeten die Grundlage für weitere Methoden, die international meist unter den Bezeichnungen NFP (Natürliche Familienplanung) oder FAM (Fertility Awareness Method) firmieren.

Zunächst sagt die Methode nur etwas über die sicher nicht fruchtbaren Tage nach dem Eisprung aus. Ist der Zervixschleim zum letzten Mal in diesem Zyklus von "bester Qualität" (Östrogenmaximum) und ist daraufhin die Aufwachtemperatur an drei aufeinander folgenden Tagen höher (Progesteronanstieg) als die sechs vorangegangenen Messwerte, so kann man am Abend des dritten Tages mit einer bestimmten Temperaturerhöhung davon ausgehen, dass die Frau in diesem Zyklus nicht mehr fruchtbar ist. Dies gilt mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit und stellt eine Option auch für Frauen dar, bei denen eine Schwangerschaft unter gar keinen Umständen eintreten darf, beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen.

Im Vergleich zur Zeit nach dem Eisprung ist es schwieriger die Empfängnisbereitschaft in der Zeit vor dem Eisprung anzugeben. Es werden mehrere Methoden kombiniert, um eine hohe Sicherheit zu erreichen. Die Modifizierte Döring Regel, die 6-Tage Regel bzw. die 20-Tage Regel geben Anhaltspunkte für nicht fruchtbare Tage zu Beginn des Zyklus, die gemeinsam mit der Zervixschleimbeobachtung einen extrem niedrigen Pearl-Index von 0,3 erreichen.

  • Ausgehend von der ersten höheren Temperaturmessung (nach obigen Regeln) in früheren Zyklen wird eine Anzahl Tage zurückgezählt und die verbleibende Zeit am Zyklusbeginn als unfruchtbar angenommen.
  • In den ersten Tagen nach Beginn der Monatsblutung ist bei vielen Frauen noch keine Befruchtung möglich.
  • Liegen Aufzeichnungen über mindestens zwölf Zykluslängen vor, so kann dies noch weiter unterstützt werden: Der kürzeste aufgezeichnete Zyklus minus 20 Tage gibt weitere Anzeichen für nicht fruchtbare Tage zu Beginn des Zyklus.

Die Methode der Arbeitsgruppe NFP

In Deutschland wurde die Methode unter dem Namen Natürliche Familienplanung (NFP) von der Arbeitsgruppe NFP an der Universität Düsseldorf weiterentwickelt. Rötzers Regeln wurden vereinfacht und leicht verändert.

Die minus-8-Regel erlaubt, etwas strenger als bei NER die Bestimmung der angenommenen unfruchtbaren Zeit am Zyklusanfang. Liegen auswertbare Temperaturkurven von mindestens 12 Zyklen vor, so gilt der Zyklustag der frühesten ersten höheren Messung "minus 8" als letzter unfruchtbarer Tag am Zyklusanfang. Sobald sich die Frau allerdings feucht fühlt oder Zervixschleim beobachten kann, muss Fruchtbarkeit angenommen werden. Außerdem wurde die 6-Tage-Regel (für Anfängerinnen der Methode) zu einer 5-Tage-Regel verkürzt, da bei Geschlechtsverkehr am sechsten Zyklustag manchmal ungewollte Schwangerschaften auftraten.

Während bei der NER der Anstieg der Aufwachtemperatur erst nach erfolgtem Schleimhöhepunkt registriert wird, ist es bei der Methode der Arbeitsgruppe NFP unerheblich, welches der beiden Ovulationszeichen zuerst auftritt. Eine unfruchtbare Zeit wird erst nach dem Auftreten beider Zeichen angenommen (doppelte Kontrolle). In der Praxis führt diese Kombinationsmethode zum gleichen Ergebnis wie bei NER. Die Unterschiede betreffen die einfachere Verständlichkeit und die Festlegung der 'ersten höheren Messung' für die minus-8-Regel.

Die symptothermale Methode mit neuen Technologien

Es gibt Computerprogramme für Palm und PC, die einer Anwenderin die korrekte Anwendung der Regeln abnehmen. Die Anwenderin protokolliert ihre Daten in der Software, die diese in einem Zyklusblatt auswertet und die anzuwendenden Regeln anzeigt.


Gründe für die symptothermale Methode

Es gibt drei wesentlich verschiedene Gründe, die symptothermale Methode zu verwenden.

  • Empfängnisverhütung: zur Zeit der Fruchtbarkeit wird kein oder geschützter Geschlechtsverkehr ausgeübt.
  • Kinderwunsch: die Bestimmung der fruchtbaren Zeit erleichtert die gezielte Empfängnis.
  • Bewusstes Frau-Sein: Kennenlernen des eigenen Körpers, z. B. bei unregelmäßigen Zyklen.

Bei langen, unregelmäßigen Zyklen und Kinderwunsch kann die genaue Bestimmung der Empfängnis unter Umständen eine falsche Bestimmung des Kindesalters vor der Geburt verhindern. Damit können vorzeitige Geburtseinleitungen vermieden werden.

Akzeptanz der symptothermalen Methode

Die Verhütungssicherheit der symptothermalen Methode hängt wesentlich mit ihrer Akzeptanz zusammen.

Die Methodensicherheit kann sehr hoch sein und bei bestimmter, sehr konsequenter Anwendung (Geschlechtsverkehr nur in der zweiten Zyklusphase) höher als die der Antibabypille eingestuft werden, bei 'normaler' Verwendung als vergleichbar.

Dem gegenüber steht die praktische Anwendung. Die überwiegende Mehrzahl unbeabsichtigter Schwangerschaften bei Anwendung der symptothermalen Methode resultiert aus Verkehr ohne zusätzliche Verhütung während der fruchtbaren Zeit. Dieses Verhalten steht der Methode diametral gegenüber und ist mit deren mangelnder Akzeptanz bei manchen Anwendern zu erklären. Eine kleinere Anzahl ungewollter Schwangerschaften hängt mit der Verwendung von Barrieremethoden in der fruchtbaren Zeit zusammen.

Je genauer die fruchtbare Zeit eingegrenzt werden kann, umso größer ist auch die Akzeptanz der Methode. Eine besonders hohe Akzeptanz erreicht die symptothermale Methode daher bei Frauen mit eher regelmäßigen Zyklen. Auch leichte Anwendbarkeit des Regelwerkes verbessert die Akzeptanz. Erfahrene Frauen, welche die Zeichen der Fruchtbarkeit gut einschätzen können, können ohne Beeinträchtigung der Sicherheit eine vereinfachte Auswertung vornehmen. Nach der festgestellten Temperaturhochlage und bis zum Auftreten von Fruchtbarkeitszeichen (Zervixschleim) kann die Temperaturmessung ausgelassen werden. Früher wurde die Temperaturmessung zur immer gleichen Zeit am Morgen verlangt, um auswertbare Daten zu erlangen. Dies war eine Einschränkung, die heute nicht mehr verlangt wird, sondern für jede Frau individuell angeglichen werden kann.

Besondere Anwendungsregeln gelten für Anfängerinnen mit der Methode sowie für Frauen in den Wechseljahren. Auch nach dem Absetzen der Pille, bei Schichtdienst oder nach einer Geburt sowie während der Stillzeit wird die symptothermale Methode eingesetzt.

Verbreitung der symptothermalen Methode

Die hohe Methodensicherheit der symptothermalen Methode ermutigt zu einer möglichst weiten Verbreitung. Der Bedarf an den Vorzügen (Verhütung, Kinderwunsch, Körperbewusstsein) ist gegeben.

Nicht jede Verbreitungsmethode ist aber geeignet. Fehlerhaftes Vertrautsein mit der Methode führt zu falscher Anwendung und bringt die Methode unter Umständen in Misskredit. Manche Anwenderinnen oder Anwender (in der Partnerschaft) vermögen sich das nötige Wissen aus der Literatur anzueignen. Für die Mehrzahl der Anwenderinnen und Anwender ist alternativ oder zusätzlich eine persönliche Beratung oder der Besuch eines Kurses sehr hilfreich.

Die Intensität einer sinnvollen Betreuung kann in einer normalen Sprechstunde durch Ärzte nicht gewährleistet werden. Im gesamten deutschen Sprachraum, wie auch in vielen anderen Ländern, gibt es eine hohe Dichte an Beraterinnen oder Multiplikatoren, die speziell ausgebildet sind, um Beratung und Kurse anzubieten. Die unten stehenden Links führen zu Adressen und Telefonnummern, über die lokale Ansprechpartner vermittelt werden.

Auch die Rückkopplung von den Anwendern zu den Vermittlern der symptothermalen Methode ist erwünscht. Beispielsweise haben sowohl die Arbeitsgruppe NFP als auch INER Zugriff auf etliche 10- bis 100-tausende ausgewertete Zyklen. Diese Rückkopplung wird nicht so sehr zu einer Veränderung der Methode verwendet als vielmehr zu einer Optimierung der Vermittlungsmethoden.

Siehe auch

Referenzen

  1. Prospektive Studie von G. Freundl, M. Bremme, P. Frank-Herrmann, S. Baur, U. Sottong, Arch Gynecol Obstet (1993) 254:281-285, zitiert nach www.uni-duesseldorf.de/NFP/


Literatur

  • Arbeitsgruppe NFP (Hrsg.): "Natürlich und sicher." 17. akt. u. ergänzte Auflage 2005. ISBN 3830432410.
  • Arbeitsgruppe NFP (Hrsg.): "Natürlich und sicher." (Arbeitsheft). 7. durchges. Auflage 2004. ISBN 3830432518.
  • Josef Rötzer: "Natürliche Empfängnisregelung." 30. Auflage. ISBN 3451239833.
  • Raith, Frank, Freundl: "Natürliche Familienplanung heute." 1999. ISBN 3540657444.
  • Harri Wettstein, Christine Bourgeois: "Symptotherm Basic: Wenn Sex und Fruchtbarkeit Freundschaft schliessen." 2006. ISBN 2-9700447-6-5.

Die Methode der Arbeitsgruppe NFP:

  • Seite der Uni Düsseldorf zum Thema
  • Malteser Arbeitsgruppe NFP mit Zyklusblatt zum Ausdrucken
  • Regeln nach der Arbeitsgruppe NFP

Stiftung Symptotherm:

  • Stiftung Symptotherm Schweiz (hauptsächlich französisch)

Zyklusblatt zum Ausdrucken (pdf):

  • von www.nfp24.de

Wechsel von der Pille auf NFP:

  • Allgeime Informationen
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Symptothermale_Methode aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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