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Peter Simon Pallas



  Peter Simon Pallas (* 22. September 1741 in Berlin; † 8. September 1811 ebd.) war ein deutscher Naturforscher und Geograph. Er wurde 1767 zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg ernannt und unternahm 1768-74 und 1793/94, gefördert durch die Zarin Katharina II., Expeditionen durch Sibirien und das südliche Russische Reich. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Pall. “.

Inhaltsverzeichnis

Leben

  Peter Simon Pallas war der Sohn von Simon Pallas (1694-1770), einem berühmten Chirurgen am Collegium medico-chirurgicum und dem ersten Wundarzt der Charité. Er war sehr sprachbegabt und beherrschte Latein, Griechisch, Englisch, Französisch, in späteren Jahren auch Russisch und Tatarisch. Mit 13 Jahren besuchte er Vorlesungen am Collegium medico-chirurgicum, wo er mit 17 die anatomische Prüfung ablegte.

Weitere Studien führten ihn an die Universität Halle an der Saale und Göttingen. Hier absolvierte er Vorlesungen in Mathematik und Physik. Abschließend verfasste er seine Dissertation an der Universität Leiden zum Thema De infestis veventibus intra viventia (Über die Eingeweidewürmer).

Nach weiteren Studien und einigen Veröffentlichungen wurde er bereits mit 23 Jahren zum Mitglied der Royal Society. Auf Wunsch seines Vaters sollte er als praktischer Arzt im Siebenjährigen Krieg dienen, doch der Krieg endete vor seiner Einberufung. Deshalb ging er für 3 Jahre nach Holland, wo er sich Naturaliensammlungen widmete, diese ordnete und hierüber Studien publizierte. Trotz mehrerer Veröffentlichungen in der Zoologie gelang es ihm nicht, eine Anstellung als Naturforscher zu finden.

Professur in Russland

Nach weiterem Drängen des Vaters kehrte er 1767 nach Berlin zurück und erhielt dort die Mitgliedschaft an der Russisch-Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften durch Jakob Stählin. Dies brachte ihm einen Konflikt mit seinem Vater ein, jedoch folgte er dem Angebot und erhielt eine Professur in Russland.

Am 30. April 1767 wurde ihm die Vorbereitung und Leitung einer von fünf Akademie-Expeditionen anvertraut. Diese fand von 1768 bis 1774 statt, und führte ihn vom mittleren Ural über Westsibirien zur kaspischen Senke. Weitere Teilnehmer waren Iwan Bykow, Nikita Petrowitsch Rytschkow, Nikita Petrowitsch Sokolow sowie Johann Peter Falck und Johann Gottlieb Georgi.

Zarin Katharina II. erhoffte sich eine Verbesserung des Ansehens Russlands, daher wurden die Reiseberichte schon während der Expedition vorbereitet. Die 1. Auflage erschien als Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reiches (1771) mit einem Umfang von 2000 Seiten. Durch die rasche Verbreitung wurden mehrere Auflagen und Nachdrucke angefertigt, sie fanden vor allem Verbreitung außerhalb Russlands. Pallas wurde so schlagartig in der wissenschaftlichen Welt und in den Herrscherhäusern berühmt.

Danach stand die Auswertung der Expeditionsdaten und Sammlungen im Mittelpunkt seiner Arbeit. Dies brachte eine Fülle von Veröffentlichungen hervor.

Zweite Expedition und weitere Forschungen

Später finanzierte er eine eigene Expedition, die ihn nach Südrussland und auf die Krim führte. Dies erweckte in ihm den Wunsch, dort zu leben, was ihm durch Landgeschenke der Zarin auch erfüllt wurde. Der Aufenthalt stellte sich jedoch als problematisch heraus, da seine Kräfte durch Rechtsstreitigkeiten, Krankheiten, und schlechte Witterungen in den Jahren 1795 bis 1810 aufgezehrt wurden. Es brach den Kontakt zu St. Petersburg ab, so dass er zwar weiterhin Forschungen betrieb, diese jedoch nur verzögert weitergeleitet wurden. In Leipzig erschien 1799 und 1801 ein zweibändiger Reisebericht, der zahlreiche Vorschläge und praktische Anleitungen an die Statthalter in Neurussland und an der Krim enthielt, die teilweise umgesetzt wurden.

Um die Arbeiten an der Zoographica Rosso-Asiatica zu beenden, und um die Fertigstellung der Zeichnungen und Druckplatten zu beschleunigen, trennte sich Pallas von seiner Frau und kehrte 1810 mit seinem Enkel und seiner verwitweten Tochter nach Berlin zu seinem Bruder, August Friedrich Pallas, zurück. Nur wenige Monate später verstarb er dort nach intensiver Arbeit an der Zoographica Rosso-Asiatica.

Peter Simon Pallas erhielt ein Berliner Ehrengrab auf dem Friedhof am Halleschen Tor in Kreuzberg. Die Inschrift auf dem Grabstein lautet:

 

Petrus Simon Pallas
Berolinenses
Eques
Academicus petropolitanus
multas per terras iactatus
ut naturam rerum indagaret
hic tandem requiescit.
Natus D.XXII.M.Sept. A.MDCCXLI.
Obiit D.VIII.M.Sept.A.MDCCCXI.
Cippum titulumque
ab [...] iussum
academiae scient
Berolinenses et Petropolitana
posuerunt
A.MDCCCLIV.

Pallasite

Neben den botanischen, zoologischen, geologischen, geographischen und ethnologischen Forschungsergebnissen berichtet er in seinen Expeditions-Aufzeichnungen auch über eine große Masse von "gediegnen Eisen" (Originalzitat aus PALLAS 1771-1776: Reiseberichte III, S. 411), von der ihm die Einheimischen erzählten, dass sie im Jahre 1749 beim sibirischen Dorf Ubeisk südlich Krasnojarsk vom Himmel gefallen sei. Der anfangs auch als "Pallas-Eisen" bezeichnete, später dann als Meteorit anerkannte Sensationsfund spielte eine bedeutende Rolle in dem 1794 erschienenen Buch des Naturwissenschaftlers Ernst F. F. Chladni, der sich damals intensiv mit der Entstehung derartiger "Eisenmassen" befasste. Heute offiziell "Krasnojarsk" genannt, stellt dieser historische Meteorit den "Prototyp" der Pallasite dar, einer nach P. S. Pallas benannten Untergruppe der Stein-Eisen-Meteorite.

Ehrentaxon

Ihm zu Ehren wurde die Gattung Pallasia Klotzsch der Pflanzenfamilie der Rötegewächse (Rubiaceae) benannt.

Werke

  • Elenchus zoophytorum, sistens generum adumbrationes generaliores et specierum cognitarum succinctas descriptiones, cum selectis auctorum synonymis. van Cleef, Den Haag 1766.
  • Miscellanea zoologica, quibus novæ imprimis atque obscuræ animalum species describuntur et observationibus iconibusque illustrantur. Den Haag 1766.
  • Spicilegia zoologica. Berlin 1767-77.
  • Lyst der Plant-Dieren, bevattende de algemeene schetzen der geslachten en korte beschryvingen der bekende zoorten. van Paddenburg & van Schoonhoven, Utrecht 1768.
  • Naturgeschichte merkwürdiger Thiere. Berlin 1769-78.
  • Dierkundig mengelwerk, in het welke de nieuwe of nog duistere zoorten van dieren, door naauwkeurige afbeeldingen, beschryvingen en verhandelingen opgehelderd worden. van Paddenburg & van Schoonhoven, Utrecht 1770.
  • Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reichs. St. Petersburg 1771-1801.
  • Continens quadrupedium, avium, amphibiorum, piscium, insectorum, molluscorum aliorumque marinorum fasciculos decem. Berlin 1774.
  • Sammlungen historischer Nachrichten über die mongolischen Völkerschaften. St. Petersburg, Frankfurt, Leipzig 1776-1801.
  • Betrachtungen über die Beschaffenheit der Gebürge und Veränderungen der Erdkugel, besonders in Beziehung auf das Rußische Reich. Hartknoch, Frankfurt 1778.
  • Miscellanea zoologica. Leiden 1778.
  • Novae species quadrupedum e glirium ordine, cum illustrationibus variis complurium ex hoc ordine animalium. Walther, Erlangen 1778.
  • Natuurlyke historie van nieuwe en nog weinig bekende soorten van dieren. van Esveldt & Holtrop, Amsterdam 1779.
  • Observations sur la formation des montagnes et les changements arrivés au globe. Segaud, St. Petersburg 1779.
  • Сравнительные словари всех языков и наречий, собранные десницею всевысочайшей особы. St. Petersburg 1787-89.
  • Bemerkungen auf einer Reise in die südlichen Statthalterschaften des Russischen Reichs, in den Jahren 1793 und 1794. Martini, Leipzig 1799-1803.
  • Enumeratio plantarum in horto Procopii a Demidof. St. Petersburg 1781.
  • Icones Insectorum praesertim Rossicae, Sibiriaeque peculiarium. Walther, Erlangen 1781-98.
  • Nordische Beyträge zur physikalischen und geographischen Erd- und Völkerbeschreibung, Naturgeschichte und Oekonomie. Logan, St. Petersburg 1781-96.
  • Observations sur la formation des montagnes et les changemens arrivès à notre globe. Méquignon, St. Petersburg 1782.
  • Flora Rossica seu Stirpium Imperii Rossici per Europam et Asiam, indigenarum descriptiones et icones. Weitbrecht, St. Petersburg 1784-88.
  • Linguarum totius orbis vocabularia comparativa. St. Petersburg 1786.
  • Путешествие по разным местам Российского государства. St. Petersburg 1786-1809.
  • Charakteristik der Thierpflanzen, worin von den Gattungen derselben allgemeine Entwürfe und von denen dazugehörigen Arten kurze Beschreibungen gegeben werden, nebst den vornehmsten Synonymen der Schriftsteller. Rasp, Nürnberg 1787.
  • Voyages de M. P. S. Pallas en différentes provinces de l'empire de Russie, et dans l'Asie septentrionale. Maradan, Paris 1788-93.
  • Flora Rossica. Frankfurt 1789/90.
  • Voyages en Sibérie, extraits des journaux de divers savans voyageurs. Bern 1791.
  • An account of the different kinds of sheep found in the Russian dominions and among the Tartar hordes of Asia. Chapman, Edinburgh 1794.
  • Voyages du Professeur Pallas dans plusieurs provinces de l'empire de Russie et dans l'Asie septentrionale. Maradan, Paris 1794.
  • Краткое физическое и топографическое описание Таврической области. 1795.
  • Tableau physique et topographique de la Tauride. St. Petersburg 1795.
  • Physikalisch-topographisches Gemählde von Taurien. Logan, St. Petersburg 1796.
  • Tagebuch einer Reise, die im Jahr 1781 von der Gränzfestung Mosdok nach dem innern Caucasus unternommen worden. Logan, St. Petersburg 1797.
  • Plantae novae ex herbario et schedis defuncti Botanici Ioanni Sievers, Hannoverani, descriptae, Nova acta Academiae Scientiarum Imperialis Petropolitanae, Petropoli (St. Petersburg) 1797
  • Observations faites dans un voyage entrepris dans les gouvernements méridionaux de l'empire de Russie, dans les années 1793 et 1794. Martini, Leipzig 1799-1801.
  • Species astragalorum. Martini, Leipzig 1800.
  • Illustrationes plantarum imperfecte vel nondum cognitarum. Leipzig 1803.
  • Travels through the southern provinces of the Russian empire, performed in the years 1793 and 1794. Ridgway & McMillan, London 1803.
  • Voyages entrepris dans les gouvernemens méridionaux de l'empire de Russie. Paris 1805.
  • Physikalisch-topographisches Gemälde von Taurien. Leipzig 1806.
  • Description du Tibet, d'après la Relation des Lamas Tangoutes, établis parmi les Mongols. Bossange, Masson & Besson, Paris 1808.
  • Animalia monocardia seu Frigidi sanguinis imperii Rosso Asiatici. 1811.
  • Travels through the southern provinces of the Russian empire, in the years 1793 and 1794. Stockdale, London 1812.
  • Viaggi del signor Pallas in diverse province dell'imperio Russo sino ai confini della China. Sonzogno, Mailand 1816.
  • Zoographia Rosso-Asiatica, sistens omnium animalium in extenso Imperio Rossico et adiacentibus maribus observatorum recensionem, domicilia, mores et descriptiones anatomen atque icones plurimorum. St. Petersburg 1831.

Literatur

  • István Fodor: Pallas und andere afrikanische Vokabularien vor dem 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Forschungsgeschichte. Buske, Hamburg 1975. (= Kommentare zu Peter Simon Pallas: Linguarum totius orbis vocabularia comparativa; 1)
  • V. I. Pallas & Osipov: Научное наследие П. С. Палласа. Письма. 1768-1771 гг. Tialid, St. Petersburg 1793.
  • Pallas (p. m.): A naturalist in Russia, letters from Peter Simon Pallas to Thomas Pennant. Minneapolis 1967.
  • Andrej K. Sytin: Пётр Симон Паллас, ботаник. KMK Scientific Press, Moskau 1997. ISBN 5-201-11103-3
  • Folkwart Wendland: Peter Simon Pallas, 1741-1811, Materialien einer Biographie. de Gruyter, Berlin u.a. 1991/92. ISBN 3-11-012997-3
  • Folkwart Wendland: Peter Simon Pallas, 1741-1811. Darwin, München 2001.
  • Eduard Winter: Lomonosov, Schlözer, Pallas, deutsch-russische Wirtschaftsbeziehungen im 18. Jahrhundert. Akad. Verl., Berlin 1962. (= Quellen und Studien zur Geschichte Osteuropas; 12)
 
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