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Schizoide Persönlichkeitsstörung
Die schizoide Persönlichkeitsstörung (griechisch: schizo = abgespalten; nicht zu verwechseln mit Schizophrenie oder der Schizotypischen Persönlichkeitsstörung) zeichnet sich aus durch einen Rückzug von affektiven, sozialen und anderen Kontakten mit übermäßiger Vorliebe für Phantasie, einzelgängerisches Verhalten und in sich gekehrte Zurückhaltung. Die Betroffenen verfügen nur über ein begrenztes Vermögen, Gefühle auszudrücken und Freude zu erleben. Beim geselligen Umgang fällt die Unzugänglichkeit des Wesenskerns auf, obwohl formal ein perfekter und sogar eleganter Umgangsstil beherrscht werden kann. Menschen mit einer solchen Störung bilden kompensatorisch oft ein hohes Maß intuitiver Fähigkeiten aus, mit denen sie sich zugleich schützen und Überlegenheit gewinnen können. Soweit die sonstigen Voraussetzungen bestehen, entwickeln sie ein hohes Maß an intellektueller Differenziertheit. Es wird von weniger als 1 % Betroffenen in der Bevölkerung ausgegangen, d.h., dass die Störung im Vergleich zu anderen Krankheiten relativ selten vorkommt. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
VerlaufNach vorherrschender Auffassung nimmt diese Persönlichkeitsstörung ihren Ausgang von der frühen Kindheit. Eine hochgradige angeborene Sensibilität und Irritierbarkeit wird ebenso als Voraussetzung für ihre Entstehung angesehen wie Formen starker emotionaler Vernachlässigung, chaotischer sozialer Verhältnisse oder auch Formen brüsker mütterlicher Fürsorge. In vielen Fällen weist ein Elternteil psychische Störungen auf und/oder konnte ihr Kind nicht verstehen. Dem Säugling und Kleinkind fehlt ausreichender Schutz zum Ausbilden der ersten selbstständigen Kontakte mit der nächsten Umgebung - solche Versuche wurden entweder gar nicht beantwortet und konnten sich nicht weiterentwickeln, oder es wurde so stark auf sie reagiert, dass nicht die Freude an der Antwort, sondern die Beängstigung durch sie als bleibende Erfahrung im Gedächtnis bleibt. Eine tiefgehende Kontaktstörung prägt diese Menschen, ihre emotionale Beziehung zur Umwelt und anderen Menschen ist zentral gelockert, sie beschreiben ihr Lebensgefühl häufig wie "unter einer Glasglocke" lebend. Die Welt bleibt blass, die spontane Erlebnisfähigkeit und das unmittelbare Ansprechen der Gefühle sind stark gehemmt. Tiefsitzendes Misstrauen hält sie fast instinktiv anderen Menschen gegenüber auf Distanz. Die ausgeprägte Zwiespältigkeit ihrer Erlebnisart hat dieser Störung den Namen gegeben. Während einerseits der Wunsch nach inniger Gemeinsamkeit mit anderen Menschen durchaus vorhanden ist, sind andererseits die Wege zum Ausdrücken und Mitteilen überwiegend blockiert, starr und hölzern tritt der Mensch auf, der gleichzeitig innerlich glühen mag. Und unter Druck gesetzt, durch z.B. zu enges Zusammenleben oder heftige Kritik, reagieren sie oft abrupt und befremdlich, scheinen sich gerade gut unter Kontrolle zu haben, bevor sie einen Augenblick später explodieren. Sowohl perfekte Selbstkontrolle als auch explosives Ausbrechen sind die zwei Seiten einer Persönlichkeit, deren emotionale Verbundenheit mit anderen Menschen nur gering belastbar ist. Beruflich fühlen sie sich in abstrakten Wissenschaften fern ab von Menschen wohl und können dort zu überaus guten Leistungen fähig sein. Ebenfalls kommt ihnen ihre Flexibilität durch zumeist soziale Ungebundenheit zugute. In der Schule liefern sie mitunter schlechte Leistungen ab, die nicht in Relation zu ihrem Intellekt stehen und ziehen oft Hänseleien auf sich. Der Begriff der Persönlichkeitsstörung legt eine Fixierung auf die beschriebenen Merkmale nahe. Dennoch ist davon auszugehen, dass solche Störungen unter günstigen Bedingungen sich mildern, Plastizität beweisen und zu Veränderungen gebracht werden können. Klassifikation nach ICD und DSMICD-10Mindestens drei der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen müssen vorliegen:
DSM-IVA: Ein tief greifendes Muster, das durch Distanziertheit in sozialen Beziehungen und eine eingeschränkte Bandbreite des Gefühlsausdrucks im zwischenmenschlichen Bereich gekennzeichnet ist. Die Störung beginnt im frühen Erwachsenenalter und tritt in den verschiedensten Situationen auf. Mindestens vier der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
Korrelation zu anderen Krankheiten und MBTIEs wird eine starke Korrelation zwischen den MBTI-Typen INTJ und INTP angenommen (siehe auch: Keirsey). Des Weiteren sind männliche Personen öfter betroffen als weibliche. Ebenfalls tritt eine schizoide Persönlichkeitsstörung meist nicht isoliert, sondern kombiniert mit anderen Krankheiten auf. Es gibt Überschneidungen mit anderen Störungen, vor allem mit dem Asperger-Syndrom, der vermeidenden Persönlichkeitsstörung und Depressionen, weswegen die Diagnostizierung oft schwerfällt. Unterschiede sind, dass sich Personen mit schizoiden Persönlichkeitsstörungen im Vergleich zu depressiven Leuten nicht unterlegen fühlen, im Gegensatz zu Menschen mit vermeidender Persönlichkeitsstörung bzw. sozialer Phobie keine Angst vor sozialen Interaktionen haben, sondern diese wegen ihrer Gleichgültigkeit meiden, und keine körperlichen Symptome wie beim Asperger-Syndrom haben. Im Vergleich zu Schizophrenen haben sie keine Wahnvorstellungen oder kognitiven Störungen. Die ähnliche schizotypische Persönlichkeitsstörung unterscheidet sich von der schizoiden dahingehend, dass sie durch mehr Naivität und Interesse an Pseudowissenschaften wie Esoterik und Magie geprägt ist. Durch Fokussieren auf das Äußere der Betroffenen, welches sich stark vom Inneren unterscheidet, kann es schnell zu Fehldiagnosen kommen. BehandlungSchizoide Menschen suchen in aller Regel keine psychologische Behandlung auf, es sei denn, sie werden dazu gezwungen. Sie können von einem sozialen Trainingsprogramm profitieren, wobei es die Ansicht gibt, dass dabei nicht ihre Krankheit behandelt wird, sondern sich nur ihr Auftreten ändert. Ebenfalls darf man auf keinen Fall vom äußeren Verhalten auf die Gedankenwelt schließen, weil diese meist um einiges gefühlvoller und lebendiger ist, als es den Anschein hat. KritikEs ist umstritten, ob die schizoide Persönlichkeitsstörung als Krankheit gewertet werden soll oder nicht. Oft leiden weder Betroffene selbst noch Angehörige, oder sie nehmen es nicht wahr. Es ist außerdem unklar, ab wann deren Verhaltensweisen als krankhaft oder als sonderbar zu bezeichnen seien. Nicht selten werden Verhaltensweisen nur aus dem Grund abgelehnt, weil sie in dem jeweiligen Kulturkreis, in dem diese Personen leben, eine geringe Verbreitung haben. Tatsächlich aber können abweichende Verhaltensweisen durchaus Sinn ergeben oder, wenn dies nicht der Fall ist, zumindest völlig harmlos sein. Literatur
Siehe auch
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