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Schamlippenplastik



  Schamlippenplastik (auch Schamlippenverkleinerung oder Schamlippenkorrektur) bezeichnet in der Regel die chirurgische Reduzierung, Remodifizierung oder Entfernung der inneren (kleinen) Schamlippen. Unter den Begriff fallen auch Vergrößerung bzw. Verkleinerung der äußeren (großen) Schamlippen oder des Venushügels. Letztgenannter Eingriff stellen jedoch tendenziell eher die Ausnahme dar.

Inhaltsverzeichnis

Operation

Schamlippenverkleinerung (innere Schamlippen)

Hier muß man differnzieren zwischen medizinischer Notwendigkeit und kosmetischer Chirurgie.

Es gibt Fälle, bei denen bei Mädchen und Frauen die inneren, kleinen Schamlippen so stark ausgeprägt sind, dass sie weit über die äußeren Schamlippen herausragen, was zu erheblichen Problemen bei den Betroffenen beim Sitzen und Laufen führt. In diesem Fall ist ein medizinische Notwendigkeit vorhanden, die kleinen Schamlippen zu kürzen, diese Kosten werden in Deutschland, je nach Fall, teilweise von der Krankenkasse bezahlt.

Inzwischen gibt es aber auch eine Nachfrage zur Kürzung der inneren Schamlippen aus kosmetischen Gründen. Der Eingriff erfolgt meist ambulant und unter lokaler Betäubung. Das überschüssige Gewebe, das heißt gewöhnlich der von außen sichtbare Teil der inneren Schamlippen, wird hierbei mit einem Laser oder einem Hochfrequenz- Radiochirurgiegerät entfernt. Der Schnitt wird leicht bogenförmig durchgeführt, um der natürlichen Form der Schamlippen zu entsprechen. Umfang und Ausmaß der Kürzung, also der Anteil des entfernten Gewebes und das erzielte Erscheinungsbild, variieren je nach Wunsch und werden zwischen Arzt und Kundin vorher ausgehandelt. Oftmals ist es angeraten, zusätzlich eine Kürzung der Klitorisvorhaut durchzuführen, um ein ästhetisch stimmiges Gesamtbild zu erzielen. Die Operation dauert zirka 30 bis 60 Minuten, zum Abschluss wird die Wunde mit resorbierbaren, d. h. sich selbst auflösenden, Fäden vernäht. Nach der Operation kann es zu Schwellungen kommen, größere Komplikationen sind jedoch nicht zu erwarten. In der Regel tritt eine vollständige Heilung nach ungefähr 4 Wochen ein.

Eingriffe an den äußeren Schamlippen

Bei einer Verkleinerung (Liposuktion) wird ein elipsenförmiger Schnitt entlang der gesamten Basis am Umschlag zu den inneren Schamlippen durchgeführt und überschüssiges Fettgewebe entfernt. Eine Volumenaugmentation, d. h. Vergrößerung zu schlaffer äußerer Schamlippen kann durch eine Lipostruktur-Eigenfetttransplantation bewirkt werden.[1][2]

Indikation

Das Motiv für die Durchführung kann in einer funktionalen Beeinträchtigung bei hervorstehenden kleinen Schamlippen bzw. der Klitorisvorhaut liegen. Bei einer sexuellen Dysfunktion und damit einhergehenden Orgasmusschwierigkeiten der Frau kann eine teilweise oder vollständige Entfernung der Vorhaut durch Freilegung der Klitoris die Stimulierbarkeit unter Umständen steigern, was zu einem erhöhten Lustempfinden führt. Die Datenlage diesbezüglich ist jedoch noch unzureichend.[3]

In der Regel wird der Eingriff jedoch aus rein ästhetischen Gründen durchgeführt. Es handelt sich dann hierbei um eine klassische Schönheitsoperation.

Die Nachfrage nach dieser Form des plastisch-chirurgischen Eingriffs hat in den letzten Jahren zugenommen. Eine wahrscheinliche Ursache ist die zunehmende Mode unter Frauen, sich die Schambehaarung zu entfernen, was Ausprägungen der Schamlippen sichtbarer werden lässt, die subjektiv als unästhetisch angesehen werden können. Allerdings wird der Intimbereich generell verstärkt ästhetischen Normen unterworfen. Vergleichbar zur Schamlippenplastik nimmt in Europa auch die Beschneidung bei Männern zu, wobei auch hier ästhetisch-kosmetische Gründe ausschlaggebend sind.[4][5]

Schamlippenentfernung als Körpermodifkation

Während der Begriff „Schamlippenplastik“ eine Schönheitsoperation impliziert, gibt es die selbe Praktik auch innerhalb der Körpermodifikations-Szene. Oft werden in diesem Rahmen die Klitorisvorhaut sowie die kleinen Schamlippen vollständig entfernt.

Der Unterschied zur Schamlippenplastik im engeren Sinn besteht zum einen dadurch, dass der Eingriff nicht in der Praxis eines plastischen Chirurgen, sondern im Piercing-Studio stattfindet. Des Weiteren ist die Motivlage tendenziell eine andere: es geht weniger um die Verschönerung bzw. Anpassung an eine Gesellschaftsnorm, vielmehr steht die Veränderung an sich im Vordergrund.

In den USA erlangte die Praxis ein gewisses Medieninteresse durch die Verhaftung des Piercers Todd Bertrang, der selbige ohne Zulassung praktizierte. Dies führte zu einiger Empörung innerhalb der Gemeinde.

Kritikpunkte

Von Seiten der Kritiker wird beanstandet, dass es - wie bei jeder Form der aus ästhetisch-kosmetischen Gründen durchgeführten plastischen Chirurgie - zu einem medizinischen Eingriff kommt, der primär durch die Übernahme eines gesellschaftlichen Schönheitsideals begründet ist. Auch wenn es sich hierbei um einen relativ unkomplizierten Eingriff handelt, so stellt doch jeder medizinische Eingriff eine mögliche Quelle für Risiken und Komplikationen dar.[6]

Es wird argumentiert, dass das Problem nicht auf der Ebene des Individuums sondern auf Ebene der Gesellschaft vorliegt. Nicht die Frau mit ausgeprägten, sichtbaren Schamlippen hat demnach ein Problem, sondern die Gesellschaft, die das Ideal einer perfekt geformten Vulva hervorbringt und nur glatte, ebenmäßige Genitalien als schön erachtet. Auch wird der Trend zur Reduktion der Schamlippen gerade in Verbindung mit der zeitgleich aufgekommenen Mode der Intimrasur als Ausdruck einer Idealisierung der kindlichen Vulva kritisiert.[7] Die betroffenen Frauen hätten ohne diese gesellschaftliche Entwicklung überhaupt keinen Leidensdruck und damit auch keine Operation nötig. Insbesondere die feministische Kritik sieht darin eine Unterwerfung der Frau unter die männliche Forderungen und Maßstäbe. Erst durch den Wunsch, dem Mann zu gefallen, kommt sie zu einem Gefühl der Makelhaftigkeit.[8]

Dem wird argumentativ entgegengesetzt, dass der Wunsch der Patientin nach einem in ihren Augen gefälligen Erscheinungsbild zu respektieren ist. Ob dieser Wunsch aus verzerrten gesellschaftlichen Anforderungen und Idealen rührt, ist sogesehen sekundär, solange die Kundin als autonomes und frei entscheidendes Individuum gesehen werden kann. Obwohl die Schamlippenplastik tatbestandlich als Körperverletzung zu qualifizieren ist, schließt eine Einwilligung durch die Kundin deshalb in der Regel die Strafbarkeit des plastischen Chirurgs aus.

Ob Männer im allgemeinen eine Vulva ohne hervorstehende kleine Schamlippen bevorzugen, wurde bisher nicht empirisch ermittelt und ist im Übrigen so stark tabuisiert, dass sich klare soziale Erwartungen kaum gebildet haben dürften. Deshalb ist entgegen der feministischen Kritik der Wunsch nach korrigierten Schamlippen möglicherweise eher dem Bedürfnis nach möglichst unauffälligem, kein Anstoß erregendem Aussehen geschuldet.

Abgrenzung gegenüber der afrikanischen Frauenbeschneidung

Die Schamlippenplastik kann von den Formen der Beschneidung weiblicher Genitalien unterschieden werden, wie sie in einigen afrikanischen Ländern praktiziert werden. Während es bei letzteren oft auf die Amputation der Klitoris oder Teile dieser hinausläuft bzw. die Vagina verschlossen wird, bleiben Klitoris und Vagina bei der in westlichen Ländern durchgeführten Operation unversehrt. Die Schamlippenplastik ist bezüglich Schwere des Eingriffs als auch der Auswirkungen auf die Sexualität eher mit der männlichen Beschneidung zu vergleichen. Bei einem korrekt durchgeführten Eingriff kommt es zu keinen Einschränkungen in Funktion und Empfindsamkeit.[9][10]

Siehe auch

Quellen

  1. Cho HY et al.(2000): A new method for aesthetic reduction of labia minora (the deepithelialized reduction of labioplasty). Plastic and Reconstructive Surgery 105: 419–422 PMID 10627011
  2. Ästhetische Korrekturen im weiblichen Genitalbereich
  3. McLintock DG (1985): Phimosis of the prepuce of the clitoris: indication for female circumcision. Journal of the Royal Society of Medicine 78(3): 257–258. PMID 3973892
  4. Die letzte noch nicht kolonisierte Körperregion - Märkische Allgemeine Zeitung
  5. Die Beschneidung beim Mann
  6. [1] Ästhetische Chirurgie in der Gynäkologie
  7. Zeitschrift WOMAN, 06/2005
  8. Anschläge Oktober 2003 - feministisches Monatsmagazin
  9. Pardo J et al. (2006): Laser labioplasty of labia minora. International Journal of Gynecology & Obstetrics, 93: 38–43 PMID 16530764
  10. Gress S. (2007): Aesthetic and functional corrections of the female genital area. Gynakol Geburtshilfliche Rundschau, 47: 23–32 PMID 17283434
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