Meine Merkliste
my.bionity.com  
Login  

Simianes Immundefizienz-Virus



Simianes Immundefizienz-Virus
Systematik
Viren
Baltimore-Klassifikation VI (RNA-Retroviren, ssRNS-RT-Viren)
Familie: Retroviridae
Unterfamilie: Orthoretrovirinae
Gattung: Lentivirus
Art: Verschiedene SIV-Spezies
Wissenschaftlicher Name
Simianes Immundefizienz-Virus

Das Simiane Immundefizienz-Virus (SIV, engl. simian immunodeficiency virus, simian=Affen-, affenartig) ist ein Retrovirus und gilt als Ursprungsvirus für das menschliche Immunschwächevirus HIV. SIV beschreibt eine ganze Gruppe verschiedener Virusisolate, die aus dem Blut oder Organmaterialien verschiedener Affenarten isoliert wurden.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Das SIV ist ein behülltes Einzel(+)-Strang-RNA-Virus, (ss(+)RNA), dessen Erbinformation als RNA vorliegt, aber als DNA in das Genom der Wirtszelle eingebaut wird. Genetisch ist es nahe verwandt mit HIV.

Subklassen des SIV

Vom SIV gibt es zwei Subklassen, die jedoch weiter unterteilt werden können:

  • SIV cpz (von chimpanzee dem Schimpansen Pan troglodytes). Dieses Virus findet sich hauptsächlich bei Schimpansen in Gefangenschaft. SIVcpz ist eng mit dem HIV-1 Virus verwandt, von ihm leiten sich HIV-1 M/N/O ab. Durch Untersuchungen an Gorillas in Kamerun sind im Kot SIV infizierter Tiere Antikörper nachgewiesen worden, wie sie auch Menschen bilden, die sich mit HIV-1 der Gruppe 0 infiziert haben. [1]
  • SIV sm (von sooty mangabey einer Mangabenart). Auch dieses Virus ist bei Tieren in Gefangenschaft und in der Wildnis zu finden.
  • SIV mac (von Rhesusmakaken). SIVmac ist eng mit dem 1986 entdeckten HIV-2 verwandt. HIV-2 ist schwächer verbreitet und weniger virulent als HIV-1. [2]

Vorkommen

Im Zusammenhang mit dem Auftreten von Aids und der Isolierung des diese Krankheit auslösenden Virus wurde nachfolgend bei verschiedenen afrikanischen Affenarten in der freien Natur, wie z. B. Grünen Meerkatzen und Mangaben, später auch bei Schimpansen und Gorillas SIV gefunden. [3] Die Isolate von Schimpansen weisen unter allen SIVs den höchsten Verwandtschaftsgrad mit HIV auf.

Die ersten SIV-Isolate wurden bei Rhesusaffen gefunden, die in Gefangenschaft, also in Zoos oder Primatenzentren gehalten wurden und an AIDS-ähnlichen Krankheiten verstorben waren. Rhesus- und verwandte Affenarten sind in Asien heimisch und ihre Populationen sind nicht mit SIV durchseucht. Lediglich dann, wenn sie in unnatürlicher Nähe mit afrikanischen Affen zum Beispiel in gemeinsamen oder benachbarten Gehegen gehalten werden, kann SIV durch Beißen von den Infizierten auf diese übertragen werden. Hierbei ist interessant, dass keiner der afrikanischen Affen mit „seinem Virus“ krank wird, die asiatischen aber sehr wohl. Letztlich bedeutet dies, dass die afrikanischen Affen sich seit sehr langer Zeit mit „ihrem Virus“ arrangiert haben. Wird die Speziesgrenze jedoch überschritten, werden die „neuen Empfänger“ krank und sterben.

Ganz ähnlich hat es sich bei der Übertragung der Immundefizienzviren auf den Menschen verhalten. Man nimmt an, dass ein Schimpansen-SIV vor Jahrzehnten in die menschliche Population getragen wurde - mit den bekannten Folgen. Nach der gängigen These bezüglich der Übertragung des Virus' auf den Menschen geht man davon aus, dass Jäger, die Affen gejagt und verspeist haben, mit dem Virus erstmalig infiziert wurden. Eine andere Theorie geht davon aus, dass im Jahre 1959 bei der Herstellung und Erprobung der ersten Poliomyelitis-Impfstoffe, die damals im Kongo-Gebiet getestet wurden, mit dem Virus verunreinigte Zellkulturen von Affen Verwendung fanden. [4] Allerdings zeigte eine Analyse der Mutationen, dass mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit der Ursprung des Stammes HIV-1 vor dem Jahr 1930 zu datieren ist.[5]Im Februar 2000 wurde eine Probe der verteilten Schluckimpfungen gefunden und untersucht. Dabei zeigten sich weder Spuren von HIV noch von SIV.[6]

Einzelnachweise

  1. Martine Peeters et al.: Human immunodeficiency viruses: SIV infection in wild gorillas; Nature, Bd. 444, S. 164, DOI 10.1038/444164a
  2. Marlink et al.: Reduced rate of disease development after HIV-2 infection as compared to HIV-1; Science, Bd. 265, S. 1587-1590
  3. Martine Peeters et al.: Human immunodeficiency viruses: SIV infection in wild gorillas; Nature, Bd. 444, S. 164, DOI 10.1038/444164a
  4. Edward Hooper: The River. A Journey to the Source of HIV and AIDS; Boston: Little, Brown, Harmondsworth: The Penguin Press, 1999
    Edward Hooper: Aids and the Polio Vaccine; London Review of Books, 25 (2003), Nr. 7
    Edward Hooper: Untruths, misrepresentations and spin: the dubious methods and tactics used by Stanley Plotkin's group in the „Origins of AIDS“ debate; 2004
    Edward Hooper: The New Round of Legal Threats by Doctors Kowprowski and Plotkin; 2004
    Edward Hooper: aidsorigins.com
    NDR: Der Ursprung von Aids
  5. Korber B, Muldoon M, Theiler J, et al.: Timing the origin of the HIV-1 pandemic. In: Programs and abstracts of the 7th Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections. Abstract L5, January 30-February 2, 2000
  6. Blancou, P. et al. "Polio vaccine samples not linked to AIDS" Nature: 410, p. 1045-1046 (2001)

Literatur

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Simianes_Immundefizienz-Virus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Zuletzt angesehen
Ihr Bowser ist nicht aktuell. Microsoft Internet Explorer 6.0 unterstützt einige Funktionen auf ie.DE nicht.