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Posttraumatische Belastungsstörung
Die Posttraumatische Belastungsstörung (Abk.: PTBS; engl.: Posttraumatic Stress Disorder, Abk.: PTSD) fasst unterschiedliche psychische und psychosomatische Symptome zusammen, die als Langzeitfolgen eines Traumas oder mehrerer Traumata auftreten können, dessen oder deren Tragweite die Strategien des Organismus für eine abschließende Bewältigung überfordert hat. Allermeist zeigt sich eine PTBS in individuell unterschiedlichen Symptomenkomplexen. Schwere, Zeitpunkt und Dauer der zugrundeliegenden Traumatisierung haben dabei Auswirkungen auf das Ausmaß und den Grad der Manifestation der Störungen. Durch eine frühzeitige psychotherapeutische Intervention kann der Entwicklung einer PTBS entgegengewirkt werden, siehe Psychotraumatologie. Besonders schwere Formen von PTBS sind etwa das so genannte KZ-Syndrom bei Überlebenden des Holocaust oder des sowjetischen Gulag-Systems und das speziell im englischen Sprachraum bekannte Post Vietnam Syndrome (PVS). Zur Zeit des Ersten Weltkriegs sprach man von der "bomb-shell disease", in Deutschland wurden PTBS-Patienten damals als "Kriegszitterer" bezeichnet. Weitere Synonyme für „Posttraumatische Belastungsstörung“: Posttraumatische Belastungserkrankung, Posttraumatisches Belastungssyndrom, Psychotraumatische Belastungsstörung. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
UrsachenEine Posttraumatische Belastungsstörung entsteht weder aufgrund einer erhöhten psychischen Labilität noch ist sie Ausdruck einer (psychischen) Erkrankung – auch psychisch gesunde und gefestigte Menschen können eine PTBS entwickeln. Sie stellt einen Versuch des Organismus dar, eine mögliche Existenzbedrohung zu überstehen. Daher handelt es sich ursächlich nicht um eine Störung (Fehlfunktion), sondern um eine gesunde und zweckdienliche Reaktion. Die ebenfalls geläufige Bezeichnung „Posttraumatische Belastungsreaktion“ weist auf diese Unterscheidung hin, gleichzeitig verdeutlicht sie in ihrer begrifflichen Anlehnung den Unterschied zur so genannten Akuten Belastungsreaktion, welche als eine kurzfristige, auf die Überlebenssicherung abzielende Reaktion auftreten kann und nicht wie die PTBS zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung führt. Die PTBS kann infolge eines als existentiell bedrohlich erlebten Ereignisses oder mehrerer Ereignisse dieser Art auftreten, etwa Deprivation, Gewaltandrohungen, Misshandlungen, sexuelle Übergriffe, Krieg, Katastrophen aller Art, Unfälle, schwerwiegende Verluste wie etwa den Tod nahestehender Menschen, aber auch Bindungstraumatisierungen, einschneidende Veränderungen oder deren Erwartung wie etwa hervorgerufen durch die Diagnose einer schweren Krankheit oder auch durch Mobbing. Das traumatisierende Ereignis geht meist mit Todesangst, Entsetzen oder Gefühlen von Hilflosigkeit einher. Auch das Erleben von "mental defeat" (zu deutsch: sich aufgeben) wird mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit posttraumatischer Symptombildung in Zusammenhang gebracht. Häufig kommt es zu Schockreaktionen, die sich in Übersprungsreaktionen und -handlungen oder Distanzerleben äußern können. Ist das der Fall, wird die Tragweite des Ereignisses oftmals nicht sofort deutlich, das Erlebnis wird daher häufig übergangen, die zur Verarbeitung (Integration) wichtige Abarbeitung somatischer Traumareaktionen bleibt u.U. aus. Erfolgt keine zeitnahe Verarbeitung oder Behandlung, kann eine PTBS entstehen, deren Symptome sich mitunter erst Jahre nach dem auslösenden Ereignis zeigen können, z. B. wenn das Ereignis durch spätere Informationen eine andere Bedeutung erhält. Eine andere verbreitete Position (z. B. Ehlers,1999) ist, dass die traumatische Erfahrung, aufgrund des extremen Stresses in der Situation und damit einhergehender neuronaler und hormoneller Veränderungen, nicht (wie normal) im deklarativen, autobiographischen Gedächtnis abgespeichert werden kann. Statt dessen bleiben einzelne Erinnerungsfragmente wie Bilder, Körpergefühle, Emotionen etc., die intrusiv ins Bewusstsein dringen (s.u.). PTBS und GeneFür die Anfälligkeit nach Misshandlungen antisoziale Symptome zu entwickeln scheint nicht nur das Trauma, sondern auch die Veranlagung eine Bedeutung zu haben. Personen mit Kinder mit X-chromosomal vererbter niedriger MAOA-Aktivität scheinen etwa doppelt so häufig im Jugendalter Verhaltensstörungen zu entwickeln, wie Traumaopfer ohne diese genetische Variante. Bis zu ihrem 26sten Lebensjahr werden sie fast zehnmal so häufig in Straftaten verwickelt, wie Traumaopfer ohne die genetische Variante. [1] [2] [3] [4] [5] PTBS und RauchenEin Team um Koenen untersuchte die Gesundheitsakten von 6.744 männlichen Zwillingspaaren, die während des Vietnamkrieges in den amerikanischen Streitkräften gedient hatten. Die Analyse ergab, dass bereits vor der Traumatisierung rauchende Soldaten, die einer traumatischen Erfahrung ausgesetzt waren, über ein doppelt so hohes PTBS-Risiko verfügten. Koenen erklärte gegenüber New Scientist, dass Nikotin einige der gleichen neurobiologischen Bahnen stimuliert, die auch mit Stress und Sucht in Verbindung stehen. Rauchen könnte daher diese Bahnen sensibilisieren. Zusätzlich zeigte sich, dass Menschen nach einer traumatischen Erfahrung eher dazu neigten, mit dem Rauchen anzufangen. Ein Teufelskreislauf, da Rauchen die Symptome der PTBS nur kurzfristig abmildert, auf lange Sicht jedoch verstärkt [6] [7]
Soziale Erblichkeit der PTBSMütter, die die Anschläge des elften September miterlebt haben, könnten eine Empfänglichkeit für Stress an ihre Kinder weitergegeben haben. Es konnte festgestellt werden, dass ihre Kinder einen abnormal niedrigen Cortisol-Spiegel haben. Ein abnormal niedriger Cortisol-Spiegel wird typischerweise bei Trauma-Überlebenden gefunden. Noch sind nicht alle Auswirkungen des Hormons Cortisol bekannt. Ein niedriger Cortisol-spiegel wird jedoch in Zusammenhang mit Konzentrationstörungen, Lernproblemen, erhöhter Reizbarkeit und Suchtverhalten gebracht. Außerdem hat er Auswirkungen auf das Immunsystem.[8][9] CharakteristikaCharakteristisch für die PTBS sind Alpträume, Schlafstörungen sowie das immer wiederkehrende unwillkürliche Nacherleben der bedrohlichen (oder als bedrohlich erlebten) traumatisierenden Situation in so genannten Flashbacks, auch Intrusionen genannt. Diese Flashbacks sind typischerweise sehr deutlich, ähnlich einer filmischen Aufzeichnung, sie sind von Gerüchen, Geräuschen und Emotionen begleitet. Da auch Amnesien typisch für PTBS sind, fehlen häufig Teile dieses „Films“. Therapien, die Erinnerungen an diese Elemente wiederherstellen wollen (Regressionshypnose u. Ä.), gelten als wissenschaftlich umstritten. Die plötzlich hereinbrechenden Erinnerungssequenzen können jedoch auch eine andere, subtilere Form annehmen – die auslösende Situation als ein klares Bild tritt hierbei nicht oder nicht voll ins Bewusstsein, wohl aber die damit verbundenen Emotionen und Körperreaktionen: Als Reaktion auf bestimmte persönliche Auslöser („Trigger“), die akustisch, visuell, olfaktorisch oder taktil sein können, treten plötzlich starke Gefühle von Angst, Panik, Zittern, Bewusstlosigkeit oder andere Schockreaktionen auf, vergl. Amygdala: Medizinische Bedeutung. Im Unterschied zur akuten Belastungsreaktion (Dauer der Symptome bis zu einem Monat) spricht man von PTBS ab einer Dauer von einem Monat. Ab einer Dauer von 3 Monaten ist von einer Chronifizierung der PTBS auszugehen. DiagnoseschemataNach der ICD-10 (International Classification of Diseases) der WHO hat die PTBS den Code F 43.1. Diese psychologisch-psychiatrische Diagnose fand 1980 erstmals Eingang in das auch international bedeutsame amerikanische Diagnose-Manual DSM IV, das von der American Psychiatric Association (APA) [1] herausgegeben wird. Dort ist das Syndrom heute unter 309.81 als eine Form der Angststörung gelistet. Neben dem Vorliegen eines traumatisierenden Ereignisses (sog. A-Kriterium) müssen Symptome aus drei anderen Kategorien vorliegen: Intrusionen (unvermeidbare belastende Erinnerungen), Vermeidung (Avoidance) und Übererregung (Hyperarousal). Symptome
Symptome können sowohl direkt nach Erleben des Traumas, aber auch mit Verzögerung von vielen Jahren oder Jahrzehnten auftreten. allgemeine Symptome
spezielle Symptome bei Kindern als Opfer von sexueller GewaltZu den oben genannten, allgemeinen Symptomen kommt es bei Kindern als Opfer von sexueller Gewalt zu speziellen Symptomen:
Bei Kindern kann es im Anschluss an ein Trauma zum so genannten "traumatischen Spiel" kommen. Hierbei wird das Trauma vom Kind im Spiel nachempfunden wie beispielsweise der tödliche Unfall des Vaters. Dies kann auch bei erwachsenen Betroffenen geschehen. Inwieweit im Kindesalter erlittene Traumata später zu anderen Störungen, wie der Borderline-Persönlichkeitsstörung, führen können, wird in der Wissenschaft diskutiert. HäufigkeitOb eine PTBS auftritt, ist stark abhängig von der Art des erlebten Traumas. Es wird gelegentlich behauptet, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit
beträgt, zu bedenken ist aber, dass tatsächlich unter den Millionen von schwer traumatisierten Opfern bspw. von Krieg und Naturkatastrophen nur ganz wenige eine klinisch relevante mehrere Monate überdauernde psychische Störung entwickeln. Mit entscheidend sind erwartungsgemäß traumatische Geschehen in der Vorgeschichte, beispielsweise frühkindliche Trennung, Vergewaltigung etc. Die Kumulierung lässt dann das Trauma ausbrechen. Selbstverständlich auch bei Chronifizierung bisweilen individuell abzuhandeln und immer stark abhängig von der aktuellen Lebenslage: Arbeitslosigkeit, Mobbing, Erkrankungen usw., neue Schicksalsschläge verschlimmern. Am besten kamen nach einer alten Untersuchung ehemalige KZ-Häftlinge zurecht, wenn sie später in sicheren Lebenslagen sein konnten. Besonders tragisch ist stets, dass die furchtbaren Erinnerungen jederzeit aufflackern können und kein Ende nehmen. Therapien, die "in die Erinnerungen" hineingehen und sie so heilen wollen, dürften wohl nur wirken, wo die traumatisierenden Stimuli kurz waren. Bis zu 90 % der Erwachsenen und Kinder haben in ihrem Leben ein Trauma-bezogenes Problem, was nicht unbedingt zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen muss. Die Lebenszeitprävalenz einer PTBS liegt bei etwa 8 %, kann aber bei exponierten Personen wie Rettungskräften, Ärzten, Polizisten oder Soldaten auf über 50 % ansteigen. [10] Der Tsunami im indischen Ozean am 26. Dezember 2004 hat nicht nur 310.000 Todesopfer und unzählige Verletzte gefordert, unter den Opfern und Helfern wird auch eine nennenswerte Zahl von PTBS-Patienten sein. Heilsarmee, Rotes Kreuz und ähnliche Organisationen beraten die Opfer präventiv um die Häufigkeit des Auftretens von PTBS zu vermindern (siehe Kasten im Abschnitt "Therapie"). Nach Flatten und Hoffmann 2001 liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit für eine PTBS nach politischer Haft und Verfolgung deutlich höher als hier angegeben, bei 50 - 70 % (Posttraumatische Belastungsstörung, 2. Auflage, Schattauer Verlag, ISBN 3-7945-2303-2) allerdings legen diese Autoren andere Kriterien für die Diagnose an als von der Weltgesundheitsorganisation gefordert. TherapiePTBS verläuft oft chronisch, kann sich aber durch Therapien oder auch spontan von selbst bessern. Die Störung wird in vielen Fällen durch eine Kombination von Psychotraumatologie und medikamentöser Therapie (unter anderem SSRIs, wie etwa Paroxetin, Sertralin oder Fluoxetin) behandelt. Außerdem kann Venlafaxin [11] genutzt werden. Unter den TCA scheint Amitriptylin eine Wirkung zu zeigen. Imipramin dagegen scheint wirkungslos zu sein [12][13].
Vom englischen National Intitute for Clinical Excellence (Nice) werden vor allem Paroxetin, Mirtazapin, Amitryptilin und Phenelzin empfohlen [16] Wichtig ist, dass die betroffenen Personen einen Rückhalt in ihrem sozialen Umfeld erhalten. Die Narrative Expositionstherapie ist eine bei Mehrfachtraumatisierung und nach organisierter Gewalt angewendete Behandlungsmethode. Mittlerweile gibt es gute empirische Evidenz für die Wirksamkeit der NET bei einfachen und multiplen Traumata. Die Therapiemethode wird auch international empfohlen (vgl. 'NICE guidelines' - National Institute for Health and Clinical Excellence).[17] Auch psychodynamische Verfahren werden eingesetzt; in Deutschland hat Luise Reddemann durch die Ausarbeitung imaginativer Behandlungsverfahren (PITT= Psychodynamische imaginative Traumatherapie) neue Ansätze zur Behandlung vor allem chronisch Traumatisierter (vgl. Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung geliefert. Auch die MPTT (Mehrdimensionale Psychodynamische Traumatherapie) von Gottfried Fischer, mit Peter Riedesser Autor des "Lehrbuch der Psychotraumatologie", ist ein zur Behandlung dieser Störung angewendetes Verfahren. Ebenso die integrative Traumatherapie, entwickelt von Willi Butollo, LMU München. Zur Behandlung von PTBS wie auch zur Prävention (bei Akuttraumatisierten) wird auch das EMDR (eye movement desensitization and reprocessing) nach Francine Shapiro (Shapiro, 1989) erfolgreich eingesetzt [18]. Ein neuropsychotherapeutisches Behandlungsprogramm wurde am Institut für Psychologie der Universität Göttingen von Dr. Stefan Jacobs, Micha Strack und Anna de Jong entwickelt: Ausgehend von neueren Befunden aus den Neurowissenschaften, die darauf hinweisen, dass eine Dissoziation zwischen implizitem und explizitem Traumagedächtnis die wesentliche Grundlage der PTB darstellt, wurden verschiedene Module in das Behandlungsprogramm integriert. Dazu gehören, neben der gezielten Bereitstellung von Informationen über die Störungszusammenhänge, ein Patientenedukationsfilm, spezielle kognitiv-behaviorale Interventionstechniken sowie Biofeedback-gestütztes EMDR. Ziel der Anwendung des Biofeedback im Rahmen der EMDR-Sitzungen ist es zum einen, den Patienten implizite Prozesse während der Traumaexposition zurückzumelden und zum anderen das Ausmaß der Übereinstimmung zwischen subjektivem Belastungsgrad und physiologisch messbarer Erregung zu überprüfen. Erste Ergebnisse einer begleitenden Studie an 16 Patienten zeigen verschiedene EDA-Muster (Elektrodermale Aktivität) bei der EMDR-Desensitivierung (blandes und assoziatives Reprozessieren). Die PTB-Symptome (subjektive und objektive physiologische Entlastung) werden in einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 16 Sitzungen deutlich reduziert (Effektstärken liegen zwischen 1.0 und 2.5). Die Dropoutrate betrug 0%. [19] Ein biologisch orientierter Ansatz (Somatic Experiencing) zur Behandlung von Schock- und Traumafolgen wurde von Dr. Peter Levine entwickelt. Durch die dosiert und bewusst ausgeführte Komplettierung biologischer Selbstschutz- und Orientierungsreaktionen wird die im Trauma fixierte Energie freigesetzt und das Nervensystem kehrt zu seiner natürlichen Balance zurück. Albträume können mit dem Verfahren "imagery rehearsal" [20] bekämpft werden: Dabei stellt sich der Betroffene untertags vor, dass der Albtraum ein gutes Ende nimmt. Es ist dabei nicht wichtig, jeden einzelnen Albtraum zu visualisieren. Der Patient verwendet eine typische wiederkehrende Traumhandlung, malt sie sich in allen Einzelheiten aus und erfindet ein gutes Ende. Durch dieses Verfahren können nicht nur die Albträume, sondern auch andere Symptome gebessert werden. In den neunziger Jahren erfolgte die Behandlung im englischsprachigen Raum häufig im Rahmen des so genannten Recovery-Paradigmas mittels Regressionshypnose; heute ist dieses Verfahren der Rückerlangung von Erinnerungen an das traumatische Ereignis umstritten. Oft erfolgt die Behandlung in mehreren Stufen, wobei der erste Schritt die Schaffung eines als sicher wahrgenommenen Umfelds ist. Neueste Forschungen arbeiten mit MDMA in der psycholytischen Therapie. PräventionVorbeugend wird versucht, durch eine frühzeitige Intervention die akute Belastungsreaktion für den Betroffenen handhabbar zu machen und frühzeitig adäquate Bearbeitungsstrategien zu aktivieren. Mit dieser Thematik befasst sich die Notfallpsychologie. Für Einsatzkräfte sind die SbE-Teams (in Deutschland PSU-Teams (Psychosoziale Unterstützung für Einsatzkräfte) genannt), für Angehörige und sonstige Betroffene ist die Krisenintervention im Rettungsdienst zuständig. Beide geben konkrete Hinweise auf weiterbetreuende psychosoziale Einrichtungen. Beim Verfahren der "Normalitätsintervention" werden dem Patienten detailliert seine Symptome als normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis gedeutet, z. B. kann die Schlafstörung erklärt werden als Wunsch des Körpers, sich wach zu halten, um nicht wieder überfallen zu werden. Nicht in jedem Fall ist eine Intervention nötig. Vor allem Fälle mit einem hohen Risiko der Chronifizierung sollten früh therapiert werden. Zur Beurteilung dieses Risikos gibt es diverse Checklisten wie z. B. den Kölner Risiko-Index. Das Rote Kreuz berät die Opfer in Katastrophengebieten routinemäßig auch im Hinblick auf PTBS. Hintergrund und GeschichteZum ersten Mal wurden die psychischen Folgen eines Traumas 1900 v. Chr. von einem ägyptischen Arzt beschrieben (Veith 1965). 1895 wurden die möglichen Langzeitfolgen von Traumata von Josef Breuer und Sigmund Freud in ihren "Studien über Hysterie" als eine Unterklasse der hysterischen Erkrankung beschrieben, vgl. Traumatische Hysterie. Der Freud- Analysand und -Schüler Abram Kardiner war der erste, der um 1900 PTBS-Symptome beschrieb (Lamprecht & Sack 2002). PTBS-Symptome wurden im letzten Jahrhundert mit verschiedenen anderen Bezeichnungen belegt, zum Beispiel sprach man in Bezug auf die Kriegsgeschädigten des Ersten Weltkrieges von "shell shock", "Granatfieber" oder einer Kriegsneurose. Die britische Armee allein zählte bis Kriegsende 80.000 Soldaten, die ihren "Breaking Point" erreicht hatten, die ausgebrannt und nicht mehr einsatzfähig waren. Doch die relativ schnell etablierte Erkenntnis der Ärzte, dass man es mit einem eigenständigen Krankheitsbild zu tun hatte, setzte sich weder in der Militärführung noch bei der Zivilbevölkerung durch. Letztere begrüßte psychisch traumatisierte Heimkehrer oft mit tiefster Verachtung. Man ließ die Soldaten spüren, dass man sie für Feiglinge hielt. Einige Hundert dieser Patienten kamen gar nicht zurück nach Großbritannien: Die Armeeführung hatte sie wegen Feigheit erschießen lassen. In Deutschland soll sich die Zahl der Hinrichtungen auf etwa zwei Dutzend belaufen haben. Der Begriff PTBS wurde vor allem von der US-amerikanischen Psychologin Dr. Judith Lewis Herman eingeführt, als Konsequenz aus ihrer Arbeit mit Vietnamkriegs-Veteranen wie auch von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen. Chronologie der Bezeichnungen
Volksmund:
Literatur
Siehe auch
Referenzen
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