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SchlüsselreizAls Schlüsselreiz gilt innerhalb der Instinkttheorie ein Reizmuster (also ein spezifischer Reiz oder eine Kombination bestimmter Merkmale), das bei Wahrnehmung mit einer Instinktbewegung beantwortet wird. Häufig wird ein solcher Reiz auch Auslöser genannt, und zwar vor allem dann, wenn er von einem Sozialpartner ausgeht und das Sozialverhalten beeinflusst; weitere gebräuchliche Synonyme sind Signalreiz und Wahrnehmungssignal. Den Reizfilter, der das Erkennen der Auslöser ermöglicht, also "relevant" von "irrelevant" scheidet und zugleich die arteigene Instinktbewegung in Gang setzt, bezeichnen die Vertreter der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung als angeborenen Auslösemechanismus (AAM).
Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Schlüsselreiz und AAMDie Begriffe „Schlüsselreiz“ und – in der Gestaltpsychologie – „Gestalt“ entwickelten sich anfangs als Ergänzung zur seit ca. 1900 üblichen Deutung von Verhalten als bloße Kette von Reflexen, da man schon aus rein logischen Gründen einen Beginn der Reflexketten unterstellen musste, sprich: das Wahrnehmen einer verhaltensverursachenden Situation. Die Vertreter der Instinkttheorie ergänzten das Reiz-Reaktions-Konzept daher um die Komponenten Schlüsselreiz, angeborener Auslösemechanismus (AAM) und innere Handlungsbereitschaft. Dem sehr anschaulichen Begriff „Schlüsselreiz“ liegt die Vorstellung zugrunde, dass die auslösenden Merkmale einem Schlüssel gleichen, dessen Bart passgenau in ein Schloss eingeführt werden kann und dieses öffnet. Die Bauteile des Schlosses und deren Anordnung entsprechen dem angeborenen Auslösemechanismus (AAM). Da der AAM auch die nachfolgende Instinktbewegung des Individuums in Gang setzt, muss ihm – um im Bild zu bleiben – auch die Mechanik zum Öffnen der Tür als „Bauteil“ zugeschrieben werden. Ein Schlüsselreiz kann durch Prägung in einer bestimmten, sensiblen Lebensphase auch erlernt werden. Eigenschaften und Wirkungen von SchlüsselreizenEin Schlüsselreiz wird in der ethologischen Literatur regelmäßig so beschrieben:
Anders formuliert: Der verhaltensauslösende Reiz hat Symbolcharakter, er ist abstrakt; nicht „das Weibchen“ wird zum Beispiel als Auslöser für Balzverhalten wahrgenommen, sondern eine bestimmte arttypische Färbung in Kombination mit einem bestimmten Geruch und einem Balzgesang. Dieses Beispiel macht zugleich deutlich, dass die einem Schlüsselreiz zugeordnete und ihm nachfolgende Verhaltensweise auf unterschiedlichste Weise ausgelöst werden kann, insbesondere:
Ein bestimmter Schlüsselreiz ist ferner stets einer bestimmten Reaktion zugeordnet.
Schlüsselreize können ferner nach ihrer Wirkung unterschieden werden:
UntersuchungsmethodenUm festzustellen, wie ein Schlüsselreiz beschaffen ist, der eine Instinktbewegung auslöst, werden Versuche mit Attrappen unternommen.
Zur Kontroverse um das Schlüsselreiz-KonzeptDas "angeborene Erkennen" einer biologisch relevanten Umweltsituation ist von Verhaltensforschern und Neurophysiologen vielfach nachgewiesen worden und gilt als gesichert - weniger gesichert ist allerdings, wie genau der Umweltreiz beschaffen sein muss, der dank des postulierten AAM situationsgerecht beantwortet werden kann. Problematisch ist ferner, dass es sich beim Zusammenspiel von Schlüsselreiz, AAM, aktionsspezifischer Energie und Instinktbewegung stets nur um eine für den Beobachter erkennbare Reaktion auf einen äußeren Reiz handeln kann, dass rein innere Prozesse also ausgeklammert bleiben. Zudem wurden gelegentlich Schlüsselreize postuliert, die sich bei genauerer Analyse des Verhaltens als grobe Missverständnisse herausstellten (vergl. hierzu: Beißhemmung). In der ethologischen Fachliteratur wird ein Schlüsselreiz zudem regelmäßig durch seine Fähigkeit definiert, die von einem AAM am „Abfließen“ gehinderte aktionsspezifische Energie freizusetzen und so eine Instinktbewegung auszulösen. Gleichwohl wird umgekehrt regelmäßig der AAM (also das Zeigen einer situationsgerechten Verhaltensweise) als Beleg für die Existenz eines Schlüsselreizes ausgewiesen – was einem Zirkelschluss entspricht. Diese definitorischen Schwierigkeiten, Unsicherheiten beim exakten Beschreiben der Merkmale, die einen Schlüsselreiz ausmachen und das Fehlen jeglicher physiologischen Entsprechung zu aktionsspezifisch bereitgestellten „Energien“ haben u.a. 1990 Wolfgang Wickler und 1992 Hanna-Maria Zippelius dazu veranlasst, offensiv den Verzicht auf das Instinktmodell der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung zu fordern. Auch Klaus Immelmann hatte bereits 1987 in dem von ihm verantworteten und besonders von Lehrern rezipierten Funkkolleg zum Thema Psychobiologie den Begriff Schlüsselreiz nicht einmal mehr ins Schlagwortregister aufgenommen. Gleichwohl halten andere Ethologen an dem sehr anschaulichen Begriff Schlüsselreiz nicht zuletzt aus didaktischen Gründen fest. Als allgemeingültiges Prinzip für das Herbeiführen jeglicher Verhaltensweise wird das Schlüsselreiz-Konzept aber auch von den verbliebenen Vertretern der Instinkttheorie nicht mehr angesehen – sondern eher im Sinne der oft zitierten Regel, dass das allgemeine Prinzip von gestern zum Spezialfall von heute wird. Literatur
Das Buch enthält eine umfassende Darstellung und offensive Rechtfertigung des klassischen Schlüsselreizkonzepts; es wurde verfasst als Antwort auf:
Siehe auch
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Schlüsselreiz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |