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Scabies



Klassifikation nach ICD-10
B86 Skabies
Krätze
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Scabies (Acarodermatitis), umgangssprachlich auch als Krätze bezeichnet, ist eine weitverbreitete parasitäre Hauterkrankung der Säugetiere und Vögel. Sie wird beim Menschen durch die Krätzemilbe (Sarcoptes scabiei) verursacht. Die halbkugelförmigen, 0,3 mm großen Weibchen bohren sich in die Oberhaut (Epidermis) und legen dort in den Kanälen (caniculi, Milbengänge) Kot und ihre Eier ab. Ihre Absonderungen bringen Bläschen, Vesikeln, Papulovesikeln, Papeln, Pusteln, Blasen, Quaddeln, Infiltrationen und als Sekundärläsionen Krusten, Kratzwunden und Furunkel hervor. Die Inkubationszeit beträgt etwa 3 bis 6 Wochen.

Krätze bei Tieren wird meist umgangssprachlich Räude genannt, jedoch handelt es sich – bei Hundeartigen, wesentlich seltener auch bei Katzen – hierbei um zwei verschiedene Erkrankungen, nämlich eine prognostisch ungünstigere Form durch Infektion mit Haarbalgmilben (Demodikose), und die klassische Räude nach Infektion mit Krätzemilben (Scabiesräude).

 

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Krätzemilben haben eine obligat parasitäre Lebensweise. Als Angehörige der Arthropoden verfügen sie über acht paarig angeordnete Beine. Typisch für die Milben ist dabei, dass beide hinteren Beinpaare den Rand des gedrungenen Körpers nicht überragen und, genau wie die beiden vorderen Beinpaare, stummelförmig ausgebildet sind. Die Größe der weiblichen Exemplare beträgt etwa 350 x 280 µm, männliche Milben erreichen 240 x 150 µm. Charakteristisch ist das Vorhandensein von Haftscheiben, die einem ungegliederten Stiel aufsitzen und an den Beinen befestigt sind. Weibliche Milben tragen diese Organe nur an den beiden vorderen Beinpaaren, bei Männchen besitzt auch das dritte Beinpaar diese Einrichtung. Die restlichen Gliedmaßen laufen in Borsten aus.

Lebensweise

Die Entwicklung der Milben läuft vom Ei über ein Larven- und zwei Nymphenstadien zum adulten Tier und dauert beim Männchen etwa 14 Tage, beim Weibchen eine Woche länger. Nur die Weibchen legen Bohrkanäle in der Hornschicht (Stratum corneum) der Epidermis (Oberhaut) an, in welche sie ihre Eier und ihren Kot deponieren. Die männlichen Milben wandern auf der Suche nach Weibchen hauptsächlich auf der Hautoberfläche entlang. Eine weibliche Milbe kann ein Alter von bis zu 60 Tagen erreichen. Außerhalb des Wirtes beträgt die Überlebenszeit maximal 3-4 Tage.

Symptome

Es werden vor allem die Finger, Handgelenke, Gesäß, Genitalien, Ellbogen, Achseln, hinter den Ohren, Gürtelgegend, Knie, Gelenkbeugen und Füße befallen, am liebsten in den Hautfalten. (Bei Kleinkindern und bei Scabies norvegica können auch Nacken und Kopf befallen sein.) Am störendsten wird das konstante, hartnäckige Jucken in den verschiedensten Schweregraden empfunden, das nicht durch die Milben selbst, sondern durch eine allergische Reaktion auf den Milbenkot hervorgerufen wird. Auch nichtbefallene Körperstellen, z.B. das Gesicht, können allergische Reaktionen zeigen, so dass ein Juckreiz an Stellen, die eigentlich selber nicht befallen werden, nicht gegen eine Infektion spricht. Der klassisch beschriebene bestialische Juckreiz tritt bei leichtem Milbenbefall meist nur nachts und durch die Bettwärme auf, da die Milbe bei warmer Haut aktiver wird. Durch das oft automatische und intensive Kratzen entstehen die Läsionen.

Ätiologie

Krätze wird oft mit unhygienischen Verhältnissen und Verwahrlosung assoziiert. Dabei haben Krätzemilben nicht unbedingt mit unhygienischen Lebensverhältnissen zu tun, sondern breiten sich – ähnlich wie Läuse – dort aus, wo viele Menschen zusammenkommen. Betroffen sind besonders Alten- und Pflegeheime, aber auch Kindergärten, Schulen und sogar Krankenhäuser. Scabies wird von Mensch zu Mensch durch Kontakt übertragen.

Komplikationen

Striemenartige Kratzeffekte, Pyodermien, Ekzem, regionäre Lymphadenitis.

Behandlung

Das wirksamste Medikament ist eine 5-prozentige Permethrin-Salbe (z.B. InfectoScab®, Zulassung seit Dezember 2004), die in der Regel nach einmaliger Anwendung die Krätzemilben abtötet. Permethrin ist ein Insektizid aus der Gruppe der Pyrethroide, das trotz besserer Wirksamkeit gegen die Milben für den Menschen weniger toxisch wirkt als die früher eingesetzten Lindan-Zubereitungen (z. B. Jacutin®). Weiterhin ist eine Behandlung mit Crotamiton möglich, wobei dieses jedoch eine deutlich schlechtere Wirksamkeit aufweist.

Eine weitere örtliche Behandlung ist die Verwendung einer Emulsion mit Benzylbenzoat (z.B. Antiscabiosum® 10% für Kinder, 25% für Erwachsene). Bevor die Behandlung beginnt, sollte der Körper gründlich gereinigt werden, danach kann die Emulsion von Kopf bis Fuß eingerieben werden. Drei aufeinanderfolgende Tage lang sollte diese Emulsion aufgetragen werden, danach muss die Behandlung - auch bei fortbleibendem Juckreiz - abgebrochen werden. Am vierten Tag ein Vollbad nehmen, bei bestehendem Juckreiz den Arzt kontaktieren. Bei empfindlicher Haut (vor allem bei Personen mit Parfümallergien oder anderen Hautallergien) kann es zu einer Überempfindlichkeitsreaktion kommen. Da dieses Mittel sehr preisgünstig ist, ist es in Osteuropa immer noch die bevorzugte Wahl für die Behandlung der Krätze[1]. Westeuropäische Studien weisen auf einen Wirkungsgrad von 50% hin[2].

Als pflanzliche Alternative wird dem Teebaumöl eine gewisse Wirksamkeit zugesprochen [3]. Für die Behandlung von Haustieren sollte es aufgrund potentieller Nebenwirkungen nicht eingesetzt werden. Zur systemischen Therapie an Tieren steht ferner das Medikament Ivermectin (Stromectol®) zur Verfügung. Das Medikament ist inzwischen in Deutschland für die Humanmedizin nicht mehr zugelassen. In der Tiermedizin sind Kombinationstherapien mit systemisch applizierten Ivermectin-Derivaten (Selamectin, Moxidectin) und lokal angewandten Waschungen (Amitraz, Handelsname: Ectodex®) üblich.

Während der Behandlung sollten alle Gegenstände, mit denen andere Personen in Kontakt kommen, regelmäßig desinfiziert werden, um eine Übertragung zu verhindern. Ebenfalls ist auf häufige Reinigung von Bett- und Leibwäsche zu achten. Diese sollte nach Möglichkeit bei mindestens 60 °C gewaschen werden. Wenn dies nicht möglich ist, kann die Wäsche für einige Tage beispielsweise in Plastiksäcken fest eingelagert werden, um den Milben die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Auch möglich ist ein Abtöten der Milben durch Einfrieren der Kleidung für einen Tag bei -18 °C im Gefrierfach.

Die Milben können bei normaler Raumtemperatur und Luftfeuchte höchstens zwei bis vier Tage außerhalb des menschlichen Körpers überleben, bei 12 °C und feuchter Luft auch bis zu 14 Tagen.

Juristische Aspekte

Das Gesetz zur Verhütung und Behandlung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz, IfSG) verlangt von Gemeinschaftseinrichtungen nach § 33 IfSG (Schulen, Kindertagesstätten, Heimen, Ferienlager etc.) unter anderem bei Scabies besondere Maßnahmen. Nach § 34 (1) IfSG dürfen Beschäftigte von Gemeinschaftseinrichtungen mit Scabies-Befund keine Tätigkeiten ausüben, bei denen sie Kontakt zu den Betreuten haben. Betreute mit Scabies-Befund dürfen die Räume der Gemeinschafteinrichtung nicht benutzen und an den Veranstaltungen der Gemeinschaftseinrichtung nicht teilnehmen. Beschäftigte und Betreute mit Scabies-Befund bzw. deren Sorgerechtsinhaber haben nach § 34 (5) IfSG die Leitung der Gemeinschaftseinrichtung unverzüglich darüber zu informieren. Die Leitung einer Gemeinschaftseinrichtung hat nach § 34 (6) IfSG dem zuständigen Gesundheitsamt krankheits- und personenbezogene Angaben über den Tatbestand zu machen[4].

Siehe auch

Quellen

  1. Quellennachweis
  2. Quellennachweis
  3. Walton SF et al., Acaricidal activity of Melaleuca alternifolia (tea tree) oil: in vitro sensitivity of Sarcoptes scabiei var hominis to terpinen-4-ol, Arch Dermatol 140 (2004) 563-566 PMID 15148100
  4. Infektionsschutzgesetz
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Scabies aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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