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Stereotaxie



Der medizinische Fachbegriff Stereotaxie ( griech. táxis festsetzen, fixieren, stereo beid-, zweiseitig ) bezeichnet ein minimal invasives Verfahren der Neurochirurgie.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

In der auf aufwändigen technischen Hilfsmitteln basierenden Medizin des angehenden 21. Jahrhunderts ist die herkömmliche Verwendung bildgebender Verfahren als Mittel der Diagnostik weiterentwickelt zur zehntelmilimetergenauen Unterstützung von neurochirurgischen Echtzeit-Eingriffen ins menschliche Hirn. Eine bildgesteuerte, computerassistierte Berechnung der Wege und Abstände erlaubt ein nahezu verletzungsfreies Bewegen des versierten Arztes im Körperinneren. Tief gelegene Erkrankungsherde können diagnostisch genauestens identifiziert werden, und durch Punktierung können Zellproben entnommen werden. Krebswucherungen im Hirn sowie andere Gefäßmissbildungen können unmittelbar hirnchirurgisch beseitigt werden (Onkologische Stereotaxie). Bewegungsstörungen wie Tremor, Tourette-Syndrom oder Erscheinungen des Morbus Parkinson sowie einige Formen chronifizierter Schmerzen können ebenfalls behandelt werden (Funktionelle Stereotaxie). Im Zuge der Weiterentwicklung der Forschungspraxis haben sich über die therapeutischen Eingriffe am Gehirn hinaus weitere extrakranielle (d.h. außerhalb der Kopfpartie stattfindende) Anwendungen herausgebildet - vorwiegend auf dem Gebiet der HNO-Chirurgie.

Feinunterscheidung

Behandlungsverfahren der „Onkologischen Stereotaxie“

Klinisch erprobte Behandlungsverfahren der „Onkologischen Stereotaxie“ sind

  • die interstitielle Bestrahlung durch stereotaktisch implantierte Strahlenquellen (I-125 Seeds) und
  • die LINAC-Radiochirurgie.

Behandlungsverfahren der „Funktionellen Stereotaxie“

Die „Funktionelle Stereotaxie“ nutzt vor allem die Methode der hochfrequenten Tiefenhirnstimulation nach Implantation geeigneter Stimulationssysteme (vulgo Hirnschrittmacher). Bei speziellen Indikationen werden auch unmittelbar hirnchirurgische, läsionelle Verfahren eingesetzt.

Historisches

Erstmals wurden bereits in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts (Rickman Godlee 1895) vereinzelte Operationen am freigelegten Gehirn mittels eines bereits damals Stereotaxie genannten Verfahrens vorgenommen. Dabei wurde der Körper und speziell der Kopf des Patienten für den Eingriff in ein verlässlich streng fixierendes Rahmensystem starr eingespannt. Die im Rahmen der Forschungsneugier sowie der psychiatrischen Chirurgie erfolgenden Erprobungen der Möglichkeiten waren damals noch sehr begrenzt und einfach. In späteren Jahrzehnten verfeinerte man die Hilfsmittel und Methodik. Wesentliche Fortschritte wurden ab Mitte der 1940er Jahre durch die Arbeiten von Jean Talairach erzielt. Dieser erarbeitete als erster eine genaue Kartierung des menschlichen Hirns. Verwendet wurde ab den 1940er Jahren ein dreidimensionales Ringsystem („stereotaktischer Rahmen“), gespannt um den Kopf des Patienten.

Rückkehr der Psychochirurgie?

Im Herbst 2004 führte im Deutschen Ärzteblatt ein alter Ethik-Konflikt unter Medizinern zu neuen Diskussionen. 1978 hatte eine Kommission beim Bundesgesundheitsamt über „Stereotaktische Hirnoperationen bei abweichendem Sexualverhalten“ dazu beigetragen, dass die „verstümmelnden Ausschaltungsoperationen“, die vormals Generationen von Hirnchirurgen vorgenommen hatten, endgültig eingestellt wurden, jedenfalls streng nach Gesetzesverordnungslage in Deutschland. Damals hatte sich herausgestellt, so berichtete der Hamburger Mediziner Ulrich Ehebald, dass „stillschweigend“ sogar neurotische Erkrankungen den operativen Zugriffen der Hirnchirurgen ausgesetzt gewesen waren. Er verlangte, dass klare Regeln und Indikationen sicherstellen müssten, dass die Tiefenhirnstimulation kein "weiteres Kapitel in der unrühmlichen Geschichte der psychiatrischen Chirurgie werden könnte". X Aufgrund der Pionierarbeiten von Professor Sturm an therapierefraktären Zwangserkrankungen könne man allerdings noch keinesfalls von einer Rückkehr der Psychochirurgie sprechen, beruhigte PD Ulrich Voderholzer vom Universitäts-Klinikum Freiburg. X

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Stereotaxie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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