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SpontanheilungAls Spontanheilung (synonym Spontanremission, Selbstheilung) wird eine plötzlich eintretende Besserung oder Heilung eines eigentlich normalen Krankheitsverlaufes bezeichnet. Spontanheilungen können auch bei Anwendungen von Therapien auftreten, die zunächst nicht anschlagen. Die Heilung ist dann nicht zweifelsfrei auf die Therapie zurückführbar. Für Spontanremissionen im Bereich der Onkologie (also bei Krebs) nannte Manfred Heim, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie der Deutschen Krebsgesellschaft, folgende Definition: Als Spontanremission bezeichnet man ein komplettes oder teilweises Verschwinden eines bösartigen Tumors in Abwesenheit aller Behandlungen oder mit Behandlungen, für die bisher kein Wirksamkeitsnachweis geführt werden konnte. Dabei kann es sich um eine Teilrückbildung handeln, oder auch eine Rückbildung, die vorübergehend ist oder nur an einer Tumorlokalisation auftritt.[1] Andere Wortbedeutung: Auch bei Ökosystemen, die durch Störungen aus dem Gleichgewicht gebracht wurden, kann der Begriff der Selbstheilung Verwendung finden. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
GrundlagenIm Gegensatz zu Wunderheilungen, die den Naturgesetzen zu widersprechen scheinen, ist die Existenz von medizinischen Spontanheilungen seit Jahrhunderten bekannt und auch wissenschaftlich anerkannt und heutiger Forschungsgegenstand in Deutschland.[2] Spontanremissionen treten vorwiegend bei malignen Melanomen, Nierenzellkarzinomen, malignen Lymphomen und kindlichen Neuroblastomen auf, nur selten hingegen bei Bronchial- und Mammakarzinomen, kolorektalen Karzinomen, invasiven Zervixkarzinomen, Magen- oder Ovarialkarzinomen und akuten Leukämien.[3] Spontanheilungen von Krebserkrankungen stoßen naturgemäß auf besonderes Interesse der Allgemeinheit wie auch der Fachöffentlichkeit. Bei Krebsheilungen, die nicht infolge von Therapiemaßnahmen auftreten, wird auch von spontaner Remission gesprochen. Korrekt dokumentierte Vorkommnisse sind selten. Nach heutigem Verständnis muss insbesondere das bösartige Tumorgewebe durch feingewebliche Untersuchung nachgewiesen sein; die Heilung bzw. Besserung muss durch klinische und technische Untersuchungen über längeren Zeitraum bestätigt sein. Häufiger beruhen angebliche Spontanheilungen auf fehlerhaften Diagnosen oder auf unvollständiger Kenntnis der angewendeten Therapien. Während Onkologen (Krebsärzte) extrem selten über eigene Beobachtungen von Spontanheilungen berichten, sind solche Beschreibungen im komplementärmedizinischen Schrifttum relativ häufig. Vermutlich bleibt eine unbekannte, aber sicherlich kleine Zahl von wissenschaftlich einwandfrei dokumentierten Fällen bestehen. Im Tumorzentrum Heidelberg wurden während 10 Jahren insgesamt 16 Fälle beobachtet, meist bei Lymphomen, Nierenkrebs, Melanom und dem kindlichen Neuroblastom [4]. UrsachenDie Ursachen von Spontanheilungen bei Tumoren sind nicht bekannt, vermutet wird ein Zusammenspiel von verschiedenen Mechanismen. Neben immunologischen Vorgängen sind wahrscheinlich hormonelle Einflüsse beteiligt, die einen programmierten Zelltod (Apoptose) induzieren. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Inhibition der Angiogenese (Gefäßneubildung) in Tumoren.[3] Die Beeinflussbarkeit des Immunsystems durch geeignete Ernährung oder durch komplementäre Therapieverfahren wird häufig postuliert, jedoch ist sie bisher nicht nachgewiesen worden. Ein Zusammenhang mit bestimmten religiösen und meditativen Praktiken besteht offenbar nicht. Das Phänomen der Spontanheilung ist der Ausgangspunkt für viele Anpreisungen von Außenseiter-Heilmethoden. Ärzte und Wissenschaftler warnen nachdrücklich vor Therapeuten, die für sich in Anspruch nehmen, Spontanheilungen gezielt und regelmäßig bewirken zu können. HäufigkeitDie wissenschaftliche Literatur verzeichnet seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend Berichte über einzelne Spontanheilungen und es gibt mehrere zusammenfassende Reviews zum Thema. Rohdenburg beschreibt im Jahre 1918 185 beobachtete Spontanremissionen [5], Fauvet berichtet über 202 Fälle zwischen 1960-1964 [6], Boyd berichtet 1966 über 98 Fälle [7], Cole und Everson berichten von 176 Fällen im Zeitraum von 1900-1960 [8][9][10], Challis berichtet von 489 Fällen in den Jahren 1900-1987 [11], Brendon O'Regan und Caryle Hirschberg (Hirshberg) berichten hingegen 1993 von 1385 Spontanremissionen bei Krebs im gleichen Zeitraum zwischen 1900 und 1987 [12]. Für den Zeitraum 1990-1996 gibt Maria Blettner vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg nach Durchsicht der vorhandenen Literatur eine Zahl von 50 gemeldeten Fällen an: USA 23 Fälle (0,031 Prozent aller Krebsfälle), Japan sechs Fälle (0,07 Prozent), England sieben Fälle (0,04 Prozent) und aus Deutschland drei Fälle (0,04 Prozent). Keine Berichte gab es nach Blettner aus China, Australien, Südamerika und Rußland.[1] Angaben zum Zeitraum 1988-2006 finden sich bei Chodorowski.[13] Spontanremissionen sind ein sehr seltenes Ereignis [14][15], deren Häufigkeit in der wissenschaftlichen Literatur unterschiedlich angegeben wird. Die Häufigkeit ist mit häufiger als 1:60.000-140.000 anzusehen [16][17], bei etwa 20-30 neu gemeldeten publizierten Fällen pro Jahr [18] [19] Die statistischen Angaben werden in den letzten Jahren kritisch gesehen, so von dem Biologen und Biostatistiker Ulrich Abel vom Institut für Medizinische Biometrie der Universität Heidelberg [20] oder Maria Blettner vom DKFZ Heidelberg, die die bislang genannten Inzidenzen für unzureichend belegt halten. Krebspatienten würden heute kaum noch unbehandelt bleiben und Spontanremissionen häufig nicht publiziert werden, was die Bestimmung erschwere. Quellenangaben
Literatur
Siehe auch
Kategorien: Allgemeinmedizin | Onkologie |
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