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Ringspezies



  Eine Ringspezies besteht aus mehreren, formal eigenständige Arten, die sich kontinuierlich zu beiden Richtungen ihres ringförmigen Verbreitungsgebietes ändern.[1]. Hierbei handelt es sich um ein interessantes Problem der biologischen Taxonomie, der Lehre von der Klassifikation von Lebewesen, die das bestehende Artkonzept teilweise in Frage stellt.

Die farbigen Balken in Abb. 1 zeigen eine Anzahl von natürlichen Populationen - formal als Arten klassifiziert. Entlang eines sogenannten Cline (Huxley, 1938 [1]) variieren die Populationen, zum Beispiel im Körperbau. So haben etwa – entsprechend der Allenschen Regel – Polarfüchse kurze, kleine Ohrmuscheln, um den Verlust an Körperwärme zu minimieren, während Wüstenfüchse sehr große Ohrmuscheln entwickelt haben, um Überhitzung zu vermeiden; der Cline verläuft hier in Nord-Süd-Richtung. Paarungen zwischen benachbarten Populationen sind möglich und finden auch statt. Eine Variation bzw. ein Cline kann entlang einer Geraden (z. B. Nordseite der Alpen; siehe A) oder entlang einer gebogenen Linie existieren (B).

Eine Ringspezies entsteht, wenn ein solcher Cline einen geographischen Ring bildet. Populationen am jeweiligen Ende des Cline treffen in einem solchen Fall im gleichen Lebensraum aufeinander (C), doch sind die genetischen Unterschiede inzwischen so groß geworden, dass Paarungen zwischen den endständigen Populationen eines Rings nicht mehr zu fruchtbaren Nachkommen führen. Die Individuen aller Populationen werden einer Ringspezies zugerechnet.

Die Fragestellung für die Klassifikation besteht darin, ob man alle Populationen eines solchen Rings als eine einzelne Spezies auffasst – obwohl Paarungen nicht zwischen allen Populationen möglich sind – oder ob man jede Population (farbige Segmente in der Darstellung) zu einer eigenen Art zählt, obwohl Individuen sich mit Mitgliedern der direkt benachbarten Populationen fortpflanzen können. Ringspezies illustrieren, weshalb die Abgrenzung einer Art manchmal nicht so eindeutig möglich ist, wie es das biologische Artkonzept (Biospezies) vermuten lässt.

 

Ein klassisches Beispiel sind Möwen (Gattung Larus), welche entlang des Polarkreises eine Ringspezies bilden. Die Heringsmöwe, die vornehmlich in Großbritannien lebt, kann sich mit der Amerikanischen Heringsmöwe paaren; diese kann sich mit der Vega-Heringsmöwe paaren, diese sich wieder mit der Birula-Möwe, diese wiederum mit der Heuglin-Möwe, diese mit der Sibirischen Silbermöwe und diese wiederum mit der gewöhnlichen Silbermöwe. Die letztgenannte Silbermöwe paart sich trotz angrenzendem Lebensraum jedoch nicht mit der Heringsmöwe, da sie genetisch zu unterschiedlich ist – also bilden alle genannten Möwenarten eine Ringspezies. Eine genetische Studie zeigte allerdings, dass die Situation noch komplizierter ist als hier beschrieben.[3]

 

Andere Beispiele:

  • Die Ensatina-Salamander, welche einen solchen Ring um das Central Valley in Kalifornien bilden
  • Die Grünlaubsänger (Phylloscopus trochiloides) um das Himalaya-Gebirge

Siehe auch

Quellen

Dieser Artikel basiert auf der Übersetzung des englischen Wikipedia-Artikels, Ring species, Version vom 28. Oktober 2006.

Einzelnachweise

  1. a b Arno Hermann Müller: Lehrbuch der Paläozoologie. Band I - Allgemeine Grundlagen. 5. Auflage. Gustav Fischer Verlag, Jena, Stuttgart, 1992
  2. Bernhard Ziegler: Einführung in die Paläobiologie Teil 1 - Allgemeine Paläontologie. 5. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung. Stuttgart, 1992
  3. The herring gull complex is not a ring species, D Liebers, P de Knijff, AJ Helbig, Biological Sciences, 2004 Volume 271
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ringspezies aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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