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PilusDer Pilus (von lateinisch pilus „Haar, Faser“, Plural: Pili, auch Fimbrien genannt) ist ein aus einem Protein bestehender fadenförmiger Fortsatz bei Prokaryoten und ist typisch für gramnegative Bakterien. Diese besitzen je nach Individuum einen Pilus bis viele Pili. Es gibt verschiedene Typen von Pili, die sich in ihrem Protein, ihrer Länge und Durchmesser und in ihrer Funktion unterscheiden. Die Länge variiert zwischen etwa 0,1 bis etwa 20 µm, ihr Durchmesser 2 bis etwa 20 nm. Beispiele für Funktionen: Anheftung an eine Grenzfläche Feststoff/Flüssigkeit oder Gas/Flüssigkeit, Anheftung an andere Bakterien, Anheftung an die Oberfläche tierischer Zellen. Weiteres empfehlenswertes FachwissenDie Anheftung an Grenzflächen hat ökologische Bedeutung: Bei Vorkommen der Bakterien in einem fließenden Medium können sie bei Anheftung an einem Feststoff am Ort bleiben und werden nicht mit dem Flüssigkeitsstrom mitgeführt. Auf diese Weise fließt das Medium an ihnen vorbei und bringt neue Nährstoffe mit und führt Stoffwechselabprodukte fort. Bei Anheftung an die Grenzfläche Luft/Flüssigkeit können sie aus der Flüssigkeit Nährstoffe entnehmen und aus der Luft Sauerstoff. Eine dichte Lage aus Bakterien (und auch anderen Mikroorganismen) an der Oberfläche von Flüssigkeiten (auch mit anderen Mitteln angeheftet) bezeichnet man als "Kahmhaut". Für die Anheftung an einer Grenzfläche Gas/Flüssigkeit sind besonders Pili geeignet, die aus Proteinen mit einer apolaren Oberfläche bestehen. Die Anheftung an tierische Zellen fördert bei einigen Bakterien ihre Pathogenität. Es gibt spezielle Pili, die dem horizontalen Gentransfer dienen (Konjugation). Sie werden als F-Pili (F von englisch fertility, deutsch Fruchtbarkeit) oder Sexualpili bezeichnet und sind relativ dick und hohl, ihre Länge beträgt 1 - 4 µm, ihr Durchmesser 2 - 8 nm. Meistens wird je Individuum nur ein F-Pilus gebildet. Er wird vom Donator-Bakterium chemotaktisch ausgebildet. Nach Kontaktaufnahme mit einem Empfänger-Individuum (Akzeptor/Rezipient) wird der Pilus von Donator abgebaut und der Abstand zwischen den beiden Zellen verringert sich. Ist der Abstand gering genug, kann außerhalb des Pilus eine Plasmabrücke etabliert werden, über die genetische Information in Form von DNA ausgetauscht werden kann. Der Austausch der genetischen Information erfolgt also nicht über den "Tunnel" des F-Pilus. Es werden beispielsweise Resistenz-(R-)Faktoren oder Fertilitäts-(F-)Faktoren über die Plasmabrücke ausgetauscht. Dabei wird der DNA-Doppelstrang in Einzelstränge aufgewunden und Teile eines Einzelstranges (dabei ist es egal, welche) wandern vom Donator zum Rezipienten. Danach löst sich die Plasmabrücke auf und beide Bakterien vervollständigen den Einzelstrangbereich zu einem Doppelstrang. Auch wenn bei diesem Prozess genetisches Material ausgetauscht wird (Konjugation), ist es kein echter sexueller Prozess, denn Bakterien haben kein Geschlecht. Die Bezeichnung Sexualpilus ist deshalb irreführend und sollte nicht verwendet werden. Die korrekte Bezeichnung ist F-Pilus.
Siehe auchKategorien: Zellbiologie | Bakteriologie |
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Pilus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |