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Fluoxetin



Steckbrief
Name (INN) Fluoxetin
Wirkungsgruppe

Antidepressivum SSRIs

Handelsnamen

Fluctin®

Klassifikation
ATC-Code N06AB03
CAS-Nummer 54910-89-3
Verschreibungspflichtig: Ja

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Fachinformation (Fluoxetin)
Chemische Eigenschaften

IUPAC-Name: (RS)-N-Methyl-3-phenyl-3-
(4-trifluormethylphenoxy)propylamin
Summenformel C17H18F3NO
Molare Masse 309,33 g/mol

Fluoxetin (Prozac® USA, Fluctin® D) ist ein gegen Depressionen eingesetzter Arzneistoff (Antidepressivum) der Klasse der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Fluoxetin hat eine stimmungsaufhellende Wirkung und wird bei depressiven Erkrankungen, Zwangsstörungen und Bulimie eingesetzt. Es war das erste Medikament der neuen Antidepressiva-Generation der SSRI und sorgte daher in den ersten Jahren nach seiner Markteinführung in den 1980ern für Aufmerksamkeit. Seither gab es über 54 Millionen Verschreibungen.

Inhaltsverzeichnis

Pharmakologie

Wirkmechanismus

Neben der Hauptwirkung, der Hemmung der Aufnahme von Serotonin aus dem synaptischen Spalt, besitzt Fluoxetin direkte Wirkungen an den Serotonin-Rezeptoren 5-HT2C des Zentralnervensystems. In hohen Dosen kann Fluoxetin auch die Noradrenalin-Wiederaufnahme hemmen. Seine hemmende Wirkung auf Arzneistoff abbauende Enzymsysteme, wie CYP 2D6 und CYP 3A4, wird mit zahlreichen Arzneimittelwechselwirkungen in Verbindung gebracht. Fluoxetin hat eine relativ lange Halbwertszeit von etwa 4–6 Tagen und sein aktiver Metabolit (Norfluoxetin) etwa 4–16 Tage. Dadurch verbleibt nach dem Absetzen noch über mehrere Wochen wirksame Substanz im Körper, die bei Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln berücksichtigt werden muss. Seit einiger Zeit ist in den USA Prozac weekly auf dem Markt das statt 20mg 90mg Fluoxetin enthält, sodass Prozac weekly nur einmal in der Woche eingenommen werden muss. Absetzerscheinungen sind so jedoch auch relativ selten im Vergleich zu anderen SSRIs wie Paroxetin.

Fluoxetin ist unter anderem in den Präparaten Fluctin®, Fluxet® (Deutschland), Fluctine® (Schweiz, Österreich) und Prozac® (USA, Großbritannien) enthalten. Es wurde von Lilly entwickelt und 1987 als das weltweit erste SSRI am Markt eingeführt. Lilly erwirtschaftete damit große Umsätze. Starke Verbreitung findet es unter anderem in den USA und in Großbritannien. In den USA wird die Zahl der Prozac-Konsumenten auf 20 Millionen geschätzt. Es wurde dort nach der Einführung 1987 als Wundermittel gefeiert und galt wegen seiner antriebssteigernden Wirkung als Yuppie-Droge.

Umweltschutz

Zur Zeit schlagen britische Umweltorganisationen Alarm, da Abwässer zunehmend mit Fluoxetin belastet würden. Dies könne bei Wasserorganismen in Zukunft unabsehbare Schäden hervorrufen, da auch Fische ein Serotoninsystem besitzen, das bei Fischen eine wichtige Rolle zum Beispiel beim Ablaichen spielt.

Warnungen und Kritik

Die Food and Drug Administration (US-amerikanische Gesundheitsbehörde) warnte mehrfach (zuletzt im Juni 2005) im Zusammenhang mit Fluoxetin, da es zu schweren Zwischenfällen wie Suiziden und Gewaltausbrüchen gekommen war. Im Zusammenhang mit antriebssteigernden Antidepressiva waren solche möglichen Komplikationen generell längere Zeit bekannt, jedoch nicht im Zusammenhang mit Fluoxetin, das der Hersteller bis dahin als komplikationsfrei dargestellt hatte. Vor allem die Anwendung dieser Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen, außer in den zugelassenen Indikationsgebieten, ist höchst gefährlich. In diesem Zusammenhang wurden in Studien suizidales Verhalten (Suizidgedanken und Suizidversuche) sowie Feindseligkeit (vorwiegend Aggression, oppositionelles Verhalten und Zorn) beobachtet. Dies gilt jedoch für alle Medikamente der SSRI-Gruppe.

Mögliche psychische Schäden beim Gebrauch von Fluoxetin in der Schwangerschaft

Tierversuche zeigen, dass der Gebrauch von Fluoxetin in der Schwangerschaft möglicherweise Spätschäden auslösen und Depressionen verursachen kann. Bekamen junge Mäuse den Wirkstoff Fluoxetin (Fluctin, Prozac), so entwickelten sie im Erwachsenenalter Gehirnschäden und ähnliche Verhaltensmuster wie Mäuse mit einem Gendefekt, bei dem der Serotonintransport gestört ist. Es ist noch nicht klar, ob sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen. Experten rieten jedoch vom Gebrauch von Antidepressiva mit dem Wirkstoff Fluoxetin in der Schwangerschaft ab [1][2] Laut einer anderen Studie lässt in der Schwangerschaft und in jungen Jahren verabreichtes Fluoxetin junge Mäuse auch zu besonders ängstlichen Tieren heranwachsen. Tiere, die - umgerechnet auf Menschenalter - Fluoxetin vor dem Ende des achten Lebensjahrs erhielten, waren als ausgewachsene Mäuse überängstlich und emotional gestört. Die Tierstudie zeige, dass Fluoxetin und wahrscheinlich auch andere Depressions-Bekämpfer Gefahren bergen, meint der Pharmakologe Miklos Toth von der Cornell-Universität. Jay Ginrich von der Cornell Universität warnte, dass die Einnahme von Antidepressiva in der Schwangerschaft und in ganz jungen Jahren bisher unbekannte Risiken für emotionale Störungen im späteren Leben mit sich bringen könnte. [3] [4]

Wirkungslosigkeit bei einigen Patienten

Forscher der Duke University haben herausgefunden, dass es möglicherweise eine Genmutation gibt, die SSRI unwirksam macht. Bei depressiven Patienten ist zehnmal häufiger als bei gesunden Kontrollpersonen ein mutiertes Gen vorhanden, das für einen Serotonin-Mangel im Gehirn sorgt. Patienten mit dieser Mutation reagieren schlecht auf die gewöhnlich verschriebenen Antidepressiva, die über Serotonin wirken. Bei einigen zeigten die SSRI gar keine Wirkung. Bei anderen mussten Höchstdosen gegeben werden. Die Patienten sprechen jedoch auf atypische Antidepressiva an[5], [6], [7]

Einzelnachweise

  1. http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/246145.html Prozac hat zwei Gesichter
  2. Fachmagazin Science (29. Oktober, S. 879)
  3. http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/news/72270/index.html Depressionsmittel macht junge Mäuse überängstlich
  4. Science Bd. 306, S. 879
  5. http://www.medizinauskunft.de/artikel/diagnose/psyche/24_12_genmutation.php Depressionen: Genmutation macht Antidepressiva unwirksam
  6. http://www.pharmazeutische-zeitung.de/fileadmin/pza/2005-05/medizin1.htm Neue Genmutation bei Depression entdeckt
  7. Zhang, X., et al., Neuron 45 8 (2005) 11-16

Literatur

  • Peter D. Kramer: Glück auf Rezept: Der unheimliche Erfolg der Glückspille Fluctin. Kösel, München 1995, ISBN 3-466-30381-8
  • John Rengen, Olaf Nollmeyer: Rubio spuckt's aus. A Story from a Pharma-Insider. Trafo, Berlin 2006, ISBN 978-3896266057
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Fluoxetin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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