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Hans Prinzhorn



      Hans Prinzhorn (* 6. Juni 1886 in Hemer, Westfalen; † 14. Juni 1933 in München) war ein deutscher Psychiater und Kunsthistoriker.

Prinzhorn studierte Kunstgeschichte und Philosophie an den Universitäten Tübingen, München und Leipzig, wo er 1908 promovierte. Er reiste nach England, um eine Gesangsausbildung zu erhalten, da er Berufssänger werden wollte. Er erhielt eine medizinische und psychiatrische Ausbildung, als er einem Militärchirurgen während des Ersten Weltkriegs assistierte.

1919 wurde er Assistent von Karl Wilmanns an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg. Seine Aufgabe war es dort, eine Sammlung mit Bildwerken von Geisteskranken zu betreuen, die Emil Kraepelin angelegt hatte. Als er die Stelle 1921 verließ, war die Sammlung auf mehr als 5.000 Arbeiten von ungefähr 450 „Fällen“ angewachsen.

1922 veröffentlichte er seines erstes und einflussreichstes Buch Die Bildnerei der Geisteskranken, reich illustriert mit Beispielen aus der Sammlung. Während seine Kollegen reserviert reagierten, war die Kunstszene davon begeistert. Das Buch, das sich an der Grenze zwischen Psychiatrie und Kunst bewegt, bildet einen der ersten Versuche, die Schöpfungen psychisch Kranker zu analysieren.

Nach kurzen Aufenthalten an Sanatorien in Zürich, Dresden und Wiesbaden führte er 1925 eine psychotherapeutische Praxis in Frankfurt am Main. Er verfasste weitere Bücher, die nie den Erfolg seines Erstlings erreichten. Seine Hoffnung, eine feste Anstellung an einer Universität zu erreichen, wurde nie erfüllt. Desillusioniert durch die berufliche Misserfolge und nach dem Scheitern dreier Ehen übersiedelte er zu einer Tante nach München. Zurückgezogen lebte er von gelegentlichen Vorträgen und dem Verfassen von Texten. Er starb 1933 in München an Fleckfieber.

Bald nach seinem Tod wurde die Prinzhorn-Sammlung auf einem Dachboden der Universität verstaut. 1937 wurden einige Blätter in der nationalsozialistischen Propagandaausstellung Entartete Kunst präsentiert, um Werke moderner Künstler im Vergleich zu diffamieren.

Seit 2001 ist der Sammlung Prinzhorn ein eigenes Museum der Universität Heidelberg gewidmet.

Anderes: In seiner Geburtsstadt Hemer sind nach Hans Prinzhorn die städtische Realschule und die dortige Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit differenzierten Behandlungsaufgaben in der Pflicht- und Vollversorgung benannt worden. Träger der Klinik ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe; sie ist auch eine Aus-, Fort- und Weiterbildungsinstitution. Ferner gibt es im dortigen Felsenmeermuseum des Bürger- und Heimatvereins ein (weitgehend aus Kopien bestehendes) Prinzhorn-Archiv.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Prinzhorn, Bildnerei der Geisteskranken. Ein Beitrag zur Psychologie und Psychopathologie der Gestaltung, Berlin: J. Springer 1922. [1]
  • Ferenc und Inge Jádi, Hans Prinzhorn und die Arbeiten von Patienten der Heidelberger Klinik, Ausstellungskatalog, Heidelberg 1986.
  • Wolfgang Geinitz, Zur Biographie Hans Prinzhorns, in: Kulturelle Psychiatrie und Psychologie, Karlsruhe 1992, S. 57-85.
  • Thomas Röske, Der Arzt als Künstler. Ästhetik und Psychotherapie bei Hans Prinzhorn (1886-1933), Bielefeld: Aisthesis 1995.
  • Bettina Brand-Claussen, Das "Museum für pathologische Kunst" in Heidelberg. Von den Anfängen bis 1945, in: Wahnsinnige Schönheit, Prinzhorn-Sammlung, Ausstellungskatalog Osnabrück, Kulturhistorisches Museum u.a., Heidelberg: Wunderhorn 1997, S. 6-23.
  • Thomas Röske, Schizophrenie und Kulturkritik - Eine kritische Lektüre von Hans Prinzhorns "Bildnerei der Geisteskranken", in: Kunst und Wahn, hg. von Ingried Brugger, Peter Gorsen und Klaus Albrecht Schröder, Ausstellungskatalog Kunstforum der Bank Austria, Wien, Köln: DuMont 1997, S. 254-265.
  • Bettina Brand-Claussen, Prinzhorns "Bildnerei der Geisteskranken". Ein spätexpressionistisches Manifest, in: Vision und Revision einer Entdeckung, hg. von Bettina Brand-Claussen und Inge Jádi, Ausstellungskatalog Sammlung Prinzhorn, Heidelberg 2001, S. 11-31.
  • Thomas Röske, Hans Prinzhorn – ein ‚Sinnender‘ in der Weimarer Republik, in: WahnWeltBild. Die Sammlung Prinzhorn. Beiträge zur Museumseröffnung, hg. von Thomas Fuchs, Inge Jádi, Bettina Brand-Claussen und Christoph Mundt, Berlin u.a. 2002 (Heidelberger Jahrbücher XLVI), S. 31-39.
  • Wunderhülsen & Willenskurven. Bücher Hefte und Kalendarien aus der Sammlung Prinzhorn, Ausstellungskatalog Sammlung Prinzhorn Heidelberg und Städtische Museen Jena, Heidelberg 2002.
  • Todesursache: Euthanasie. Verdeckte Morde in der Nazi-Zeit, Ausstellungskatalog Sammlung Prinzhorn Heidelberg, Heidelberg: Wunderhorn 2002
  • Werner Mirbach, Psychologie und Psychotherapie im Leben und Werk Hans Prinzhorns Frankfurt: Lang 2003. ISBN 3-631-51381-X
  • Expressionismus und Wahnsinn, hg. von Herwig Guratzsch, bearb. von Thomas Röske, München: Prestel 2003. ISBN 3-7913-3024-1
  • Thomas Röske, "Außerhalb der Kontinuität geschichtlicher Prozesse" – Wilhelm Fraenger und Hans Prinzhorn blicken auf die Kunst von Außenseitern, in: Neue Kunst – lebendige Wissenschaft. Wilhelm Fraenger und sein Heidelberger Kreis 1910 bis 1937, hg. von Susanne Himmelheber und Karl-Ludwig Hofmann, Ausstellungskatalog Heidelberger Kunstverein, Heidelberg 2004, S. 130-142.
  • Irre ist weiblich – Künstlerische Interventionen von Frauen in der Psychiatrie, Ausstellungskatalog Sammlung Prinzhorn Heidelberg, u.a., Hei¬delberg 2004
  • Thomas Röske, Erdentrückung 1922. Hans Prinzhorn im Meskalin-Rausch, in: Rausch im Bild – Bilderrausch. Drogen als Medien von Kunst in den 70er Jahren, hg. von Henrik Jungaberle und Thomas Röske, Sammlung Prinzhorn Heidelberg, Heidelberg 2004, S. 117-126.
  • Der Luft-Webstuhl und andere gefährliche Beeinflussungsapparate, Ausstellungskatalog Sammlung Prinzhorn Heidelberg, Heidelberg: Wunderhorn 2006.
  • Thomas Röske, Das Unheimliche an künstlerischen Werken psychisch Kranker – Verdrängtes bei Hans Prinzhorn und seinen Nachfolgern, in: Orte des Unheimlichen. Die Faszination verborgenen Grauens in Literatur und bildender Kunst, hg. von Klaus Herding und Gerlinde Gehrig, Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 2006 (Schriften des Sigmund-Freud-Instituts, Reihe 2, Bd. 2), S. 138-158.
  • Doris Kaufmann, Kunst, Psychiatrie und "schizophrenes Weltgefühl" in der Weimarer Republik. Hans Prinzhorns "Bildnerei der Geisteskranken", in: Kunst und Krankheit. Studien zur Pathographie, hg. von Matthias Bormuth, Klaus Podoll und Carsten Spitzer, Göttingen: Wallstein 2007.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Hans_Prinzhorn aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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