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Stephen Jay GouldStephen Jay Gould (* 10. September 1941 in New York; † 20. Mai 2002) war ein US-amerikanischer Paläontologe, Geologe und Evolutionsforscher. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
LebenGould war in jungen Jahren schon politisch aktiv, etwa gegen rassengetrennte Lokale oder gegen den Vietnamkrieg. Er war seit 1973 Professor für Geologie an der Harvard University. Daneben war er Autor etlicher erfolgreicher populärwissenschaftlicher Bücher, die sich durch eine klare Sprache auszeichnen, und dadurch einer der bekanntesten Wissenschaftler überhaupt. Er meinte, dass er seinen Stil auch für seine Kollegen nicht ändern bräuchte, und seine Bücher auch vor ihnen in der gleichen Art und Weise bestehen könnten. Sein essayistischer Stil wird fallweise mit Montaigne verglichen. Den Höhepunkt seiner Bekanntheit zu Lebzeiten erreichte Gould in einem Gastauftritt seines gezeichneten Alter Egos in der Fernsehserie Die Simpsons. ErkrankungStephen Jay Gould erkrankte im Juli 1982 an Bauchhöhlenkrebs. Nach der Diagnose attestierten die Ärzte ihm eine Lebenserwartung von acht Monaten, die er erheblich überlebte. Seine Leidensgeschichte verarbeitete er im Aufsatz "The Median isn't the Message". Am 20. Mai 2002 starb Gould in New York an Lungenkrebs. Zeitlebens setzte sich Gould für eine Betrachtung der gesamten Variationsbreite eines Systems ein. Sei es bei der Analyse seiner Krebserkrankung in den achtziger Jahren (50 % der Betroffenen leben länger als acht Monate; Mortalität von acht Monaten bedeutet nicht, dass der Tod nach acht Monaten eintrifft) oder sei es bei der Betrachtung der Geschichte des Lebens (vgl. Evolution und Fortschritt). WirkenEbenso grundlegend für sein Denken ist ein makroevolutionärer Zugang, welchen er wiederholt in Fachaufsätzen und Monographien publiziert hat. Als paradigmatisches Beispiel kann die Theorie des "unterbrochenen Gleichgewichts" (punctuated equilibrium oder Punktualismus) gelten, welche er mit Niles Eldredge zusammen entwickelt hat. Demnach vollzieht sich die Evolution nicht in stetigen kleinen Schritten (Gradualismus). Vielmehr sollten sich kurze Phasen schneller Veränderung mit längeren Zeiträumen ohne Veränderung (Stasis) abwechseln. Diese Theorie bleibt unter Kollegen umstritten, da es an Beweisen mangelt; einer seiner größten Gegner war Richard Dawkins. Gould zeichnet ein "katastrophisches" Bild einer Evolution, die nur zufällig diesen und nicht einen völlig anderen Verlauf nahm. Am Punktualismus zeigt sich auch ein weiteres grundlegendes Charakteristikum von Goulds Denken: Eine tiefliegende Skepsis gegenüber der Omnipotenz der natürlichen Selektion. Schon durch die Postulierung einer langen Phase der Stasis in der Lebenszeit der Spezies wird deutlich, dass Organismen ohne Wandel massivste Umweltveränderungen durchleben können. In zwei weiteren wegweisenden Fachpublikationen (Stephen J. Gould/Richard C. Lewontin, 1979 und Stephen J. Gould/Elisabeth S. Vrba, 1982) setzte er sich dafür ein, dass Eigenschaften eines Organismus auch ohne direkten Funktionsbezug überlebt haben können. Er weist darauf hin, dass die natürliche Selektion eine Negativauswahl kennzeichnet und nicht in adaptionistischer Manier gewisse Eigenschaften dank ihrer Funktion positiv selektiert. In diesen Gedankengang fügt sich auch das Konzept "Exaptation" ein. Evolution und FortschrittGould wandte sich vielfach gegen den Gedanken, dass Evolution mit Fortschritt gleich zu setzen sei. Er führte 7 Punkte dazu an:
Gould war außerdem auch ein engagiertes Mitglied der Skeptics Society und engagierte sich für die Popularisierung der Evolutionstheorie und deren Verteidigung gegen den in den USA verbreiteten Kreationismus. 2000 wurde zu Ehren von Gould eine "Festschrift for Stephen Jay Gould" von der Skeptics Society veranstaltet. Ein ausführlicher Bericht über sein Leben wurde von der Skeptics Society veröffentlicht: Michael Shermer: This View of Science - Stephen Jay Gould as Historian of Science and Scientific Historian. In: Skeptic 9#4,p.36 - 55 (2002). Gould äußerte sich auch mathematisch-methodisch zum Intelligenzquotienten (vgl. a. "The Mismeasure of Man"). Gould, als Biologe, sieht kein Spannungsverhältnis gegeben zwischen Christentum und Evolution: A lot of people think there's an intrinsic conflict between Christianity and evolution, but there isn't. Religion is about ethics and values, and science is about facts. You need both of them, but they don't interact very much. Aus: Jeremy Manier, "Stephen Jay Gould Takes a New Swing at Explaining Evolution." KontroversenSo unbestritten der Erfolg Goulds mit seinem populärwissenschaftlichen Werk auch war, hat sein Erfolg auf der wissenschaftlichen Ebene in Fachkreisen sowohl polarisierend, als auch schulenbildend gewirkt. Der mathematische Evolutionstheoretiker Maynard Smith, einer seiner größten Kritiker, meinte beispielsweise in einem Interview zu Gould befragt: „Wegen der Brillanz seiner Essays betrachten die meisten Nicht-Biologen ihn mittlerweile als den bedeutendsten Evolutionstheoretiker. Die Evolutionsbiologen, mit denen ich seine Arbeiten diskutiert habe, sehen ihn dagegen als einen Mann, dessen Ideen zu konfus sind, als dass es wert wäre, sich mit ihnen auseinanderzusetzen“. Diese herabsetzende Äußerung ist wohl im Kontext des Schulenstreits zwischen orthodoxen Neo-Darwinisten und neueren Theorieströmungen zu sehen und sagt möglicherweise vor allem etwas über die Selektivität Maynard Smiths bei der Auswahl seiner Diskussionspartner aus. So wird Gould durch theoretische Biologen oder Evolutionsbiologen wie Niles Eldredge, Stuart Kauffman, Brian Goodwin, Richard Lewontin, Lynn Margulis oder Francisco Varela anders bewertet.
Siehe auch: Die dritte Kultur, kambrische Explosion, Zeittafel der Evolutionsforschung Bibliographie
Kategorien: Biologe | Evolutionsbiologe |
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