Meine Merkliste
my.bionity.com  
Login  

Poliovirus



Poliomyelitis Virus
Systematik
Reich: Viren
Baltimore Klassifikation ((+)ssRNA-Viren) (IV)
Familie: Picornaviridae
Gattung: Enterovirus
Art: Polioviren
Wissenschaftlicher Name
Poliomyeltis Virus

Das Poliovirus ist der Erreger der Kinderlähmung (Poliomyelitis). Es handelt sich um ein unbehülltes Virus mit einzelsträngiger plus-RNA von 30,5 Nanometer Durchmesser, das zum Genus Enterovirus der Familie Picornaviridae gehört. Es kommt außer beim Menschen auch beim Affen vor.


Inhaltsverzeichnis

Merkmale

  Das Poliovirus ist ein sehr umweltstabiles Virus und hygienische Maßnahmen können ihm nur wenig anhaben.

Immunologische Einteilung

Beim Poliovirus werden immunologisch folgende Subtypen unterschieden:

  • Typ 1 (Typ "Brunhilde"):dieser Subtyp kommt am häufigsten vor und kann auch eine schwere Erkrankung verursachen.
  • Typ 2 (Typ "Lansing"): dieser Typ verursacht eher leichte Verläufe.
  • Typ 3 (Typ "Leon"): dieser Subtyp kommt eher selten vor, verursacht aber in der Regel einen ernsten Verlauf.

Vorkommen

Der Erreger ist außer in den Polargebieten weltweit anzutreffen. Durch eine konsequente Durchführung von Impfmaßnahmen ist das häufige Auftreten der Erkrankung auf Gebiete in Afrika und Asien zurückgedrängt worden. Während 1988 weltweit noch etwa 350.000 Fälle registriert wurden, war diese Zahl im Jahr 2003 auf weniger als 700 zurückgegangen, was einer mehr als 99%igen Reduktion entspricht. Seit 2003 sind die Zahlen aber wieder etwas angestiegen auf ca. 1800 Fälle weltweit[1]. Eine detaillierte Liste der weltweit registrierten Poliovirus-Fälle 2000-2006, nach Ländern geordnet, findet sich hier: (pdf)

Die folgende Tabelle zeigt, in welchen Ländern der Welt im Jahr 2006 noch (Wildtyp-) Poliovirus-Infektionen registriert wurden [2]:

Land Zahl der Fälle (2006)
Pakistan 33
Indien 531
Nigeria 985
Afghanistan 29
Kenia 1
Somalia 32
Niger 11
Bangladesch 15
Kamerun 1
Demokratische Republik Kongo 8
Nepal 2
Äthiopien 15
Angola 1
Namibia 19
Indonesien 2
Jemen 1

Weltweite Fälle als Karte im Internet.

Übertragung

Das Virus wird durch Schmierinfektion (fäkal-oral) und auch über Gegenstände übertragen. Dabei befällt es zunächst den Verdauungstrakt und breitet sich von dort in seltenen Fällen über das Blut (hämatogen) aus (zyklische Allgemeininfektion).

Krankheitsfolgen

Die Infektion erzeugt meistens keine Symptome. Manchmal kommt es zu grippeähnlichen Beschwerden. Nur relativ selten (ca. 1% der Infektionen) befallen die Viren auch Nervenzellen, dann vorzugsweise die für die Muskulatur wichtigen Vorderhornzellen im Rückenmark, und führen so zum Krankheitsbild der Kinderlähmung.

Nachweismethoden

Verwendung in Impfstoffen

Der Totimpfstoff nach Salk (IPV) zur intramuskulären Injektion enthält auf Affennierenzellkulturen gezüchtete, mit Hitze und Formaldehyd inaktivierte Virusbestandteile der 3 Typen. Dieser Impfstoff bietet in der Regel zehn Jahre Schutz, der allerdings unsicherer ist, als mit dem Lebendimpfstoff. Dafür ist eine Impfpolio und Ansteckung Ungeimpfter ausgeschlossen. Er soll aber nicht während Epidemien verwandt werden.

Der Schluckimpfung mit dem Lebendimpfstoff nach Sabin (OPV) besteht aus einer Mischung aus den 3 Typen als sogenannte attenuierte Viren und ist noch vermehrungsfähig, aber praktisch ohne Krankheitspotential. Hiermit wird für fünf bis zehn Jahre ein effektiverer Schutz als mit dem Totimpfstoff erzielt. In Deutschland ist diese Impfmethode wegen der Seltenheit der Erkrankung gleichwohl nicht mehr Standard, da hierbei eine Impfpolio nicht vollkommen ausgeschlossen werden kann und die Chance einer derartigen Erkrankung von 1:1,5 Millionen ist höher als das allgemeine Poliorisiko. Außerdem ist bei dieser Methode eine Infektion nicht geimpfter Personen durch engen Umgang mit Geimpften möglich.(siehe dazu auch Kinderlähmung)

Wichtige Persönlichkeiten

Die entscheidenden Vorarbeiten zur Entwicklung eines Impfstoffes leisteten Charles Armstrong, John F. Enders, Frederick Chapman Robbins und Thomas Huckle Weller. Die letzten drei Forscher erhielten 1954 für ihre Entdeckung der Fähigkeit des Poliomyelitis-Virus, in Kulturen verschiedener Gewebstypen zu wachsen, gemeinsam den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

Jonas E. Salk entwickelte einen Impfstoff aus mit Formalin abgetöteten Polioviren (Totimpfstoff). Die Zulassung in den USA erfolgte 1955 und schon binnen kurzem konnte dort die Verbreitung von Polio auf ein Fünftel zurückgedrängt werden.

Albert Sabin entwickelte die Schluckimpfung, die neben dem genannten effektiveren Schutz noch den großen Vorteil aufwies, dass sie oral angewendet wurde und nicht wie bei Salks Impfstoff injiziert werden musste.

Einzelnachweise

  1. http://www.polioeradication.org/
  2. Wild poliovirus weekly update. 22. November 2006 [1]

Literatur

  • Anonymus: Globale Polioeradikation - zwischen Bangen und Zuversicht. Hygiene und Medizin 29(11), S. 400 - 401 (2004), ISSN 0172-3790
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Poliovirus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Ihr Bowser ist nicht aktuell. Microsoft Internet Explorer 6.0 unterstützt einige Funktionen auf ie.DE nicht.