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Staphylococcus aureus
Staphylococcus aureus ist ein kugelförmiges, grampositives Bakterium, das häufig in Traubenform angeordnet ist (sog. Haufenkokken). Staphylokokken sind unbeweglich und bilden keine Sporen. Die Größe des Bakteriums liegt üblicherweise zwischen 0,8–1,2 µm. S. aureus kommt fast überall in der Natur und auch bei vielen Menschen auf der Haut und in den oberen Atemwegen (z. B. in der Nase) vor, meistens ohne dort Krankheitssymptome auszulösen. Man spricht in diesem Falle von einer Besiedlung oder Kolonisation der Person mit dem Keim (Kolonisationskeim). Staphylococcus aureus ist also weit verbreitet. Bekommt der Keim durch günstige Bedingungen oder ein schwaches Immunsystem die Gelegenheit, sich auszubreiten, kommt es beim Menschen zu Hautinfektionen (Furunkel, Karbunkel), im Körper zu lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Lungenentzündung, Endokarditis, Toxisches Schock-Syndrom (TSS) und Sepsis. Insbesondere Bakterienstämme von S. aureus, die Resistenzen gegen mehrere wichtige Antibiotika erworben haben (sogenannte MRSA-Stämme, siehe auch Multiresistenz), stellen durch schlechte Behandelbarkeit eine Gefahr dar. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
NameDie Bezeichnung Staphylococcus aureus besteht aus einem latinisierten Singular des griechischen σταφυλόκοκκος, wörtlich in etwa „die Traubenkugel“, aus älterem Griechisch σταφυλή, staphylé, „die Weintraube“ und κόκκος, kókkos, „das Kügelchen“ und aureus lateinisch „der goldene“. PathomechanismenStaphylococcus aureus besitzt zahlreiche Pathogenitätsfaktoren, darunter eine Polysaccharidkapsel (Biofilm) mit Protein A, die das Bakterium vor Phagozytose schützt. Das Protein A bindet Antikörper am Fc-Teil, also „verkehrt herum“, als es für eine Opsonierung sinnvoll wäre. Die Koagulase und der Clumpingfaktor bewirken die Ausbildung eines Fibrinwalls, hinter dem S. aureus sich „einmauert“ und für das Immunsystem unzugänglich ist. Erst wenn der Keim sich stark vermehrt hat, wird mit Hilfe von Staphylokinase Fibrinolysin gebildet und der Wall aufgebrochen. Mittels der Hyaluronidase, DNasen, Lipasen und dem Hämolysin ist es nun im Stande, interzelluläres Bindegewebe und Parenchymzellen zu lysieren und invasiv in den Wirtsorganismus vorzudringen. Leukocidin hilft dabei, die zellulären Bestandteile der Immunantwort (Granulozyten und Makrophagen) zu schädigen. Auf diesem Wege verursacht S. aureus pyogene (eitrige) Infektionen, die lokal-oberflächlich (beispielsweise Furunkel, Karbunkel) auftreten können, aber auch schwere tiefe, systemische Prozesse (Osteomyelitis, Pneumonie, Endokarditis, Abszesse, Empyeme, Sepsis) mit hoher Letalität bedingen können. S. aureus kann verschiedene Toxine produzieren, die zu verschiedenen typischen Erkrankungen führen:
Die koagulasepositive Staphylokokken-Spezies Staphylococcus aureus zählt zu den wichtigsten Erregern im Krankenhaus erworbener (nosokomialer) Infektionen. Der Erreger ist äußerst widerstandsfähig gegen Einflüsse wie Austrocknung und kann eine Reihe von Resistenzen gegenüber Antibiotika aufweisen. MRSA und Antibiotikaresistenzen von Staphylococcus aureusMRSA ist die Abkürzung für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (nicht etwa multi-resistenter Staphylococcus aureus, wie häufig angenommen wird), und bezeichnet gegen bestimmte Antibiotika resistente Stämme. Methicillin ist – wie das Penicillin – ein Beta-Lactam-Antibiotikum, das als Testantibiotikum für die Antibiotika-Sensitivität von Bakterien benutzt wird. Ist ein Bakterium resistent gegen Methicillin, ist es damit nachgewiesen resistent gegen alle Beta-Lactam-Antibiotika. Da die Beta-Lactam-Antibiotika einen Großteil aller verfügbaren Antibiotika ausmachen, findet sich MRSA im Sprachgebrauch oft auch als Abkürzung für Multiresistenter Staphylococcus aureus. In Deutschland spricht man häufig von ORSA, weil in Deutschland die Therapie von Staphylococcus aureus standardmäßig mit Oxacillin erfolgt, in den Vereinigten Staaten hingegen standardmäßig mit Methicillin. Mechanismus der ResistenzMRSA besitzen das Resistenzgen mecA, das für ein modifiziertes Penicillin-Bindeprotein (PBP2a, syn. PBB2´) kodiert. Dieses Protein - die bakterielle Transpeptidase - ist normalerweise für die korrekte Verknüpfung der Bausteine der Zellwand verantwortlich. Beta-Lactam-Antibiotika imitieren einen solchen Baustein und führen, wenn sie einmal eingebaut sind dazu, dass keine neuen Verknüpfungen mehr gebildet werden können. (Beta-Lactam-Antibiotika wirken deshalb nur auf wachsende Zellen.) In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass auch Infektionen mit nicht resistenten Staphylococcus-Stämmen, etwa im Mittelohr oder in den Atemwegen, häufig nur sehr schwer mit Antibiotika zu bekämpfen sind. Diese Infektionen neigen dazu chronisch zu werden, das heißt sie flammen immer wieder auf. Lange blieb es ein Rätsel, wie es den Bakterien gelingt, sich so effektiv vor der normalerweise tödlichen Wirkung der Antibiotika zu schützen. Mitte 2007 publizierte jedoch ein Forscherteam das Ergebnis einer Untersuchung[1], nachdem die Bakterien in der Lage sind in Körperzellen einzudringen. Dort fahren die Krankheitserreger ihren Stoffwechsel stark herunter, um in einen Zustand zu verfallen, der an den Winterschlaf mancher Tiere erinnert. Verborgen im Inneren der Körperzellen können sie, unerkannt vom Immunsystem des Wirts und geschützt vor toxischen Antibiotika, Tage bis möglicherweise Wochen ausharren, um sich anschließend erneut auszubreiten. Entstehung, Vorkommen und Häufigkeit von MRSAGegen Antibiotika resistente Stämme dieses Keims kommen vermehrt dort vor, wo ständig Antibiotika verwendet werden, z. B. in Krankenhäusern und Altenheimen. Die Antibiotika töten viele Keime ab. Nur wenige Keime können überleben, weil sie zufällig gegen das angewendete Antibiotikum resistent sind. Diese resistenten Bakterien vermehren sich dann trotz der Antibiotika-Therapie weiter. Dies ist eine klassische Selektion im evolutionsbiologischen Sinn. MRSA sind weltweit verbreitet. In den USA starben im Jahr 2006 etwa 19.000 Menschen an Infektionen mit MRSA.[2] In Deutschland infizieren sich 40.000 bis 50.000 Patienten jedes Jahr mit MRSA, wobei diese Infektion zwischen 700 und 1.500 Todesopfer fordert. Die Ungenauigkeit liegt darin begründet, dass MRSA in Deutschland – anders als z. B. in Großbritannien – nicht im Totenschein als Diagnose vermerkt wird. Prozentual beruhen in manchen Kliniken bis zu 30% der im Krankenhaus erworbenen Infektionen auf MRSA. Während in den Niederlanden und den skandinavischen Ländern aufgrund eines guten Krankenhaushygienestandards der Anteil von MRSA unter den S. aureus-Stämmen sehr gering ist (etwa 1%), erreichen MRSA in den südeuropäischen Ländern, in den USA sowie in vielen asiatischen Ländern (Japan) prozentuale Anteile von 30 bis >70%. In Deutschland liegt die MRSA-Rate im Durchschnitt bei etwa 21%, wobei es – je nach Krankenhaushygiene – starke lokale Unterschiede gibt (bis über 50%). Besonders betroffen sind die chirurgischen Intensivstationen, Abteilungen für Brandverletzungen und Neugeborenenstationen. Derzeitige Standardmedikation gegen MRSA ist Linezolid, Fosfomycin und Vancomycin (intravenös). Es gibt allerdings auch schon Vancomycinresistenzen. MRSA sind nicht auf den Menschen beschränkt. In einer Studie wurden 2007 in kanadischen Schweinefarmen MRSA gefunden. Menschen waren in der Hälfte dieser 20 Farmen infiziert, Schweine in einem Viertel. Die genetische Information der Bakterien war jeweils identisch, was eindeutig auf eine Übertragung zwischen Mensch und Tier hinweist.[3] Bereits früher war man in den Niederlanden auf MRSA in der Schweinezucht gestoßen. In einer internationalen Studie wurde die Rate infizierter Schweinezucht-Arbeiter mit 12 Prozent bestimmt, wobei Schutzkleidung offensichtlich keinen Nutzen hatte.[4] MRSA außerhalb des KrankenhausesMRSA werden zunehmend auch außerhalb des Krankenhauses gefunden. Im englischen Schriftgut werden diese Keime als Community-associated methicillin-resistant Staphylococcus aureus bezeichnet. Darunter gibt es Keime mit besonders aggressivem Verhalten, die den sogenannten Panton-Valentine-Leukozidin-Faktor aufweisen. Relevant ist dies auch für den Rettungsdienst bzw. den Krankentransport. Da viele Patienten, die in klinischer Behandlung waren, infiziert sind ohne es zu wissen oder die entsprechenden Symptome zu zeigen, sollte das Rettungsfachpersonal die Anamnese auch auf solche Krankheiten hin betreiben. Der Transport eines MRSA-positiven Patienten erfordert neben der Eigensicherung des Rettungsfachpersonals mittels Schutzkleidung und Einmalhandschuhen eine Schlussdesinfektion des kompletten Fahrzeugs. [5] TherapieZwar kann versucht werden, Infektionen mit MRSA mit so genannten Reserveantibiotika wie Vancomycin und neuerdings Linezolid oder Quinupristin/Dalfopristin zu behandeln. Letztere zwei sind auch gegen vancomycinresistente Staphylococcus aureus wirksam, und Linezolid hat gegenüber Vancomycin den Vorteil, dass es auch oral verabreicht werden kann. Doch im klinischen Alltag gestaltet sich die Therapie von Patienten mit MRSA-Infektionen oft schwierig und langwierig. Bei manchen Patienten, die bereits auf dem Weg der Besserung sind, ist es möglich, die Antibiotikabehandlung zu beenden. Dann kann sich auch die normale Haut- und Schleimhautflora regenerieren und verdrängt die MRSA-Keime wieder. SchutzmaßnahmenDas Auftreten von MRSA-Stämmen im Krankenhaus erfordert gezielte antiepidemische Maßnahmen mit Isolierung des Patienten oder mehrerer mit MRSA besiedelten Patienten in einem Zimmer – sogenannte Kohortenisolierung. Da der Erreger im Krankenhaus meist von Pflegepersonal und Ärzten (iatrogen) verbreitet wird, ist die wichtigste Maßnahme gegen die Ausbreitung multiresistenter Erreger die gründliche Händedesinfektion. In Abhängigkeit von der zu verrichtenden Tätigkeit am Patienten oder der Lokalisation des MRSA beim Patienten werden zusätzlich Einmalhandschuhe, Schutzkittel und Mundschutz getragen. Die strikte Einhaltung der Händehygiene und der Isolierungsmaßnahmen kann die Übertragungsrate in Krankenhäusern deutlich verringern. Wichtig ist auch die Identifikation und Sanierung von MRSA-Trägern (ohne Krankheitssymptome). Vom Robert-Koch-Institut (RKI) werden Screening-Untersuchungen in Krankenhäusern empfohlen:
Ein routinemäßiges Screening von Patienten und Personal birgt laut RKI einen zu hohen Aufwand und wird deshalb nicht empfohlen. Diese Frage gilt jedoch als umstritten, da beispielsweise in den Niederlanden durch konsequentes Screening eine deutliche Reduzierung der MRSA-Prävalenz erreicht werden konnte. Im Rahmen des EUREGIO-Projektes MRSA-net wird diese Thematik daher seit 2005 länderübergreifend untersucht. Neuentstehung und Ausbreitung von MRSA können nur eingedämmt werden durch rationellen und erregerorientierten Einsatz von Antibiotika, Nichtverwenden von Antibiotika, falls diese nicht erforderlich sind (leichtere Virusinfektionen der Atemwege ohne größere Gefahr der Zweitinfektion mit Bakterien), konsequentes Umsetzen der Hygienemaßnahmen im Krankenhaus und gegebenenfalls Isolierung und Sanierung betroffener Patienten. Versorgung und Kennzeichnung von Verstorbenen mit MRSAWenn Patienten in der Klinik oder einer anderen Einrichtung verstorben sind, die Träger von MRSA waren, so sind diese aus gesetzlicher Sicht (dt. Bestattungsgesetz) keine Leichen nach Infektionskrankheiten. Die Besiedelung ist nach dem Infektionsschutzgesetz nicht meldepflichtig. Beim Umgang mit Leichen sind die üblicherweise erforderlichen Hygienemaßnahmen ausreichend. Der Leichenschau durchführende Arzt wird deshalb auf der Todesbescheinigung in solchen Fällen unter Infektionsgefahr NEIN ankreuzen. PhytomedizinExtrakte verschiedener Pflanzenarten zeigen im Labor teilweise hohe Aktivität gegen MRSA mit mehreren Resistenzen, die in manchen Fällen synergistisch mit Penicillinen ist: hohe Aktivität zeigte Indisches Basilikum (Ocimum tenuiflorum), weiterhin Darjeeling-Tee (Camellia sinensis), der Flammenbaum (Delonix regia), Holarrhena antidysenterica, der Hennastrauch (Lawsonia inermis), Granatapfel (Punica granatum), Terminalia chebula und Terminalia belerica (zwei Flügelsamengewächse). Andererseits waren Knoblauch (Allium sativum) und Orange (Citrus sinensis) wenig aktiv. In allen genannten Pflanzenextrakten konnten Phenole und Flavonoide als Träger der Aktivität festgestellt werden[6]. In einer anderen Laborstudie waren neben dem genannten indischen Basilikum auch Sesam- und Sojabohnenöl moderat wirksam[7]. Quellen
Literatur
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Staphylococcus_aureus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |