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ReizdarmsyndromIn der Medizin (Gastroenterologie) bezeichnet der Begriff Reizdarmsyndrom (RDS) eine Gruppe funktioneller Darmerkrankungen, die eine hohe Prävalenz haben und bis zu 50 % der Besuche beim Spezialisten ausmachen. Das Reizdarmsyndrom kann Symptome aller möglichen Darmerkrankungen nachahmen, ist jedoch, wenn diese Erkrankungen ausgeschlossen sind, ungefährlich. Synonyme Begriffe sind Irritables Darmsyndrom (IDS), Reizkolon, Colon irritabile und „nervöser Darm“. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
SymptomatikSymptome des Reizdarmsyndroms sind Schmerzen oder Unwohlsein im Bauchraum zusammen mit einer Veränderung in den Stuhlgewohnheiten unter Ausschluss einer strukturellen oder biochemischen Ursache. Eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Darmes gegenüber mechanischen Reizen ist ein sehr sensitives, weniger spezifisches Zeichen des Reizdarmsyndroms. Je nach Charakter der Schmerzen und der Stuhlgewohnheiten spricht man auch vom spastischen Kolon. Das Reizdarmsyndrom kann in verschiedene Untergruppen klassifiziert werden, dazu gehören Diarrhoe-prädominantes, Obstipations-prädominantes Reizdarmsyndrom und Reizdarmsyndrom mit wechselnden Stuhlgewohnheiten. Typisch ist die Überlappung mit chronischen Beckenschmerzen (ursächlich ist dafür wahrscheinlich die Fehldiagnose durch den Gynäkologen), mit Fibromyalgie und psychischen Erkrankungen. DiagnoseNach den Rom-II-Konsensus-Kriterien der American Gastroenterological Association und anderen medizinischen Gesellschaften kann ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert werden, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: innerhalb der letzten 12 Monate mindestens 12 Wochen, die nicht in Folge sein müssen, abdominelle Schmerzen oder Unwohlsein mit zwei der drei Eigenschaften:
Nebenkriterien, die die Diagnose unterstützen, aber für sich keine Diagnose erlauben, sind:
Die Diagnose setzt voraus, dass keine strukturelle oder biochemische Veränderung die Symptome erklären kann. Das muss ausgeschlossen werden durch:
Ebenfalls diskutiert und erprobt wird die Nahrungsmittelprovokation bei gleichzeitiger Diät nach Ausschluß einer pathologisch-klinischen Diagnose allergologischer und gastroerenterologischer Untersuchungen, basierend eher auf der Annahme, daß psychische Intoleranzen die Folge langeanhaltender Erschöpfungszustände als Folge einer unentdeckten Nahrungsmittelunverträglichkeit sein können. PathophysiologieDie Ätiologie (Ursache) des Reizdarmsyndromes ist weitgehend unklar. Veränderungen der Motilität, Immunreaktionen und psychische Faktoren sind vorgeschlagen worden. Einzig konsistenter Befund bei vielen Patienten sind erniedrigte Schmerzschwellen (Hyperalgesie) im Kolon. Bis zu 50 % der Frauen mit Reizdarmsyndrom berichten eine Missbrauchsgeschichte. Etwa 25 % der Reizdärme entstehen nach einer Gastroenteritis (z. T. nach dem Einsatz von Antibiotika). In diesen Fällen werden eine verlängerte Immunreaktion oder neuroplastische Vorgänge auf Ebene des Rückenmarks als ursächlich diskutiert, allerdings basieren diese Annahmen bisher nur auf Tiermodellen. Das Reizdarmsyndrom wird von vielen als ein Konglomerat von Störungen mit ähnlicher Symptomatik, aber unterschiedlicher Ätiologie angesehen. Wie bei vielen anderen Krankheiten wird über Ursachen spekuliert, unter anderem von Seiten der alternativen Medizin. Erst kürzlich machten Forscher um Thomas Braun und Manfred Gratzl von der Ludwig-Maximilians-Universität München die überraschende Entdeckung, dass die enterochromaffine Zellen des Verdauungstrakts Aromastoffe in der Nahrung detektieren und so die Verdauung steuern[1]. Nach der Meinung der Forscher könnten damit auch Aromastoffe für Reizdarmprobleme verantwortlich sein. BehandlungDie wichtigste therapeutische Maßnahme ist, dem Patienten zu versichern, dass er keine tödliche oder sonst wie bedrohliche Krankheit hat, denn das ist die größte Sorge der meisten, die sich in medizinische Behandlung begeben. Je nach den Symptomen kann die Behandlung in einer Diätberatung bestehen. Bei verstopfungs-prädominanten RDS können Laxantien eingenommen werden, bei diarrhoe-prädominantem Reizdarmsyndrom dagegen Loperamid. Krampflösende Medikamente werden nicht empfohlen, da ihr Nutzen gegenüber Placebo nicht bewiesen ist. Neuere Präparate wie Alosetron und Tegaserod, die zurzeit (Juli 2006) in Deutschland noch nicht zugelassen sind, werden von der Pharmaindustrie heftig beworben, ihr Nutzen im klinischen Alltag muss sich jedoch erst zeigen. Psychotherapie ist eine gute Behandlung für das Reizdarmsyndrom bei den Patienten, bei denen eine psychische Komorbidität besteht. Funktionelle Darmkrankheiten gehören zu den psychosomatischen Krankheiten und hängen von daher meist mit psychischen Prozessen zusammen. Trotzdem sind viele Patienten nicht bereit, eine solche Therapie zu beginnen. Es gibt unterschiedliche Psychotherapie-Formen, wobei die Wirkung oft unabhängig von der Therapieform ist (Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Verhaltenstherapie, Hypnose, Gesprächstherapie, Gruppentherapie). Auch der Gebrauch von Antidepressiva ist eine Möglichkeit, z. B. Amitriptylin in niedriger Dosierung. Sie unterdrücken die Schmerzen und wirken sich bei manchen Patienten positiv auf die Darmmotilität aus. Als empfehlenswert haben sich im Verbrauchertest mehrere Produkte mit Flohsamenschalen herausgestellt. Nach Einschätzung des Pharmazeutischen Chemikers und ÖKO-TEST-Beraters Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz eignen sich Produkte mit Flohsamenschalen nicht nur bei Reizdarm, sondern auch bei "normalen" Bauchschmerzen und unregelmäßigem Stuhlgang. EpidemiologieDie Punktprävalenz in westlichen Ländern beträgt ca. 10-20 % bei einer wesentlich höheren Lebenszeitprävalenz. Die Prävalenz in Indien, Japan und der Volksrepublik China ist ähnlich. In Thailand und dem ländlichen Südafrika ist das Reizdarmsyndrom weniger häufig. In westlichen Ländern (aber z. B. nicht in Indien oder Sri Lanka) haben Frauen ein höheres Risiko, am Reizdarmsyndrom zu erkranken, als Männer. Die meisten Personen mit Reizdarmsyndrom suchen keine medizinische Hilfe auf. Es lässt sich bisher nicht vorhersagen, welche der Erkrankten Hilfe aufsuchen werden. PrognoseDas Reizdarmsyndrom ist weder tödlich noch mit der Entwicklung einer anderen ernsthaften Darmerkrankung verbunden. Dennoch ist die Lebensqualität bei einer Reihe von Betroffenen drastisch eingeschränkt u. a. durch die ständigen Schmerzen, unangenehme Stuhlgewohnheiten, Krankschreibungen und durch die Entwicklung sozialer Phobien. Patienten, die eine erfolgreiche Behandlung für ihre Symptome finden, können ein normales Leben führen. Referenz
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Reizdarmsyndrom aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |