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Parasitismus
Parasitismus (Schmarotzertum) im engeren Sinne bezeichnet den Nahrungserwerb aus einem anderen Organismus, wobei dieser auch als Wirt bezeichnete Organismus gar nicht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt getötet wird. Im weiteren Sinne kann Parasitismus als eine Steigerung der Fitness des Parasiten bei gleichzeitiger Verminderung der Fitness des Wirtes verstanden werden. Ausgehend von dem geschädigten Organismus wird zwischen Phytoparasitismus und Zooparasitismus unterschieden, bei ersterem werden Pflanzen, bei letzterem Tiere befallen. Betrachtet man die räumliche Beziehung, kann man zudem zwischen Ektoparasiten und Endoparasiten unterscheiden, je nachdem, ob sich der Parasit an oder in seinem Wirt aufhält. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Herkunft des WortesParasit kommt von griechisch παράσιτος, pará- für neben und sitos für gemästet – ursprünglich für Vorkoster bei Opferfesten, die dadurch ohne Leistung zu einer Speisung kamen. Das deutsche Wort Schmarotzer für einen Parasiten stammt vom mittelhochdeutschen smorotzer ab, das soviel wie Bettler heißt. BeschreibungParasiten sind hoch spezialisierte Lebewesen, deren Habitat nicht selten eine einzige Wirtsart ist, welche durch den Parasiten geschädigt wird. Parasitismus zeigt sich in sehr vielfältigen Formen. Es gibt Zweifelsfälle, in denen es schwer ist, zwischen Parasitismus und anderen Interaktionen zwischen Arten zu unterscheiden. Parasitismus ist ein häufiges Phänomen; die überwiegende Zahl aller Lebewesen parasitiert. Unter dem Vorbehalt, dass sich keine genauen Zahlen festlegen lassen, wird ein Verhältnis von bis zu 4:1 angenommen [1] Im Allgemeinen besteht eine hohe Abhängigkeit eines Parasiten von seinem Wirt oder von seinen Wirten. Das Parasitieren kann sich auf verschiedene Wirtsfaktoren beziehen wie beispielsweise Körpersubstanz, Nahrungsangebot, Sauerstoffbedarf, Osmotik, pH-Verhältnisse oder Wärmehaushalt. Je nach Ausmaß des Parasitenbefalls ist die Belastung bzw. Schwächung des Wirtes verschieden groß. Auch wenn Parasitenbefall den Wirt nicht lebensbedrohlich schädigt, wirkt er sich doch stets negativ auf dessen Wachstum, Wohlbefinden, Infektanfälligkeit, Fortpflanzung oder Lebensdauer aus. So können giftige Stoffwechselprodukte des Parasiten, zurückgebliebene innere oder äußere Verletzungen oder der Entzug von Nahrung eine Verminderung der Lebensspanne zur Folge haben, insbesondere bei weiteren ungünstigen Umweltbedingungen. Parasitismus ist allgegenwärtig und wegen seiner Häufigkeit ein Faktor, mit dem sich praktisch alle Lebewesen auseinandersetzen müssen. Nicht selten findet man auf bzw. in einem einzelnen Lebewesen dutzende verschiedener Parasiten, selbst wenn man die Mikroorganismen unberücksichtigt lässt. Bei Waldmäusen fand man nicht weniger als 47 parasitierende Arten[2]. Selbst in Bakterien gibt es parasitierende Viren. Wirte verhalten sich allerdings keineswegs passiv gegenüber ihren Parasiten, sondern sind meist imstande, Zahl und Schadeffekt durch geeignete Abwehrmechanismen zu begrenzen. In einer gemeinsamen Entwicklung (Koevolution) passten sich die meisten Wirte und ihre Parasiten einander an. Im fortgeschrittenen Stadium der Evolution entwickelte sich häufig ein Gleichgewicht, bei dem der Parasit profitiert, ohne dem Wirt, der ja seine „Existenzgrundlage“ darstellt, mehr als nötig zu schaden oder ihn gar völlig zu vernichten. Viele Parasiten schmarotzen während ihrer Entwicklung in verschiedenen Wirten. Man unterscheidet Zwischenwirte und den Endwirt. Sexuelle Fortpflanzung findet meist nur im Endwirt statt. Man nimmt auch an, dass die geschlechtliche Fortpflanzung aufgrund des Selektionsdruckes von Parasiten entstanden ist. Anpassung von ParasitenDie Umwelt des Parasiten ist in der Regel ein Lebewesen. Um in dieser Umwelt leben zu können, haben sich Parasiten in vielfältiger Weise an ihre Umgebung angepasst:
Klassifizierung von ParasitenAufgrund der sehr unterschiedlichen Anpassung, Größe und Lebensweise verschiedener Parasiten und der unterschiedlichen Interaktionsformen zwischen Parasit und Wirt werden Parasiten nach bestimmten Kriterien eingeteilt: Mikro- und MakroparasitenMikroparasiten sind klein, manchmal extrem klein und meist so zahlreich, dass man die Zahl von Parasiten im Wirt nicht angeben kann. Normalerweise wird eher die Zahl der Wirte untersucht als die Anzahl der Parasiten. Mikroparasiten sind meist intrazelluläre Viren oder Bakterien, die Tiere und Pflanzen als Krankheitserreger infizieren. Eine weitere Gruppe von Tieren befallenden Mikroparasiten findet man unter den Protozoen. Bei Pflanzen gibt es einige mikroparasitisch lebende niedere Pilze. Makroparasiten wachsen zwar auf oder in ihrem Wirt, leben dort aber nur für einen Teil ihres Lebenszyklus. Sie sind in der Regel so groß, dass man ihre Anzahl genau bestimmen oder wenigstens in ihrer Größenordnung schätzen kann. Bei Tieren findet man sie eher auf dem Körper oder in Körperhohlräumen (z. B. im Darm) als intrazellulär. Die Hauptmakroparasiten von Tieren sind Würmer (Band- und Saugwürmer sowie Nematoden), aber auch Läuse, Zecken, Milben und Flöhe, außerdem auch einige Pilze. Makroparasiten der Pflanzen leben allgemein zwischen den Zellen (interzellulär) und gehören zu den höheren Pilzen (z. B. Mehltau), zu den Insekten (z. B. Gallwespe) oder anderen Pflanzen (z. B. Teufelszwirn oder Sommerwurz). Ekto- und EndoparasitenEkto- oder Außenparasiten leben auf anderen Organismen. Sie dringen nur mit den der Versorgung dienenden Organen in ihren Wirtsorganismus ein und ernähren sich von Hautsubstanzen oder nehmen Blut oder Gewebeflüssigkeit auf. Beispiele für Ektoparasiten sind blutsaugende Arthropoden wie etwa Stechmücken, Läuse oder Zecken. Ektoparasiten sind häufig auch Krankheitsüberträger von Erkrankungen wie Malaria oder Lyme-Borreliose. Endo- oder Innenparasiten leben im Inneren ihres Wirtes. Sie besiedeln Hohlräume, Epithelien, das Blut oder auch das Gewebe verschiedener Organe.
Viele Endoparasiten halten sich während ihres Lebensszyklus sowohl extra- als auch intrazellulär auf. Fakultativer und obligater Parasitismus
Temporäre und Stationäre ParasitenAuf Grund der Dauer der parasitischen Lebensphase unterscheidet man temporäre und stationäre Parasiten.
Periodische und permanente Parasiten
Permanente und Periodische Parasiten fasst man auch unter dem Oberbegriff „stationäre Parasiten“ zusammen. Wirtsspezifität
Wirtswechsel
BrutparasitismusBrutparasiten (Brutschmarotzer) parasitieren bei brutpflegenden Tieren (Bsp.: Kuckuck) KleptoparasitismusAls Kleptoparasitismus wird das Ausnutzen von Leistungen anderer Lebewesen bezeichnet, beispielsweise das Stehlen von Nahrung oder das Ausnutzen von Nistgelegenheiten. OpportunismusVon Opportunismus spricht man, wenn eigentlich harmlose Parasiten unter bestimmten Umständen (wie z. B. einer Schwächung des Wirtsimmunsystems) zur Erkrankung oder gar zum Tode des Wirtes führen. Beispielsweise kann bei einer HIV-Infektion der Pilz Pneumocystis jiroveci eine schwere Lungenentzündung auslösen. Parasitismus bei PflanzenBei parasitischen Pflanzen werden zwei Gruppen unterschieden, die parasitischen Blütenpflanzen und die myko-heterotrophen Pflanzen. Die parasitischen Blütenpflanzen schmarotzen direkt mit Hilfe besonderer Organe (Haustorien) auf anderen Blütenpflanzen. Sie lassen sich nach verschiedenen Kriterien weiter unterteilen, und zwar
Früher wurde angenommen, dass die Halbschmarotzer Gefäßparasiten, die Vollschmarotzer dagegen Siebröhrenparasiten seien. Die beiden Begriffspaare sind aber nicht völlig deckungsgleich, da es Vollschmarotzer wie die Schuppenwurz gibt, die dennoch nur das Xylem ihrer Wirtspflanzen anzapfen [4], und andererseits Halbschmarotzer wie die Mistel auch Phloemkontakt haben können [5]. Darüber hinaus ist auch die Grenze zwischen Hemi- und Holoparasiten nicht so eindeutig, wie die Definition vermuten lässt. So lebt etwa der Alpenrachen (Tozzia alpina) in seinen ersten Entwicklungsstadien unterirdisch als Vollschmarotzer, ergrünt aber nach dem Durchbrechen der Erdoberfläche und ernährt sich fortan als Halbschmarotzer [6]. Die myko-heterotrophen Pflanzen (MHP) sind aus Mykorrhizapflanzen hervorgegangen, bei denen die mutualistische Symbiose sich in Richtung Parasitismus verschoben hat. Sie erhalten von ihrem Pilzpartner nicht mehr nur Wasser und Nährsalze, sondern auch organische Kohlenstoffverbindungen. Die Mykorrhizapilze der myko-heterotrophen Pflanzen können saprotroph oder parasitisch sein. In vielen (möglicherweise den meisten) Fällen handelt es sich aber um Mykorrhizapilze, die Ekto- oder arbuskuläre Mykorrhizen ausbilden.[7] Ihre Symbiosepartner (Waldbäume) sind die ursprüngliche Quelle des vom Pilz an die myko-heterotrophe Pflanze weitergeleiteten Kohlenstoffs.[8] Auch bei den myko-heterotrophen Pflanzen gibt es chlorophyllfreie (vollmykotrophe) Arten wie den Fichtenspargel und die Vogel-Nestwurz und Arten, die noch Blattgrün besitzen und nur partiell myko-heterotroph (PMHP) oder mixotroph sind (Beispiele: Weißes Waldvöglein, Kleinblättrige Stendelwurz, Violetter Dingel, Korallenwurz).[9] Parasitismus bei BakterienAuch Bakterien können von Parasiten befallen werden: Bakteriophagen sind auf Bakterien spezialisierte Viren. Bestimmte Bakterien (Pseudomonas-Arten, Enterobakterien) können sogar von einer anderen Bakterienart angegriffen und getötet werden; siehe Bdellovibrio. Sonstige Begriffe
Parasitismus in der Ökologie[10]Die ökologische Funktion von Parasiten (inkl. Parasitoiden) in unseren Ökosystemen ist immens und wird häufig zuwenig beachtet. Ihr Wert zeigt sich oft aber relativ deutlich bei eingeschleppten Arten (Neobiota, die manchmal auch als Invasive Arten bezeichnet werden)[11]. In prekären Fällen fehlen nämlich die natürlichen Gegenspieler im neuen Habitat (wobei Parasiten ein nicht zu unterschätzender Anteil zukommt) und deshalb verzeichnen die Neobiota einen Vorteil in ihrer Fitness gegenüber einheimischen Spezies, vermehren sich übermäßig und stören Ökosysteme. Beispiele dafür sind z. B. die Kastanienminiermotte (in Mitteleuropa) oder die sog. Killeralge Caulerpa taxifolia und dutzende weiterer Neobiota. Obwohl also dem Menschen Parasiten verständlicherweise als negativ und pathogenetisch erscheinen, haben sie eine wichtige ausgleichende Funktion in unserer belebten Natur. Treten Parasiten übermäßig stark in Erscheinung, ist dem häufig eine menschgemachte Störung des Ökosystems vorausgegangen (z. B. durch intensive Landwirtschaft, Raubbau, anthropogene Abwässer, etc.).
Parasiten des MenschenParasitäre Infektionen beim Menschen sind Infektionen durch Protozoen bzw. Protista und Wurminfektionen. Einige Parasiten übertragen Krankheitserreger auf den Menschen, die zum Teil tödliche Krankheiten (Parasitosen) verursachen. Eine Auflistung ist unter Parasiten des Menschen zu finden. Auch auf viele Bakterien und Pilze trifft die Definition Parasit zu; sie werden aber aufgrund ihrer medizinischen Bedeutung und auch ihres teilweise nur fakultativen Parasitismus in den Fachgebieten Bakteriologie und Mykologie innerhalb der Mikrobiologie behandelt. Siehe auchbiotische Umweltfaktoren, Wirt (Biologie), Interspezifische Wechselbeziehungen, Autöcisch, Meeresparasiten des Menschen, Symbiose, Mutualismus, Kommensalismus, Phoresis, Raubparasitismus, Parasitoid, Kleptoparasitismus, Sozialparasitismus, Probiose (Ökologie), Präpatenz. Literatur
Einzelnachweise
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Parasitismus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |