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PhakomatoseAls Phakomatosen (von griechisch φακός, fakós, „Linse“, „Fleck“, heute auch „Taschenlampe“) bezeichnet man in der Medizin eine Gruppe von Krankheiten mit Fehlbildungen im Bereich der Haut und des Nervensystems. Bei dem Begriff handelt es sich nicht um eine genaue wissenschaftliche Definition, sondern eher um ein Konstrukt, mit dessen Hilfe Diskussionen um Krankheitsmerkmale und Krankheitsursachen provisorisch sortiert wurden. Aufgrund neuerer Ergebnisse der molekularbiologischen Grundlagen von Erkrankungen ist der Begriff praktisch überflüssig, wird aber in der Literatur weiterhin verwendet. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
DefinitionAus der Sicht des Pathologen sind Phakomatosen gekennzeichnet durch das Auftreten von Hamartomen in mehreren Organsystemen. Die Gruppe der Krankheiten, bei denen dies der Fall ist, wird aus historischen Gründen gemäß dem griechischen Wort für Linse Phakos und wegen linsenförmiger Veränderungen des Augenhintergrundes bei manchen dieser Erkrankungen Phakomatosen genannt. Hierbei ist folgendes zu bemerken. Die historisch ursprüngliche Gruppe der Phakomatosen bezeichnet in der Tat meist erbliche Tumorerkrankungen. Die Hamartome, die dieser Erkrankungsgruppe ihren Namen gaben, sind aber keine Tumoren, sondern geschwulstähnliche Gewebsveränderungen. Unter dem Begriff Neurokutane Erkrankungen wird in der wissenschaftlichen Literatur eine größere Gruppe von Krankheiten verstanden, deren gemeinsames Merkmal in bestimmten pathogenetischen Mechanismen gesehen wird. In der modernen Literatur wird ein Teil der Phakomatosen unter dem Stichwort der Tumorsuppressorgen-Erkrankungen neu gegliedert. Phakomatose als Sammelbezeichnung für eine Reihe von KrankheitenZu den Phakomatosen im engeren Sinne rechnet man folgende Erkrankungen:
Beispiele für die Einteilung der PhakomatosenDas Lehrbuch der Neurologie von Mumenthaler (1979) definiert die Phakomatosen als Fehlbildungen an ZNS und Haut und zählt hierzu die Neurofibromatose Recklinghausen (NF), die Tuberöse Sklerose Bourneville-Pringle (TS), die Encephalo-Faciale Angiomatose Sturge-Weber (EFA) und die Retino-Zerebelläre Angiomatose Hippel-Lindau (RZA). Das Lehrbuch der Neurologie von Delank (1994) definiert die neurokutanen Erkrankungen aufgrund von histologischen und embryologischen Überlegungen. Dort heißt es, die Phakomatosen seien dysplastisch-blastomatöse Entwicklungsstörungen, die ektodermale Strukturen betreffen und somit als neurokutane Erkrankungen auftreten. Dabei würden die ektodermalen Dysplasien zu Tumoren werden und hämangiomatösen Fehlbildungen seien mesenchymalen Ursprungs und somit sekundär aus ektodermalen Gewebe gebildet. Delank zählt zu den Phakomatosen ebenfalls NF, TS, EFA und RZA. In Merrits Textbook of Neurology (1996) werden in dem Kapitel Neurocutaneous Disorders lediglich die Neurofibromatose Recklinghausen (eine congenitale Tumorerkrankung), die Encephalofaciale-/trigeminale Angiomatose Sturge-Weber-(Krabbe/Dimitri) (eine congenitale Gefäßmißbildung), die Incontinentia Pigmenti Bloch-Sulzberger (eine congenitale eruptive Hauterkrankung) und die Tuberöse Sklerose Bourneville-Pringle (wiederum eine congenitale Tumorerkrankung) abgehandelt. Der Kapitelautor Arnold P. Gold gibt dabei für die Auswahl der Erkrankungen keine nährere Begründung an. Das Lehrbuch der Neurogenetik von Rieß und Schöls (1998) diskutieren die Autoren V.F. Mautner und S.M. Pulst in dem Kapitel Phakomatosen die Neurofibromatose Typ 1 und die Neurofibromatose Typ 2, die Tuberöse Sklerose und das Hippel-Lindau-Syndrom mit dem Hinweis, bei den Phakomatosen handele es sich definitionsgemäß um Erkrankungen von Haut und Retina und die genannten Erkrankungen seien genetisch durch den Funktionsverlust von Tumorsuppressorgenen ausgezeichnet. Das Lehrbuch der Augenheilkunde von Reim ordnet die Phakomatosen unter den erblichen Tumoren der Retina ein und erwähnt neben dem Retinoblastom die sog. Maulbeertumoren der Tuberöse Sklerose Bourneville und die Angiomatosis retinae der Retino-Zerebelläre Angiomatose Hippel-Lindau. Die Encephalo-Faciale Angiomatose Sturge Weber wird wegen ihren Hämangiomen des Zilliarkörpers erwähnt und die Neurofibromatose Recklinghausen wegen ihrer Iris-Naevi (Lisch-Knötchen), die pathologisch als melanozytäre Hamartome charakterisiert sind. Historische Entwicklung des Begriffes und der KrankheitsgruppePhakomatosenIn den Jahren 1914 und 1919 beschreibt Bielschowski Ähnlichkeiten zwischen der NF Typ I und der TS. In einer Arbeit von 1920 beschreibt der Arzt J. van der Hoeve erstmals "linsenförmige Veränderungen" im Augenhintergrund eines Patienten mit tuberöser Sklerose und nennt diese Veränderungen Phakome. In einer Arbeit von 1923 beschreibt van der Hoeve die Augenveränderungen bei der Neurofibromatose Recklinghausen und der Tuberösen Sklerose Bourneville als ähnliche Erscheinungen und schlägt den Neologismus Phakomatose (abgeleitet aus Phakos = Linse, Muttermal) als Sammelbezeichnung für diese Gruppe von Krankheiten vor. In zwei weiteren Arbeiten aus den Jahren 1932 und 1933 schlägt van der Hoeve vor, die Hippel-Lindau-Krankheit und das Sturge-Weber-Syndrom ebenfalls zur Gruppe der Phakomatosen zu rechnen. In einer Arbeit von 1941 beschreibt Madame D. Louis-Bar ein Krankheitsbild mit kapillären Teleangiektasien der Haut und Bindehaut, Naevusbildung und cerebellärer Ataxie. Sie schlägt vor, diese Krankheit zur Gruppe der Phakomatosen zu rechnen. NeurofibromatoseKardinalsymptome: Auftreten von peripheren Neurofibromen und Cafe-au-lait-Flecken. Tuberöse SkleroseKardinalsymptome: Minderbegabung, Epilepsie, tuberöse Sklerosierungen des Gehirns, Adenoma Sebaceum. Retinocerebelläre AngiomatoseKardinalsymptome: Hämangiome von Retina und Kleinhirn. Enzephalo-Faziale AngiomatoseKardinalsymptome: Gesichtsnaevus, Angiome der Hirnoberfläche, Hemiparese und fokale Krampfanfälle. Ataxia teleangiectaticaKardinalsymptome: Cerebelläre Ataxie, oculocutane Teleangiectasien, Thymushypoplasie. Die Erstbeschreibung diese Krankheitsbildes findet sich 1926 in einer Arbeit von Syllaba und Henner. Sie nennen ihre Entdeckung einen Fall von kongenitaler und idiopathischer Athetose. Dénise Louis-Bar beschreibt 1941 einen Patienten mit der klassischen Kombination von cerebellärer Ataxie und Teleangiectasien. In drei unabhängig voneinander verfassten Artikeln beschreiben mehrere Autoren 1957 die charakteristischen Symptome der Erkrankung.
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Phakomatose aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |