Um alle Funktionen dieser Seite zu nutzen, aktivieren Sie bitte die Cookies in Ihrem Browser.
my.bionity.com
Mit einem my.bionity.com-Account haben Sie immer alles im Überblick - und können sich Ihre eigene Website und Ihren individuellen Newsletter konfigurieren.
- Meine Merkliste
- Meine gespeicherte Suche
- Meine gespeicherten Themen
- Meine Newsletter
Pyromanie
Der Begriff "Pyromanie" (von griech. πῦρ (pyr) = Feuer, μανία (mania) = Raserei) wurde im frühen 19. Jahrhundert geprägt, siehe Monomanie. Diese Lehre lehnt die Psychiatrie und insbesondere die forensische Psychiatrie seit Anfang des 20. Jahrhunderts entschieden ab, im Gegensatz zur Manie, die aber nichts mit derartigen Zwangshandlungen zu tun hat. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
BegriffsgeschichteDer Begriff entstammt der Monomanielehre der französischen Psychiater Jean Etienne Dominique Esquirol und Charles Chretien Henry Marc. Neben der „Monomanie des Diebstahls“ (Kleptomanie) wurden „Monomanien“ zu praktisch jedem denkbaren auffälligem bzw. delinquenten menschlichen Verhalten beschrieben: „hypochondrische Monomanie“, „religiöse Monomanie“, „erotische Monomanie“, „Selbstmordmonomanie“, „Mordmonomanie“, „Monomanie des Reichtums, Ergeizes, Stolzes“, „ascetische, religiöse Monomanie“, „Dämonomanie“, „Erotomanie“, „Monomanie aus Nachahmung“, u.a.m. Deutsche Entsprechungen des BegriffsDer Begriff bedeutet zunächst "Monomanie der Brandstiftung". Im deutschen Sprachraum werden u.a. folgende Entsprechungen gefunden:
Nicht selten wird der Begriff auch völlig außerhalb eines psychiatrischen Kontextes gebraucht, um Personen zu charaktersieren, die gern/leidenschaftlich mit Feuer umgehen (zündeln). Ablehnung des Begriffs in der forensischen PsychiatrieAufgrund der bis zur Beliebigkeit reichenden konzeptionellen Unschärfe wurde die Monomanielehre bereits im ausgehenden 19.Jahrhundert von der Psychiatrie verworfen; ihre einzelnen Kategorien (z.B. auch die „Pyromanie“) werden als „kriminalpsychiatrische Kunstprodukte“ (Birnbaum 1926) abgelehnt. Auch die jüngste forensische Psychiatrie lehnt die Monomanielehre und den untrennbar mit ihr verbundenen Begriff "Pyromanie" völlig ab, da hiermit sozial störendes und delinquentes Verhalten in „unangemessener Weise monosymptomatisch zu Krankheitsbildern hochstilisiert wurde, [...], und damit im Zirkelschluss nahe legte, dass entsprechende Verhaltensweisen als krankhaft einzustufen seien“ (Venzlaff & Pfäfflin 2005, Janzarik 1974, Mundt 1986). Übernahme des Begriffs in die Internationale Klassifikation psychischer StörungenÜberreste der Monomanielehre finden sich noch in der ICD-10 im Kapitel F63 („Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle“), u.a. mit der Kategorien F63.3 „pathologische Brandstiftung [Pyromanie]“. Problematisch an der Aufnahme des Begriffs in psychiatrische Klassifikationssysteme ist, dass hiermit die Erwartung geweckt wird, Brandstiftungen mit Merkmalen der "Pyromanie" würden als psychische Störungen von Gerichtspsychiatern und Gerichten als schuldmindernd anerkannt. Trotz der (fragwürdigen) Übernahme in die ICD-10 oder ins DSM-IV (Kritische Übersicht bei Müller), wird der Begriff aber durch die forensische Psychiatrie vehement abgelehnt (Venzlaff & Pfäfflin 2004). In populärwissenschaftlichen Zusammenhängen, in Feuilletons oder gerade auch im Internet taucht der Begriff immer wieder auf, i. d. R. mit der mehr oder weniger offen formulierten Annahme, dass hier doch eine psychische Störung vorliege. KriterienPyromanie ist ein klar umrissenes Krankheitsbild. Im "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders", dem international gültigen Diagnosekatalog der Psychiatrie, finden sich eindeutige Kriterien:
VerbreitungPyromanie ist insgesamt eher selten, kommt aber unter Brandstiftern relativ häufig vor. In einer großen Studie in den USA fanden sich unter 1145 erwachsenen männlichen Brandstiftern 39% mit einer Pyromanie. Bei Frauen ist sie kaum vorhanden. Oftmals wird angenommen, dass besonders viele Brandstifter selber Mitglied in einer Feuerwehr sind. So haben Pyromanen aufgrund ihrer Krankheit sicher eine gesteigerte Motivation, in eine Feuerwehr einzutreten, doch wird versucht, dies durch eine geeignete soziale und strafrechtliche (Führungszeugnis) Mitgliederauswahl zu verhindern. Auch eine Kontrolle innerhalb der sozialen Gruppen der Feuerwehr verhindert solche Tendenzen. Jedoch ist dieses Problem keine Besonderheit der Feuerwehr – auch andere Gruppen könnten ähnliche Anziehungspunkte für nicht geeignete Mitglieder darstellen (vgl. Vorurteile: Schützenverein, Bundeswehr). Deshalb ist ein professioneller und differenzierter Umgang mit dem Thema notwendig. Folgen und KomplikationenPyromanie kann zu Brandstiftung und zur damit verbundenen Sachbeschädigung führen; auch Menschen können dadurch gefährdet sein. Der Pyromane macht sich deshalb strafbar. BehandlungDie Behandlung erfolgt psychotherapeutisch und verhaltenstherapeutisch. Literatur
|
|||||||||||
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Pyromanie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |