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Klavikulafraktur



Klassifikation nach ICD-10
S42.0 Fraktur der Klavikula
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

    Die Klavikulafraktur − eingedeutscht von lat. fractura claviculae (Fraktur des Schlüsselbeines, Schlüsselbeinbruch) − ist nach dem Bruch der Speiche der zweithäufigste Knochenbruch des Erwachsenen. Sie entsteht bei einem Sturz auf die Schulter, bei direkter oft nur geringer Gewalteinwirkung auf das Schlüsselbein oder – aber weitaus seltener als man früher dachte – bei einem Sturz auf den ausgestreckten Arm. Seltene Komplikationen sind Gefäß- oder Nervenverletzungen.

Am häufigsten tritt diese Form des Knochenbruchs bei Neugeborenen, auch schon bei schwierigen Geburten, und Kindern (etwa die Hälfte aller Claviculafrakturen) und Jugendlichen oder allgemein bei der Ausübung von körperkontaktbetonten Sportarten auf, zusätzlich bei Sportarten wie Ski-, Snowboardfahren, Radfahren und Reiten. Beim Motorradfahren kann bei einem Sturz das Schlüsselbein vom unteren Helmrand gebrochen werden.

Die Klavikulafrakturen und ihre Häufigkeiten (je nach Quelle):

  • medial / sternal, am brustbeinnahen Ende, zirka 2–5 %
  • im mittleren Teil, zirka 70–80 %
  • lateral, am Schulterende, zirka 15 % (25–30 %)


Inhaltsverzeichnis

Symptome

Erkennen des Bruchs

Das erste Symptom des Schlüsselbeinsbruchs ist eine sicht- und tastbare Schwellung oder Stufenbildung im Verlauf des Knochens, eine scheinbare Verlängerung des Armes und Veränderungen der Kopfhaltung. Außerdem spürt der Betroffene einen Druck- und Bewegungsschmerz. Der Patient legt automatisch den Oberarm in Schonhaltung an, wodurch die Schulter deutlich nach vorne neigt.

Selten kommt es zu einer offenen Verletzung durch eine Hautdurchspießung.

Bei derartigen Knochenbrüchen sind manchmal Nerven und Gefäße verletzt, wodurch ein großer sichtbarer Bluterguss entsteht.

Diagnose

Häufig ergibt sich schon bei der klinischen Untersuchung die Diagnose durch lokale Schwellung, Druckschmerz, tastbare Knochenenden unter der Haut oder Knochenreiben (Krepitation). Die Diagnose wird durch eine Röntgenuntersuchung bestätigt.

Behandlung

In einem altägyptischen Papyrus ist die Auseinanderstreckung der Schulter in Rückenlage mit unterlegten Schulterblättern als Therapie einer Klavikulafraktur beschrieben [1]. Hippokrates beschrieb die, heute als konservativ bezeichnete Behandlung, die Ruhigstellung [2].

Den Vorgänger des heutigen Rucksackverbandes, mit nach neueren Untersuchungen umstrittener Wirkung, beschrieb Lucas Championnière um 1860 herum. Mit Aufkommen der Gipsverbände wurden auch die Schüsselbeinbrüche mit aufwändigen Verbänden immobilisiert. Die operative Behandlung breitete sich seit den 1960er Jahren aus.

Konservative Behandlung

Meist genügt es für vier bis sechs Wochen (bei Kindern drei bis vier Wochen) einen Rucksackverband (Claviculabandage) anzulegen, welcher zur Entlastung der Bruchenden die Schultern nach hinten zieht, eine gerade Rückenhaltung erzwingt, und damit ein verkürztes Zusammenwachsen des Schlüsselbeins verhindern soll.

In dieser Zeit ist es ratsam, körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Außerdem ist es angenehm, wenn der Patient jemanden hat, der ihm bei alltäglichen Dingen wie Brot schneiden oder Hemd/Jacke an- und ausziehen hilft, da man durch den Rucksackverband und durch die Schmerzen stark in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist.

Beim Tragen des Rucksackverbands können Nerven oder Blutgefäße abgedrückt werden, was ein Anschwellen oder eine temporäre Taubheit von Teilen oder des gesamten Arms zur Folge haben kann. Diese Beschwerden sollten durch eine leichte Lockerung des Verbandes gelöst werden.

Neuere Untersuchungen belegen keine Unterschiede unter den Methoden der Ruhigstellung – je nach Fraktur entweder ohne Hilfsmittel oder mit Rucksackverband, Gilet oder Schlinge die vor allem bei lateralen Brüchen angewendet wird.

Etwa 4 % der konservativ behandelten Frakturen wachsen nicht oder nicht vollständig („Falschgelenk“) zusammen, davon etwa zur Hälfte bei der nicht so häufigen lateralen Frakturen. Bei nicht, oder nur teilweise, zusammengewachsenen Brüchen wird nur bei schweren Beschwerden eine Operation notwendig.

Operative Behandlung

  Eine Operation ist auch heute nur bei komplizierten Brüchen notwendig, wenn die Gefahr besteht, dass die Bruchstücke nicht gut zusammenwachsen würden und/oder wenn die Bruchstücke verschoben sind, so dass der geheilte Knochen verkürzt oder nicht zusammenwachsen würde, oder dass die scharfkantigen Bruchstücke die Haut durchspießen. Außerdem ist sie angezeigt bei Gefäß- oder Nervenverletzungen. Sie folgt auch einer nicht erfolgreichen konservativen Behandlung.

Bei komplizierten Schlüsselbeinbrüchen, die operiert werden müssen, dauert der Heilungsprozess notwendigerweise länger und kann manchmal über mehrere Wochen oder Monate andauern. Andererseits führt die operative Behandlung in solchen begründeten Fällen zu eher sicheren Resultaten als eine rein konservative Behandlung mit einem Rucksackverband oder einer Armschlinge.

Die operative Behandlung des Claviculafraktur, eine Osteosynthese, erfolgt unter einer Vollnarkose, da keine geeignete Regionalanästhesie zur Verfügung steht. Eine Vollnarkose birgt naturgemäß ein weiteres, aber in der Regel nur kleines gesundheitliches Risiko in sich.

Platten, Drähte

Bei diesen häufig angewendeten Operationsmethoden wird der Bruch mit Platten und Schrauben oder Drähten stabilisiert. Die Platten, oder auch Drähte, werden nach sechs bis achtzehn Monaten in einer weiteren Operation bei jüngeren Patienten entfernt. Wenn sie nicht stören, können sie aber auch im Körper belassen werden.

Prevot-Nagelung

Als eine neuere Operationsmethode der Klavikulafraktur wird in Deutschland seit zirka 2003 die Prévot-Nagelung – ESIN (englisch elastic-stable intramedullary nailing), auch TEN (englisch titanic elastic nail), genannt neben anderen Nägeln, z. B. Hagie-, Rockwood-Nägel in UK, Steinman-Nägel in USA – bei Frakturen vor allem im mittleren Teil der Klavikula erprobt. Über einen winzigen Hautschnitt wird dieser kleine elastische Nagel aus Titan in beide Fragmente des gebrochenen Knochens eingebracht. Durch seine Größe und Elastizität passt er sich der Form des Schlüsselbeins an. Diese Operationsmethode ist jedoch nur etwa 10 Tage nach dem Bruch anwendbar, da danach die Anlagerungen an die Bruchenden zu weit fortgeschritten ist.

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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Klavikulafraktur aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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