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SichtungskategorieDie Einteilung von Patienten in Sichtungskategorien ist das Ergebnis der Sichtung (auch Triage genannt) bei einem Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten. Diese Kategorisierung ermöglicht die Planung und den gezielten Einsatz der notfallmedizinischen Ressourcen, die zur Bewältigung des Einsatzes notwendig sind. Damit werden zum Beispiel Rettungsmittel angefordert, nachfolgende Einsatzkräfte schnell eingewiesen und die Versorgung (z.B. innerhalb eines Behandlungsplatzes) strukturiert. Die Einteilung in Sichtungskategorien berücksichtigt neben der Verletzung/Erkrankung auch die Ressourcen, die zur Behandlung zur Verfügung stehen. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu anderen Scoring-Systemen für die medizinische Klassifikationen/Prognosen von Verletzungen oder Erkrankungen, die eher auf den individuellen Bedarf eines Patienten zugeschnitten sind. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Aktuelles SystemDie heute verwendete Systematik ist weltweit nahezu einheitlich, für einige Europäische Staaten (Belgien, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Österreich, Schweiz, Ungarn) gilt der detaillierte Entschluss einer Konseskonferenz des Jahres 2002 (Einberufen von der deutschen Schutzkommission beim Bundesminister des Innern):
Tote werden nicht von diesem System erfasst, gebräuchlich ist jedoch die Kennzeichnung mit schwarzer Farbe. Unverletzte werden ebenfalls nicht von diesem System erfasst, sie werden vom Betreuungsdienst namentlich registriert und als „leicht verletzt“ markiert, um sie von bisher nicht gesichteten Patienten zu unterscheiden. EinteilungDie Einteilung in die Sichtungskategorien (Triage) ist abhängig von der Anzahl der Patienten, der Schwere der Verletzungen und dem zur Verfügung stehendem medizinischen Personal und kann je nach Einsatzverlauf unterschiedlich ausfallen. Wenn zunächst wenig Ressourcen vorhanden sind, dann werden nicht unmittelbar lebensgefährliche Verletzungen eventuell zunächst in die Kategorie III (verzögerte Behandlung) eingeordnet, auch wenn sie nach individualmedizinischen Gesichtspunkten normalerweise intensiver versorgt werden müssten (z.B. ein offener Knochenbruch). Patienten, die sehr viel Zeit und Hilfe in Anspruch nehmen (z.B. eine Reanimation) würden unter diesen Umständen in die Kategorie IV eingeordnet. Stehen dann im weiteren Verlauf mehr Möglichkeiten zur Verfügung, werden diese Einteilungen wieder geändert. Die Einteilung in Sichtungskategorien ist also ein dynamischer Prozess, der mehrmals wiederholt und den momentanen Umständen angepasst wird. Ziel ist die bestmögliche Hilfe für alle Patienten mit den aktuell vorhandenen Mitteln. Dokumentation/KennzeichnungDie Sichtungskategorie wird in der Regel auf einer Verletztenanhängekarte dokumentiert. Üblich ist die Dokumentation in Form der Angabe "T" (für Triage) und einer Ziffer 1-4, in römischen Ziffern I-IV und/oder als Farbkennung. Bei der Farbcodierung sollte für Helfer mit Farbenfehlsichtigkeit und wegen der erschwerten Erkennbarkeit von Farben bei ungünstigen Beleuchtungsverhältnissen die Sichtungskategorie zusätzlich im Klartext (I-IV) aufgedruckt werden. Bezüglich (radioaktiv) kontaminierter Patienten wird von der Konsensuskonferenz vorgeschlagen, diese zusätzlich mit einem gelben Dreieck zu markieren. TransportprioritätFrüher ging die Sichtungskategorie mit einer Einteilung in die Transportreihenfolge einher. Patienten der Kategorie T1 wurden demnach bevorzugt transportiert, T2 verzögert, T3 zum Schluss. Das ist einem modernen Rettungswesen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Möglichkeiten nicht mehr angemessen, deshalb teilt man heute jeder Kategorie eigene Transportprioritäten a und b zu:
Die tatsächliche Reihenfolge des Transports wird dann je nach für die einzelne Sichtungskategorie verfügbaren geeigneten Rettungsmitteln gewählt. GeschichtePirogow'sches Sichtungsprinzip (ca. 1860)Der russische Militärchirurg Nikolai Iwanowitsch Pirogow (1810-1881) entwickelte aus seinen Erfahrungen im Kaukasischen Krieg und im Krimkrieg abgestufte Behandlungsverfahren und das Prinzip der "Krankenzerstreuung" (verteilte Behandlung von Verletzten/Erkrankten) zur Ordnung auf den überfüllten Verbandplätzen mit Einteilungen der Verwundeten in fünf Stufen:
Dieses Schema gilt als eine der ersten Klassifikationen, die auch die äußeren Umstände (medizinische Möglichkeiten, Transport) mit berücksichtigt, war jedoch deutlich auf die Kriegschirurgie gemünzt. Besondere Bedeutung gewinnt dieses Schema, da es sich auch international durchsetzte, 1866 wurde es von der preußischen Armee übernommen, später auch von den anderen Sanitätsdiensten verbündeter Armeen. Es wurde noch im Ersten und teilweise auch im Zweiten Weltkrieg benutzt. NATO-Standard (um 1950)International ist heute die Einteilung der North Atlantic Treaty Organisation (NATO) bekannt, die für das militärische Sanitätswesen und die Erfordernisse der Kriegsmedizin in den Bündnisländern folgende Einstufung vorgibt:
Die Farbgebungen wurden erstmals im Rahmen dieses NATO-Schemas zugeordnet und werden bis heute verwendet. Klassifikation nach Lent (1972)
Empfehlung der BAND (1996)Im September 1996 wurde von der Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaft Notärzte Deutschlands (BAND) speziell für das rettungsdienstliche Großschadensereignis in Deutschland die folgende Einstufung vorgeschlagen:
Dadurch wurde eine Behandlungsreihenfolge festgelegt. "Sterbende ohne Chance" gab es dagegen in diesem Schema nicht, damit wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass es sich hierbei nach Einschätzung der BAND um eine ethisch äußerst fragwürdige Einteilung handelt, die im modernen Rettungswesen auch bei einer höheren Anzahl Verletzter nicht vorgenommen werden sollte. Diese Einstellung ist jedoch nicht mit dem NATO-Standard kompatibel und wurde mit der o.g. Konsensuskonferenz im Jahr 2002 wieder aufgegeben. Eine Transportreihenfolge ist in diesem Schema nicht enthalten. Literatur
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Sichtungskategorie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |