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BasalganglienAls Basalganglien werden „subkortikale“, d. h. unterhalb der Großhirnrinde (Cortex cerebri) gelegene, in jeder Hirnhälfte, also beidseits angelegte Kerne bzw. Kerngebiete zusammengefasst, die für wichtige funktionelle Aspekte motorischer, kognitiver und limbischer Regelungen von großer Bedeutung sind. Die Basalganglien bilden einen wesentlichen Bestandteil der von Kinner Wilson 1912 als extrapyramidalmotorisches System (EPMS) bezeichneten Strukturen. Die Bezeichnung EPMS, die bis heute noch vielerorts verwendet wird, wurde aufgegeben, da sie zu einer Zeit entstand, als man noch davon ausging, dass dem für die Motorik verantwortlichen sog. Pyramidenbahn-System ein extrapyramidalmotorisches System gegenübergestellt werden müsste, das nur indirekt für spezielle motorische und andere Hirnfunktionen zuständig ist, da es keine direkten Verbindungen zum Rückenmark besitzt. Die lange vertretene Vorstellung, dass die Basalganglien ausschließlich für die Steuerung der Willkürmotorik zuständig sind, ist heute nicht mehr haltbar. Vielmehr sind die Basalganglien in einem viel weiteren Rahmen in den Gesamtkomplex exekutiver Leistungen wie z. B. Spontanietät, Affekt, Initiative, Willenskraft, Antrieb, sequentielles Planen, Antizipation, motorische Selektion etc. eingebunden. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Anatomie
Zu den Basalganglien, (z. T. auch als Stammganglien bezeichnet) zählt man:
Nucleus caudatus und Putamen liegen in der frühen Embryonalentwicklung zusammen und werden dann durch das Durchwachsen der Capsula interna, der längsten Projektionsbahn des ZNS, getrennt. Sie bleiben jedoch über feine Streifen grauer Substanz verbunden und werden daher zusammen als Striatum (das Gestreifte) bezeichnet. Diese Zusammenfassung ist nicht nur morphologisch, sondern auch funktionell relevant.
Die Eingangsstation in die Basalganglien stellt das Striatum dar. Es erhält nicht nur Projektionen aus dem Cortex und der Substantia nigra, sondern noch aus den verschiedensten Kerngebieten des Zentralnervensystems, z. B. Nuclei raphes, Formatio reticularis. Funktion
Über die bis heute nur ansatzweise verstandene komplexe Funktion der Basalganglien wird gegenwärtig hypothetisch postuliert, dass sie maßgeblich sowohl an der spezifischen Selektion und Prozessierung von aktuell erforderlichen „motorischen“ und „nicht-motorischen“ (höher-integrativen) Handlungsmustern beteiligt sind als auch gleichzeitig an der Suppression bzw. Inhibition aktuell nicht geforderter, also unerwünschter und damit zu unterdrückender Aktivierungsmuster. Die Basalganglien sind gewissermaßen als ein „Filterprozess“ (Gating) in eine komplexe Regelschleife (loop) eingebunden, die von der Großhirnrinde ausgeht und über die Basalganglien und den Thalamus zurück zum Großhirn (Frontallappen) verläuft. Von fast der gesamten Großhirnrinde, genauer von den Nervenzellen der Schicht V, gelangen bis auf wenige Ausnahmen (primärer visueller und Auditiver Cortex) Informationen zum Striatum als der Eingangsstation der Basalganglien in Form kortiko-striataler Verbindungen (exzitatorische glutamaterge Transmission). Über die Ausgangstation der Basalganglien, der Substantia nigra (Pars reticulata SNR) und den Globus pallidus internus (GPI) gelangt die von Basalganglien verarbeitete Endinformation (inhibitorisch GABA-erge Transmission) zum Thalamus und vom Thalamus (exzitatorischer, glutamaterg) primär zur frontalen Hirnrinde zurück. Die Basalganglien stellen einen elementaren, im Detail noch wenig verstandenen funktionellen Beitrag für den frontalen, sog. exekutiven Teil des Gehirns dar. Die von den Nervenzellen der Substantia nigra (Pars compacta) ausgehende dopaminerge Projektion zum Striatum stellt heute deswegen einen besonders stark erforschten Modulationsweg innerhalb der Basalganglien dar, weil man erkannt hat, dass seine Störung infolge einer vorzeitigen Degeneration („Alterung“) zu den Symptomen der Parkinsonschen Krankheit führt. KrankheitenZu den neurologischen Krankheiten, die mit einer Funktionsstörung der Basalganglien einhergehen, gehören :
Beim „Morbus Parkinson“ kommt es infolge einer chronisch fortschreitenden Degeneration der von der Substantia nigra, Pars compacta (SNc) ausgehenden dopaminergen Transmission zu einer pathologischen Veränderung der striatalen Modulation, die in sehr unterschiedlichem Ausmaß zu Muskeltonusveränderungen (Rigor), Bewegungsverarmung (Hypokinese), Zittern (Tremor), Haltungsinstabilität und anderen Symptomen führen kann. Bei frühkindlichen, perinatalen Hirnschädigungen (z. B. Kernikterus, Sauerstoffmangel) sind Schädigungen der Basalganglien mit Veränderungen des Muskeltonus (z. B. Athetose) häufig. Bei Morbus Wilson kommt es durch Kupferablagerung u. a. in den Basalganglien zu komplexen motorischen und psychischen Funktionsstörungen. Gating-TheorieWie oben beschrieben, wird die Filterfunktion der Basalganglien, bzw. des Striatum als Gating bezeichnet. Die Gating-Theorie an sich ist neuroanatomisch und -physiologisch relativ gut etabliert, findet sich jedoch unter diesem Namen zur Zeit fast nur in neuropsychologischen Publikationen. Dies ist für die Validität der Gating-Theorie ausgesprochen wichtig, da Gating an sich inhaltlich nichts neues darstellt, sondern nur einen anderen Namen.
Ein weiterer Erklärungsansatz aus der Gating-Theorie ist der der interindividuellen Persönlichkeitsunterschiede: Die Gating-Theorie im weiteren Sinne ist vielversprechend, steckt jedoch zur Zeit noch in ihren Anfängen. Viele der Subtheorien sind wissenschaftlich fundiert, wobei die Verknüpfungen teilweise (obwohl logisch) noch schlecht bis gar nicht untersucht sind. Quellen
Siehe auchKategorien: Gehirn | Zentralnervensystem | Kerngebiet |
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